Bürgermeisterwahl in Werbach

„Ich will innovativ vorangehen“

Kandidat Stefan Kempf stellte sich in Gamburg nach einem Rundgang durch den Ort den Fragen der Bürger

Von 
Heike Barowski
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Nach der Vorstellungs- und Fragerunde in Gamburg nahm sich Kandidat Stefan Kempf (Zweiter von rechts) für persönliche Gespräche viel Zeit. © Heike Barowski

Gamburg. Stefan Kempf aus Wertheim tritt zur Wahl des Bürgermeisters in Werbach an. Am späten Donnerstagnachmittag stattete er auf seiner Wahlkampftour durch die Gemeinde Werbach der Ortschaft Gamburg einen Besuch ab.

Zum Rundgang durch das Dorf hatten sich neben Ortsvorsteher Roland Johannes nur sehr weniger Bürger eingefunden. Doch diese waren sehr interessiert daran, dem Kandidaten für die Bürgermeisterwahl sehr genau ihre Probleme nahezubringen. Der sehr schlechte Zustand der Kirch- und der Thomas-Buscher-Straße war nur eines von mehreren Themen, die auf dem Spaziergang diskutiert wurden. Der Zustand der Sport- und Festhalle, vor allem der Sanitärräume und der Außenanlagen, sowie das Alter der Heizung wurden nicht nur auf dem Rundgang, sondern auch später in der Fragerunde angesprochen.

Bürgermeisterwahl in Werbach

Die Bewerbungsfrist für die Bürgermeisterwahl endet am Dienstag, 28. März. Anschließend überprüft die Wahlkommission die Zulassung der Kandidaten.

Die Wahl findet am Sonntag, 23. April, statt.

Erhält kein Kandidat die absolute Mehrheit, wird es eine neue Bewerbungsfrist bis Mittwoch, 26. April und eine weitere Wahl am Sonntag, 7. Mai, geben.

Der Amtswechsel erfolgt am 1. Juli.

Mehrfach Thema war auch der Abriss der ehemaligen Schule und die Verlegung des Kindergartens nach Niklashausen. „Wollen Sie als Bürgermeister das Rathaus weiterhin geschlossen halten? Das ist ja inzwischen ein Hochsicherheitstrakt“, bemängelte ein Mann. Kempf sprach sich eindeutig für eine Öffnung aus.

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Deutlich anders sah dann die Situation in der „Schlupfescheune“ aus. Dort hatten sich über 30 Gamburger eingefunden, um den Kandidaten näher kennenzulernen und seine Standpunkte zu diversen Themen zu erfahren.

Stefan Kempf ist 43 Jahre alt, in Reicholzheim aufgewachsen und und wurde in Gamburg zum Schreiner ausgebildet. Er arbeitete als Monteur bei einem Möbelhaus in Neubrunn. Der Verkauf eines neuartigen Energiedrinks an Freunde, Verwandte und Vereine legte den Grundstein für seinen Einstieg in die Gastronomie. Mit 21 Jahren erwarb er den Gewerbeschein für einen Getränkehandel, 2003 eröffnete er das Ionis in Wertheim, dass er vor der Pandemie verkaufte. 2011 kam der Wertheimer Stadtstrand dazu, den Kempf inzwischen ebenfalls abgegeben hat. Zu seinem Unternehmen gehören heute der Kaffeeraum, die Burgermeisterei, das Graves (stiller Teilhaber), das Hotel Wertheimer Stuben und ein Maßhemdengeschäft (alle in Wertheim) sowie eine zweite Burgermeisterei in Eichenbühl und in Tauberbischofsheim das Ionis. Insgesamt beschäftigt Kempf 71 Angestellte und diverse Betriebsleiter. Sollte er in das Amt des Bürgermeisters gewählt werden, würde seine Prokuristin die Leitung übernehmen. „Mein Einsatz in diesem Bereich wäre dann überschaubar“, erklärte er.

Unabhängigkeit ist wichtig

Seit mehreren Jahren ist Kempf in der Kommunalpolitik sowohl im Wertheimer Gemeinderat als auch im Kreistag tätig. Seinen Parteienwechsel und die gegründeten Fraktionsgemeinschaften erklärte er so: „Weil mir das Thema Unabhängigkeit sehr wichtig ist und ich nicht dafür verantwortlich gemacht werden will, was im Land und in Europa passiert. Damit will ich nicht in Verbindung gebracht werden, sondern ich will innovativ vorangehen und eigene Ideen einbringen.“ In Bezug auf die Gemeinde Werbach könne er sich eine Art digitales Rathaus vorstellen, ein ständig abrufbares Fundbüro oder eine Mängel-App, wie sie in Wertheim bereits erfolgreich umgesetzt wurde.

Flexibler ÖPNV, Car-Sharing, Ladestationen für E-Autos sind ein paar Ideen, die er in Bezug auf eine Verbesserung der Infrastruktur vortrug, genauso wie die Schaffung von Bauplätzen in den Ortschaften. Kempf schlug auch die Wiederbelebung des Marktplatzfestes in Werbach vor, genauso wie die Stärkung des Ehrenamts. Auch könne er sich eine Art „Rathaus vor Ort“vorstellen, bei dem die Sitzungen in verschiedenen Ortschaften stattfinden. Ob Kanutourismus, Unterstützung der älteren Generation, der Kindergartenbus, die Abschaltung der Beleuchtung – viele Probleme wurden von den Gamburgern vorgetragen.

„Was ist Ihr Gemeindeentwicklungskonzept?“ lautete eine Frage. Der Kandidat verwies auf die zuvor ausgeteilten Faltblätter, auf denen die Bürger Anregungen eintragen können. Aus diesen Vorschlägen heraus wolle er sein Konzept entwickeln. Wichtig sei ihm dabei unter anderem die Stärkung der Ortskerne.

Einen möglichen Umzug in die Gemeinde schloss Kempf nicht aus. Sein Mandat im Wertheimer Gemeinderat dagegen wolle er aus verschiedenen Gründen bis zur Neuwahl im Frühjahr 2024 behalten. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig. Und wenn ich Bürgermeister von Werbach werde, mache ich das auch richtig – darauf können Sie sich verlassen“, sagte Stefan Kempf dazu und setzte sich für individuelle Gespräche an den Tisch.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Wertheim

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