Gemeinderat

Geplante SüdwestLink-Trasse sorgt bei Werbacher Bürgern für Unmut

Informationspolitik der Verwaltung kritisiert. Kriterienkatalog für Freiflächen-Photovoltaikanlagen verabschiedet

Von 
Matthias Ernst
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Die Verlegung gleich zweier neuer Gleichstromkabel durch Werbacher Gemarkung in den kommenden Jahren sorgt aktuell für viel Aufregung bei Bevölkerung und Verwaltung im Ort. © Matthias Ernst

Werbach. Ungewöhnlich groß war das Interesse der Bevölkerung an der jüngsten Gemeinderatssitzung. Bürgermeister Georg Wyrwoll musste sogar noch selbst Stühle holen, damit alle sitzen konnten. Dabei gab die Tagesordnung gar nicht so eine Resonanz her. Doch der Dorffunk hatte schon verlauten lassen, dass es eine Erklärung des Bürgermeisters geben wird zum Verlauf der geplanten Gleichstromtrassen DC41 und DC42, besser bekannt als SüdwestLink und NordwestLink. Beide werden nach dem geplanten Korridor durch das Gemeindegebiet von Werbach verlaufen.

Der geplante Trassenverlauf tritt oberhalb von Wenkheim bei den Windkraftanlagen in die Gemarkung ein, läuft dann in Werbachhausen unterhalb der Böttigheimer Gemarkung weiter in Richtung Werbach. Von dort geht es zu den Aussiedlerhöfen zur Tauber und dann auf Hochhausener Gemarkung. Die Trasse wird während der Bauphase eine Breite von 60 Metern haben, danach bleibt nur noch ein Streifen von 26 Metern übrig, der nicht bebaut werden darf. Dies alles sei erst seit kurzem so klar bekannt, entschuldigte sich Bürgermeister Wyrwoll. Selbst der Gemeinderat wurde von den Ausführungen überrascht, was einhellig für Missfallen sorgte.

Michael Zwingmann fand es „traurig, dass ich heute wenigstens etwas informiert werde“. Albrecht Rudolf fand es sogar „peinlich, dass wir nicht vorher informiert wurden“. Beide sprachen aus, was ihre jeweiligen Fraktionen dachten und auch bei den Bürgern im Rathaussaal kam die Salamitaktik bei der Informationspolitik nicht gut an. Sie wünschen sich grundsätzlich mehr Transparenz, wie es Georg Wywoll bei seinem Wahlkampf im vergangenen Jahr versprochen hatte.

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Wywoll entschuldigte die Nichtinformation mit „kurzfristigen Informationsgesprächen“ über den Verlauf und nahm damit auf eine Videokonferenz mit Vertretern des Planungsbüros von Stromnetz DC, einer Kooperation von 50Hertz und Tennet, Anfang März.

Das sorgte für Unmut im Publikum, denn es wäre durchaus mehr Zeit gewesen. Schließlich habe es eine Informationsveranstaltung in Buchen gegeben, an der man sich hätte umfassend informieren können, so der Vorwurf aus dem Zuschauerbereich. Es kam fast so rüber, als hätten die dortigen Teilnehmer mehr Informationen, als die Werbacher Verwaltung.

Doch Bürgermeister Wyrwoll bat um Verständnis, dass er erst umfassende Informationen für Werbach gewinnen wollte, bevor er an die Öffentlichkeit geht. So wurde schnell klar, dass der geplante Trassenverlauf sowohl nahe an den Aussiedlerhöfen vorbeiläuft als auch Biotope durchschneidet. Hier will man noch Einfluss auf den Trassenverlauf nehmen, versprach der Bürgermeister.

Auf die Frage, bis wann man seine Einsprüche als Betroffener stellen kann, hatte Wyrwoll keine Antwort parat. Ihm sei nur bekannt, dass das Verfahren bis Juni 2024 fertig geplant sein muss. Fertigstellung soll übrigens 2037 sein

. Dann werden bis zu vier Gigawatt über die 740 Kilometer lange Strecke von Sahms in Schleswig-Holstein bis nach Oberjettingen in Baden-Württemberg fließen und den Strom vom Norden in den Süden transportieren.

„Natürlich ist uns klar, dass dieses Vorhaben ein zentraler Teil des Ausbaus für einen klimaneutrales Stromnetz in Deutschland ist“, stellte sich Bürgermeister Wyrwoll hinter das Projekt, bei dem allerdings noch viele Fragen offen sind, die schnell geklärt werden sollten, damit es nicht zu ähnlichen Ungereimtheiten kommt, wie bei der Planung und Durchführung von SuedLink, dessen Baubeginn im Main-Tauber-Kreis noch in diesem Jahr geplant ist.

Freiflächen-Photovoltaik

Nach dieser intensiven Diskussion wurde es etwas ruhiger. Aber nur oberflächlich, denn Albrecht Rudolf wollte sich noch immer nicht mit dem Kriterienkatalog für Freiflächen-Photovoltaik anfreunden. Bereits im Oktober 2022 hatte der Gemeinderat einen entsprechenden Katalog beschlossen, der einer rechtlichen Begutachtung allerdings nicht standhielt. Vor allem die darin geforderte 25-prozentige Abführung der Pachterlöse war ein Kritikpunkt.

Wegen offensichtlich weiterer Rechtsmängel beauftragte man die Fachanwaltskanzlei Bohl & Coll. aus Würzburg mit der Prüfung. Ende 2023 und nochmals Ende Januar 2024 kam es zu einem Austausch mit Rechtsanwalt Bohl im Gemeinderat, teilweise auch nichtöffentlich. Dabei wurde gefordert, sich doch mal mit den Kriterienkatalogen anderer Kommunen aus der Umgebung zu befassen, um deren Ansätze einfließen zu lassen in den Werbacher Katalog.

Dabei seien sehr unterschiedliche Ansätze und Vorgaben zutage getreten, die man so auf Werbach nicht umsetzen kann, meinte dazu Bürgermeister Georg Wyrwoll. Und so wurde ein Werk speziell für Werbach von der Anwaltskanzlei verfasst, über das nun abgestimmt werden sollte.

„Ich denke, hier liegt ein guter Beschlussvorschlag vor“, warb der Schultheiss für den Kriterienkatalog. Das sah Michael Zwingmann ähnlich, wobei er betonte, dass der Kriterienkatalog nur eine Willenserklärung sei, was sich die Gemeinde wünscht. Entscheidend sei der städtebaulicher Vertrag, fand er.

Dagegen hatte Albrecht Rudolf einige Punkte, die ihn missfielen. Und auch Philipp Bopp führte aus: „Der neue Vertrag ist eine Aufzählung schwammiger Aussagen“, weswegen er nicht zustimmen könne. Letztlich wurde der Katalog dann bei vier Gegenstimmen angenommen.

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