Weikersheim. „Eine Ära geht zu Ende. Nämlich die der Freien Wähler Vereinigung im Gemeinderat in Weikersheim“ – Fraktionssprecherin Christiane Geier kündigte das Aus in öffentlicher Ratssitzung an. In die Lücke will eine neue „Bürgerliste“ stoßen.
Das war durchaus ein Paukenschlag am Ende der öffentlichen Ratssitzung am Donnerstag: Die Freie Wähler Vereinigung (FWV) wird bei der Kommunalwahl im Juni 2024 nicht mehr antreten. Durchaus bereits öffentlich bemerkbar hat FWV-Fraktionsmitglied Jürgen Vossler eine unabhängige Weikersheimer „Bürgerliste“ gestartet – er ist damit aber noch nicht offiziell in einen Wahlkampf gestartet. Dass Bewegung ins kommunalpolitische Spektrum kommen würde, war also klar. Dass sich die FWV komplett zurückziehen würde, das wussten bislang nur die Mitglieder selbst.
Warum der Rückzug? „Die Arbeit in einem Gemeinderat einer Stadt ist ein Ehrenamt, das einen hohen persönlichen und zeitlichen Einsatz fordert. Im Schnitt hat man eine Sitzung pro Woche, das Lesen von Sitzungsunterlagen, Vor-Ort-Termine, Repräsentanzaufgaben kommen hinzu.“ Volker Deeg habe sich entschieden „nach 25 und ich nach 15 Jahren Ehrenamt nicht mehr anzutreten“, sagte Geier in ihrer Erklärung vor dem Gemeinderat.
Keiner will Fraktionsvorsitz
„Wie manche mitbekommen haben, hat ein Mitglied unserer Fraktion für sich entschieden, sich anderweitig zu orientieren und wird sich deswegen bei den Freien Wählern nicht mehr engagieren“, so Geier weiter. „Wir verbleibenden fünf Freie Wähler sind dann nach vielen Gesprächen, Abwägen und Nachdenkens zu dem Schluss gekommen, dass die Freien Wähler derzeit keine Zukunft haben, da leider keiner der Verbleibenden für das Amt des Fraktionsvorsitzenden zu Verfügung steht.“
Die Besetzung des Fraktionsvorsitzes sei jedoch von entscheidender Bedeutung für eine Fraktion. „Mit ihr ist der geordnete Betrieb in der Fraktion, die Teilnahme im Ältestenrat, die Organisation des Wahlkampfes, das Eintreten für die Belange und das Vertreten der Ziele der Freien Wähler nach innen und außen verbunden“, erklärte Geier. Sie selbst werde nach drei Amtsperioden nicht mehr zur Wahl antreten. „Dieser Entschluss ist mir persönlich nicht leicht gefallen, denn ich habe mit Leidenschaft die Ziele der Freien Wähler vertreten. Als überzeugte Demokratin war es mein Selbstverständnis Sachthemen zu verfolgen, Weikersheim in seiner einmaligen Schönheit und seinem großen Potenzial weiterzuentwickeln und auf kommunaler Ebene gradlinig, manchmal auch hart in der Sache, ehrlich und authentisch die Ziele der Freien Wähler umzusetzen.“
Größter Stimmenzuwachs
Christiane Geier weiter: „Die Freien Wähler „sind landesweit die Vereinigung auf kommunaler Ebene, die unabhängig an keine Partei gebunden ist, sondern kommunale Sachthemen in den Vordergrund stellen. So war für mich und uns das Engagement bei den Freien Wählern als lose Vereinigung und als Nicht-Partei logische Folge. Viel konnten wir bewegen und Weikersheim nach Plan und Ziel strategisch weiterentwickeln.“ Sie sei dankbar für „jede einzelne der 18 072 Stimmen unserer Wähler“. Das Wahlergebnis habe motiviert und angespornt. Bei der vergangenen Kommunalwahl habe die FWV den größten Stimmenzuwachs mit einem Plus von 4,4 Prozent erreicht.
Die Fraktion bedauer, „dass wir keine Nachfolgeregelung präsentieren können.“ Es sei aber selbstverständlich, „dass wir uns bis zuletzt für die Sache Weikersheim einsetzen werden.“ Durch den Schritt an die Öffentlichkeit sorge man jetzt für Klarheit und Transparenz.
Stadtrat Jürgen Vossler sagte auf Nachfrage der FN-Redaktion, dass er mit seiner Entscheidung frühzeitig auf seine Fraktion zugegangen sei. Die FWV sei zwar „keine Partei“, werde aber als solche wahrgenommen. Die Bürgerliste Weikersheim (BLW), die sich auf seine Initiative hin derzeit formiere, sehe er als künftige politisch „neutrale Gruppierung im Gemeinderat“. Unabhängig seiner eigenen Mitgliedschaft in der FDP und seinem Mandat als Kreisrat solle die BLW „für alle Demokraten offen sein“, Eine etwaige parteipolitische Orientierung spiele keine Rolle. Die sei auf kommunaler Ebene ohnehin nebensächlich.
BLW „unabhängig und offen“
Die Bürgerliste werde sich deshalb parteiunabhängig und offen für jeden interessierten Bürger konstituieren. „Es muss immer um die Sache gehen“, hielt Vossler fest. Bis zum Ende der Wahlperiode habe die FWV deshalb seine „volle Unterstützung“, auch wenn es – Beispiel: Vosslers abweichendes Votum zur Radlerbrücke Elpersheim – mitunter unterschiedliche Auffassungen gebe. Einen Streit hinter den Kulissen habe es jedenfalls nicht gegeben.
Momentan sei man in Weikersheim und den Ortschaften auf Kandidatensuche für die Bürgerliste. Spätestens im neuen Jahr sollten die Kandidatenfragen und damit das Wahlkampfteam geklärt sein – dann werde man auch mit Informationsveranstaltungen an die Öffentlichkeit gehen.
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