Werbach. Vier Kandidaten bewerben sich um das Amt des Bürgermeisters in Werbach. Teil ihrer Vorstellungen war auch eine gemeinsam zu absolvierende Fragerunde. Die Wähler konnten sich direkt an die vier Bewerber wenden. Angesetzt war ein deutlich längerer Zeitraum, den die Bürger nicht ausnutzten. Auch drehten sich einige Fragen um das gleiche Thema. Die vielen erwarteten, sehr kritischen Fragen blieben weitgehend aus. In den meisten Fällen sollten alle vier Bewerber zu einer Frage Stellung beziehen.
Den Fragereigen eröffnete Albrecht Rudolf aus Werbach. Er wollte unter anderem mehr von den Kandidaten über eine aktivere Teilhabe der Gemeinde an regenerativer Energieerzeugung erfahren. Georg Wyrwoll skizzierte den Ist-Zustand für die beiden geplanten PV-Anlagenflächen und die Bürgerbeteiligung. „Wenn wir das vorantreiben, haben wir eine gute Perspektive, um vonseiten der Vereine und Kommune zu partizipieren. Es gilt auch da, dass die Bürger in dem partizipativen Verfahren beteiligt werden – ihnen transparent alles erklärt wird, damit allgemeines Verständnis da ist.“ Stefan Kempf verwies auf den Bau von zwei weiteren Windrädern in Wenkheim. „Außerdem müssen wir möglichst viele Dächer von Gemeindegebäuden mit PV-Anlagen belegen und die Straßenbeleuchtung umrüsten.“ Auch Lutz Strobel sieht die Umrüstung der Straßenbeleuchtung nicht nur aus Naturschutzgründen als wichtig an. Ein Photovoltaikpark halte er für eine gute Sache, bei Windrädern dagegen bewerte er die Gesamtenergiebilanz eher skeptisch. Thomas König kann sich in Sachen erneuerbarer Energien Solargenossenschaften vorstellen, ähnlich den Genossenschaften im Weinbau. „Jeder Bürger, der Interesse hat, sich daran zu beteiligen, kann das tun, genauso wie die Kommune – um die Werthaltigkeit in der Region zu halten.“
Bernd Schlachter aus Werbach machte sich aufgrund des neuen Klimagesetzes Sorgen um seine Heizanlage. Er regte den Bau von Nahwärmekraftwerken an. Stefan Kempf erinnerte in seiner Antwort daran, dass man an dem Gesetz wenig ändern könne, man jedoch in Waldenhausen und Nassig positive Erfahrungen mit der Nahwärmeversorgung gemacht habe. „Warum soll das nicht auch in Werbach funktionieren?“, so Kempf. Lutz Strobel brach eine Lanze für die Kraft-Wärme-Kopplung und führte Tübingen als Beispiel an. Die dafür benötigten Motoren könne man mit regenerativen Kraftstoffen betreiben. Allerdings sehe er in naher Zukunft ein komplettes Umstellen auf erneuerbare Energien als illusorisch an. „Wer denkt sich diesen Wahnsinn aus?“ Thomas Königs Stellungnahme zum geforderten Austausch der Ölheizungen ist eindeutig. Er sprach sich für eine Kombination der Energieträger aus, um eine Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. Eine Nahwärmeversorgung könne er sich auch in Werbach vorstellen. Georg Wyrwoll hielt sich mit seiner Antwort sehr bedeckt. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich Ihnen nichts versichern kann“, sagte er und schlug ein korrigierendes Eingreifen bei der nächsten Bundestagswahl vor. Als positives Beispiel führte er den Holzvergaser im Dorfgemeinschaftshaus in Gamburg an. Seine Anregung: Auch auf die Nutzung der Wasserkraft aus der Tauber zu setzen.
Stefan Gerl aus Werbach interessierte die Entwicklung von sanftem Tourismus. Thomas König schlug einen Radwanderpass vor und will die Anregung, einen attraktiven Wohnmobilstellplatz zu bauen, aufgreifen. Georg Wyrwoll möchte den bestehenden Tourismus besser sichtbar machen und sich für mehr Ladestationen einsetzen. Stefan Kempf schlug die intensivere Pflege und Ausschilderung der Wanderwege vor sowie einen möglichen Anschluss an die Tourismus Region Wertheim GmbH. Lutz Strobel regte ein Drachenfest an und eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Betreibern des Bootstourismus und den Anwohnern an der Tauber. Die bessere Vermarktung auf Homepage wollen alle vier Kandidaten.
„Was haben Sie eigentlich mit ihrem Biber-Song bezweckt?“ Birgit Hörner aus Werbach wandte sich direkt an Georg Wyrwoll. Sie forderte seine Stellungnahme zum Thema Biber ein. Gleichzeitig appellierte sie an alle vier Kandidaten, im Falle ihrer Wahl, ihre Macht in verschiedenen Gremien zu nutzen und gegen Gesetze aufzubegehren, die nicht umsetzbar sind. Für ihre engagierte Rede erhielt sie Applaus. „Der Song zeigt, dass ich ein Problembewusstsein habe“, so Wyrwoll. Für ihn nimmt der Biber eine wichtige Funktion ein. Er schlug eine aktive Entschädigung für entstandene Schäden vor. Stefan Kempf will das Problem mit in den Kreistag nehmen. Thomas König sieht hier eine dringende Notwendigkeit einer Vernetzung der Bürgermeister, um gemeinsam zu agieren, „die Interessen nach oben zu vertreten und Druck nach oben aufzubauen“.
Die Fragerunde wurde zwar vorzeitig beendet. Viele Bürger suchten jedoch im Anschluss noch das direkte Gespräch mit den Kandidaten, die noch lange in der Tauberhalle blieben.
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