Flüchtlingsunterbringung in Kommunen

Weikersheim: Grenzen des Machbaren sind erreicht

Michaela Knapp vom Weikersheimer Ordnungsamt im Gespräch. Arbeiten ohne breite Unterstützung nicht zu stemmen

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Aus einem „Flüchtlingscamp“ (im Bild der Badbereich einer mobilen Lösung) in eine Wohnung als „Anschlussunterbringung“ – Aufgabe der Kommunen. © dpa

Weikersheim

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Flüchtlingsunterbringung in Weikersheim: Die Situation ist für Michaela Knapp vom Weikersheimer Ordnungsamt enorm herausfordernd. Sie koordiniert die Maßnahmen – ohne ehrenamtlichen „Lenkungskreis“ wären die nicht zu bewältigen.

Michaela Knapp nimmt kein Blatt vor den Mund: „Die Belastung der Ordnungsämter ist enorm“, die „Lage ist ernst“. Es geht im FN-Gespräch um die Unterbringung von Flüchtlingen. Ein durchaus komplexes Thema – und eines, das auch die Weikersheimer Stadtverwaltung immer wieder stark beschäftigt. Die Kommunen müssen die Basisarbeit leisten. Doch hinter einem distanzierten Begriff wie „Kommune“ stecken Verwaltungsfachleute wie Michaela Knapp, Helfer bei der Wohnungsakquise und engagierte Bürger im örtlichen Asyl-Lenkungskreis. Ohne eine breite Unterstützung würden sich die Herausforderungen nicht stemmen lassen, macht Knapp klar.

Menschenwürdig – Arbeit am Limit

„Die Grenzen des Machbaren sind erreicht“, das machte Knapp schon unlängst vor dem Weikersheimer Gemeinderat deutlich. Auf allen relevanten Posten stehe man am Limit, Integrationsmanager seien ebenso überlastet, wie die Verwaltungen. Einen Großteil ihres Jobs im Ordnungsamt widme sie dem Bereich Flüchtlinge und das mit Herzblut und mit dem Ziel, eine menschenwürdige Unterbringung zu schaffen. Allein die Vielzahl der Fälle führe zwangsläufig in sämtlichen Verwaltungen zu einer Verschlechterung der Arbeitsqualität.

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Dank extrem guter Organisation funktioniert die Flüchtlingsunterbringung in Weikersheim aktuell weitgehend „geräuschlos“, so Bürgermeister Nick Schuppert – noch.

Michaela Knapp hat eine Checkliste für Anschlussunterbringungen: Wo gibt es eventuell noch freien Wohnraum in Weikersheim, ist die Wohnung technisch in vertretbarem Zustand, stimmen Größe und Kosten? „Es geht um eine menschenwürdige Unterbringung“, hält sie fest – und die ist auch für die Wahrnehmung von Geflüchteten innerhalb der Stadt wichtig. Denn: Eine Unterbringung in heruntergekommenen Objekten macht etwas mit den Bewohnern selbst – und mit dem Blick der Bürger auf die neuen Einwohner. Das ist die soziale Komponente einer Integration.

Menschen müssen lernen, sich gegenseitig zu akzeptieren. In Weikersheim gibt es keine irgend „verordnete“ Pflicht zum kommunalen Engagement für Flüchtlinge. Mehrere setzen sich aber freiwillig und ehrenamtlich im Bereich der Schul-Hausmeistereien ein, berichtet Knapp. Reinigen, Streichen, Instandhalten: Gut fürs Selbstbewusstsein hier – gut für die kommunalen Einrichtungen.

Wer ist bei der „Integration“ für was zuständig? Es ist aus der Sache heraus ein nötiger Mix: „Da muss der Hausmeister auch mal Integrationsaufgaben übernehmen, ehrenamtlich Tätige helfen in der Schule Elterngespräche zu führen“, so Knapp. Eine strikte Zuständigkeit „kann nicht immer eingehalten werden.“

Zugewiesen werden die Geflüchteten den Gemeinden vom Landratsamt. Sie kommen aus den vorläufigen Unterbringungen (in Weikersheim derzeit die „Containersiedlung“ an der äußeren Bismarckstraße) in die sogenannte Anschlussunterbringung (AU). 2023 waren es 37 Personen, die im Stadtgebiet in solche reguläre AU-Wohnungen in Kernstadt und Schäftersheim eingezogen sind. „Aufwandsentschädigung“ für die Stadt vonseiten des Landratsamts Main-Tauber: 5661 Euro. Für alle Untergebrachten insgesamt. Übrigens: Die Miet-Leistungen der durch die Stadt angemieteten Objekte übernimmt (je nach Status der Bewohner) in der Regel das Jobcenter.

Angespannter Wohnungsmarkt

Ausblick auf das laufende Jahr 2024: Kreisweit werden rund 390 Personen erwartet; Weikersheim muss (volatil, auch weil es eine „Entlastungszahl“ für Kommunen mit Gemeinschaftsunterkünften gibt) etwa 22 Personen unterbringen.

Die Tauberstadt ist nach einer Zeit der „Unterdeckung“ aktuell im geforderten Status. Acht Kommunen im Main-Tauber-Kreis rangieren teils deutlich im Aufnahme-Minus.

Was kommt auf de Stadt Weikersheim weiter zu? Die Arbeit der sogenannten Integrationsmanager (Landratsamt) wurde auf drei Jahre begrenzt – und sie sind nicht immer verfügbar. „Personen, die Hilfe brauchen, kommen dann meist ins Rathaus zur Betreuung. Wir hoffen auf eine weitergehende Regelung“, so Michaela Knapp. Insgesamt sei die Zusammenarbeit mit der zuständigen Managerin aber „sehr gut und wichtig“.

Obwohl der örtliche Wohnungsmarkt weitgehend ausgeschöpft erscheint: „Nach wie vor streben wir eine Unterbringung in Wohnungen an. Eine (kommunale) Containerlösung soll verhindert werden“, sagt Knapp.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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