Radlerbrücke Elpersheim

Weikersheim: Radlerbrücke mit Bürgermeister-Mehrheit vom Tisch

Erste Kostenschätzung von gut einer Million Euro. CDU-Antrag auf förderfähige Planung wird mit 11 zu 10 Stimmen abgelehnt

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Keine Radwegbrücke in Elpersheim: Mit einer „Bürgermeister-Mehrheit“ von 11 zu 10 Stimmen wurde dem Projekt die Zustimmung versagt – „brutal abgewürgt“, so die Sicht von Elpersheimer Bürgern.

Weikersheim. Es ging nicht um einen verbindlichen Bauantrag, sondern um genauere Voranalysen. Hier wollte die CDU-Fraktion des Gemeinderats am Donnerstag einen vertieften Blick auf die Möglichkeiten der Umsetzung der vieldiskutierten Radwegsbrücke am Ortsrand. Eine zeitnahe, förderfähige Bauplanung solle erstellt werden – in Kontakt mit Fördergebern und Fachbehörden. Erst wenn man dann ein konkretes Ergebnis habe und eine genaue Kostenkalkulation vorliege, solle der Gemeinderat entscheiden.

Applaus und lautstarker Spott

Es kam anders. Und das unter hochemotionalen Bedingungen – es waren in der Jahresschlusssitzung zahlreiche Elpersheimer anwesend. Die unterstützten den CDU-Antrag mit Applaus und quittierten die Gegenargumente von FWV und SPD/UB teils mit lautstarkem Spott.

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Nach der geheimen Abstimmung die Verkündung des Ergebnisses: 10 Stimmen für den CDU-Antrag, 11 dagegen. „Der Antrag ist somit abgelehnt.“ Eine Wortäußerung von Stadtrat Norbert Beck fasst die Reaktionen auf das Ergebnis aus Sicht der CDU und sicher auch der anwesenden Elpersheimer gut zusammen: „Ich bin seit 24 Jahren Stadtrat. Doch ich habe es noch nicht erlebt, dass wir hier eine neunzigprozentige Förderung einfach vom Tisch hauen.“ Replik von FWV-Sprecherin Christiane Geier: „Das ist doch nicht klar, ob wir die überhaupt bekommen.“

Der finalen Entscheidung ging eine Darstellung der Pro- und Contra-Argumente voraus. Die CDU würdigte über mehrere Sprecher u. a. die überregionale Bedeutung des Radwegs. Es winke bei einem Radbrückenbau der Höchstsatz von 90 Prozent Förderung, allerdings sei hier Eile geboten. Auch der Landkreis Main-Tauber habe Interesse am Brückenbau. Der Landrat habe zwar Unterstützung signalisiert, aber „keine Versprechungen gemacht.“ Durch Ortsvorsteher Hans-Joachim Haas wurde (belegbar) ergänzt, dass es schon vor vielen Jahren Pläne für eine Radlerbrücke – inklusive Vor-Etatisierung – gegeben habe. Es gehe bei dem Projekt aber weniger um den Ort, als um die „Raumschaft“. Die Gefahrenlage für Radler innerorts: „Das betrifft alle.“

Die bereits grob ermittelten Kosten von knapp über einer Million Euro seien den Freien Wählern (FWV) „zu hoch“, hieß es. Ob Zuschüsse kämen, das sei unsicher. Angesichts der Verschuldung des Landkreises sei ein Zuschuss von dort fraglich. Auch die Folgekosten (dargestellt und genannt wurden 16 000 Euro/Jahr) „sind für uns zu hoch“, so Christiane Geier. Betrachte man die Pflicht (Badsanierung, ZOB-Brücke, Hallensanierung Nassau, usw.), die man finanziell kaum stemmen könne, müsse man sich fragen, ob der Gesamtverkehr inklusive Radler nicht auf der „tollen, breiten neuen Brücke“ eigentlich funktionieren sollte. Die Fraktion stehe hinter der Schaffung von Abbiegespuren, Warnhinweisen und Beschilderung.

Ein Blick zurück von SPD/UB-Sprecherin Anja Lotz: „Landrat Frank und Klaus Kornberger hatten es in der Hand“, jetzt solle man „das Projekt zum zweiten Mal finanzieren.“ Der jetzige Landrat könne keine Förderzusagen mache, die Kosten und „die Folgekosten hängen ander Stadt.“ Es sei doch so: Hohe, potenzielle „Fördermittel wecken Begehrlichkeiten“. Sie würde eine Radlerbrücke „Elpersheim gönnen, aber wir haben wichtigere Dinge zu bewältigen.“

Votum „zum Schaden der Stadt“

Eine nachgeschobene Forderung von Lotz nach der Schaffung einer innerörtlichen 30er-Zone und einem Nachtfahrverbot für Laster musste Bürgermeister Nick Schuppert (auf dezidierten Hinweis der CDU hin) dann ablehnen – bei einer Kreisstraße wie der Elpersheimer Deutschordenstraße seien solche Maßnahmen nicht möglich.

Nach der Abstimmung, bzw. grundsätzlichen Ablehnung des Projekts durch FWV, SPD/UB und den Bürgermeister (die Abstimmung war zwar geheim, aber mit basalen rechnerischen Kenntnissen ist die Stimmenverteilung offensichtlich) bezeichnete der sichtlich enttäuschte Elpersheimer Ortsvorsteher das Ergebnis als „abstrus“. Er könne, so Haas, „nicht verstehen, dass man noch nicht mal in eine weitere Prüfung geht.“ Wer bei einer möglichen 90-Prozent-Förderung alles ausschlage, der vergebe eine einmalige Chance und handle „nicht zum Wohle, sondern zum Schaden der Stadt“.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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