Werbach. „Goaggerli Helau“ ist der gemeinsame Wahlspruch in Werbach. An zwei Tagen kamen von den Zahlen her insgesamt mehr als die Hälfte der Werbacher Bevölkerung in die Tauberhalle Werbach zu den Prunksitzungen der 127 Aktiven.
Ein prächtiger Start gelang mit dem Einmarsch des Präsidiums mit Stefan Lindtner, Caroline Friedrich, Christian Herold (Sitzungspräsident), Tanja Koch und Johannes Rossi mitsamt der Männergarde und der „Blauen Garde“. Der Präsident begrüßte auch Fastnachter von außerhalb. Für den Beginn toller Programmpunkte sorgte die „Blaue Garde“ (Trainerin Katharina Liebers), deren prächtiger Gardetanz die Stimmung in große Höhen trieb. Aufgrund des straffen Programms durften die Mädels auf eine Zugabe verzichten.
Die ersten Orden gingen an Werbachs Bürgermeister Ottmar Dürr, das letzte Mal an Fastnacht in Amt und Würden, und dessen Frau. Es folgte zur Erheiterung der Zuhörer ein bürgermeisterlicher Witz sowie ein weiteres kräftiges „Goaggerli Helau“.
Gesanglich angekündigt war „Ein Student“ (Silas Förter), der in seiner Büttenrede einschlägige Erfahrungen des Studiums der Sportwissenschaften trefflich vermittelte. Es seien ein Mann Kanzlerin geworden und ein Mann Queen, er selbst wolle sich selbständig machen mit einem Brennholzverleih. Die Vorlesungen seien so spannend, wie einer Wachsblume beim Wachsen zuzuschauen.
Nach dem Schmaus für die Ohren folgte einer für die Augen, die „Chicken Queens“ (Trainerinnen Luisa Förter, Elisa Sendelbach) begeisterten mit dem Tanz „Super Mario“, erhielten für ihren feurigen Beitrag großen Applaus und boten entsprechend eine Zugabe.
Die beiden Reporter von „Kanal 11 Werbach“ (Daniel Schlachter, Andreas Michel) hatten sich eifrig umgesehen, informierten bebildert über „Gerüchte und Lügen vom Welzbachtal und von der Tauber“. Die Zuhörer sahen in Sachen Fußball-WM brasilianischen und deutschen Motivationstanz. Beim Thema „Hochzeiten und deren Ankündigungen“ sollten keine schlafenden Hunde geweckt werden, war zu hören, „Otti’s Parkplätzle“ sah sich sprachlich beleuchtet, erkannt, viele erheiternde Bilder erlaubten einen launigen Blick ins Ortsgeschehen.
Tanz und Akrobatik
„Tanzmariechen“ Hannah Liebers (Trainerin Katharina Liebers) präsentierte „Tanz und Akrobatik in Höchstform“, was den Präsidenten zu einem begeisterten „wunderbar gemacht“ veranlasste. Natürlich folgte die von allen erwünschte Zugabe.
Jan Schlör beeindruckte mit seiner Büttenrede „Der neue Pfarrer“, einer wahrhaftigen Predigt aus dem heiligen Büttenfass. Weihrauch schwängerte die Bühne, als der Pfarrer entscheidende Vorteile darin sah, dass die Alimente für die ersten drei Kinder von der Diözese übernommen würden, denn „wenn wir Pfarrer uns ab und zu nicht unter die Leute mischen würden, gäbe es auch keine Taufen mehr“.
Dann blieben die Gänge frei für wilde Tiere, die „weiße Garde“ faszinierte mit mächtig viel Schwung bei ihrem Schautanz „König der Löwen“. Der Präsident kommentierte mit „da kann man sich nicht satt sehen“. Es folgte sicht- und hörbar ein Höhepunkt nach dem anderen.
„Ein Lehrer“ trat in die Bütt. Johannes Rossi ließ wissen, „Nachdenken ist so etwas wie Google – nur krasser“. Wo sich das Display vom iPad löse, habe man ein Buch vor sich. Die selbst verfasste Essenz lautete „Lehrer ist kein Beruf, sondern eine Diagnose“.
Der Auftritt der Männergarde (Trainerinnen Lisa Baum, Regina Geier), die sich extra viel Lametta angehängt hatte, erwies sich als bombastische Darstellung. Die Orden in Form einer Stirnlampe waren für den eindrücklichen Vortrag ehrlich verdient.
Es folgten Ehrungen für „Leute hinter den Kulissen“, denn es sei beinahe unvorstellbar, an was alles gedacht werden müsse für einen solch tollen Abend.
Christian Freisleben berichtete in seiner Büttenrede als „Ein werdender Vater“, vom Geburtsvorbereitungskurs. Bei der Kontrolluntersuchung in Würzburg habe man die Schwangerenambulanz leicht gefunden, „immer den Gebärmüttern nach“. Bei den zwei Ultraschallvarianten, so war zu hören, gebe es die romantische Version und eben die zweite Variante, „what a f...“.
Liedgut von Christin Freisleben, Eva Sendelbach, Steffi Weber richtete das Augenmerk auf die Situation in Werbach: „Bei Dunkelheit, da brennen die Laternen längst nicht mehr die ganze Nacht“ und „macht die Augen zu, dann denkt ihr, ihr seid in Werbach nachts um halb eins“. Ein abschließendes Lied richtete sich an den Bürgermeister: „Lieber Ottmar, sei doch so gut, gib uns ‘ne Lampe, die heimleuchten tut, lieber Ottmar, bring uns gut heim.“
Der tolle Abend setzte sich fort mit „Wilder Westen“, dem temperamentvollen Schautanz der „Blauen Garde“. Diese Entführung in ein Land der Legenden ließ die Bühne erbeben und brachte den Saal zum Kochen.
Danach trat Rüdiger Klebes als „ein vom Alltag geplagter Mann“ in die Bütt. Er meinte, „Finanzkrise - habe ich seit 20 Jahren“, seine Bank könne ihm den Kontostand nicht sagen. Letzthin sei er „voll wider die Hauswand geknallt“, er könne „von Glück reden, dass ich nicht mit dem Auto unterwegs war“. Das Publikum zeigt sich von dem Beitrag begeistert, spendete tosenden Applaus und reichlich „Helau“.
Dann trat das Männerballett als „Ägypter“ auf. Der Auftritt mündete in einer prächtigen Pyramide, die Mannen hatten sich ob ihres sportlich gestählten und kunstvoll dargebotenen Werkes eine Zugabe wahrlich verdient.
Letzter Auftritt
Anschließend berichtete „Ein Kassenpatient“ (Volker Schlachter) von seinen Erlebnissen. So sei er „auf vielfachen Wunsch einer Person mit Menstruationshintergrund“ unterwegs gewesen auf der Suche nach einer Hose. „Ich dachte, ich wäre in der Hölle“, als er die Kosten wahrgenommen habe, „es war meine Frau“. Der Kassenpatient habe eine kombinierte Reha aufgesucht, „abnehmen und laufen lernen“. Damit wolle er es probieren. Die Sitzungsleitung sprach von einem wie erwartet phänomenalen Auftritt und zugleich dem letzten. So gab es Applaus auch für das Lebenswerk.
Zum Abschluss zauberte die „Weiße Garde“ ihren Gardetanz auf die Bühne. Doch ohne eine Zugabe ließ man sie nicht gehen.
Dieser schöne Abend mit den „Goaggerli“ ging nach Mitternacht zu Ende. Ein Zuschauer unter vielen kommentierte: „Es war einfach genial“. hpw
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