Weikersheim. Eigentlich war’s ein Doppelkonzert mit einem ganz besonderen Stargast. Denn Moderator „Checker Tobi“, bürgerlich Tobias Krell, checkte bereits am späten Montagvormittag für Schüler der Klassenstufen drei bis acht. Aber was eigentlich genau?
„Jenseits und Gute und Böse“ heißt das Bühnenprogramm von Tobi und der Württembergischen Philharmonie Reutlingen. Und so ein gut 60 Musiker umfassendes Riesenorchester bietet Raum für jede Menge Fragen. Was für Instrumente werden in einem Klassikensemble überhaupt gespielt? Was hat Musik mit Gefühlen zu tun? Und was kommt bei den Zuhörern – und besonders bei Kindern und Jugendlichen – in einem Konzert an? Zig hunderte hörten beim Familienkonzert am Nachmittag zu, teils mit Eltern oder Großeltern. Ganz erstaunlich: In Instrumentenkunde erwiesen sich die jungen Gäste als echte Kenner. Dass das große silbern-metallene Ding neben Schlagzeuger Markus Kurz ein richtiges Instrument ist und „Donnerblech“ heißt – viele Erwachsene wissen das nicht.
Harry Potter und die „Celesta“
Checker Tobi selbst – seine Videos werden auf Youtube millionenfach geklickt – entsteigt am Bühnenrand einer großen Zauberkiste. Und vom Zauber der Musik will er natürlich alles wissen: Geigen, Posaunen und die Konzertharfe – die kennt eigentlich jeder, zumindest von der Optik her. Aber wer hat jemals etwas von der Celesta gehört?
Harry-Potter-Fans kennen das klavierartige Instrument aus den Filmen: Dort wird eine Hauptmelodie (das „Thema“) auf der Celesta eingeleitet. Metallröhrchen oder -plättchen werden dabei über Tastendruck angeschlagen. Eigentlich wie in einem Vibraphon oder beim kleineren Glockenspiel für Kinder. Und das klingt eben überirdisch, zauberhaft, wie Glöckchen aus der Ferne. Oder so, als würde man in eine Glaskugel hineinschauen. Checker Tobi kitzelt in seinen Kurzinterviews mit Musikern und Kindern solche Details heraus. Und schnell wird klar: Musik ist viel viel mehr, als man spontan hört.
Klänge können Bilder im Kopf erzeugen: Die Reutlinger demonstrierten es mit Bezug auf Modest Mussorgski und seinen Zyklus „Bilder einer Ausstellung“. Dort gibt’s auch ein Bild der „Hütte der (Hexe) Baba-Jaga“ – musikalisch natürlich. Das seltsame, sich bewegende Haus auf Hühnerfüßen, es „macht“ aber noch viel mehr mit dem Zuhörer: Gefühle entstehen.
Wut, die man mitspüren kann
Checker Tobi befragt die jungen Gäste des Familienkonzerts: „Ich habe Wut gespürt“, sagt jemand, „Rachegedanken“ hört ein weiteres Kind. Anspannung, Neugierde, sogar Trauer kann man aus dem Musikstück heraushören. „Ja, die Musik taucht in Emotionen ein“, findet auch Dirigent Hermes Helfricht. Und diese unsichtbare Verbindung findet auch ihren Weg ins Innere der Zuhörer.
Und wie ist das für die Musiker? Müssen die sich auch mit den Gefühlen der Komponisten auseinandersetzen? „Natürlich“, erklärt ein Orchestermitglied. Musikmachen sei ganz am Anfang erst einmal ein Handwerk. Doch dann spürt man immer stärker die Gefühle, die in einem Stück stecken. Logisch: Man kann bei einem Livekonzert als Musiker nicht plötzlich anfangen zu weinen. Man wird im Lauf des Einstudierens routiniert. Aber die Musiker müssen sich immer wieder neu einfühlen, denn ohne Gefühl beim Spielen wird ein Konzert am Ende nichts.
Musik zum Mitmachen
Mitmachen ist für einige junge Zuhörer bei Edvard Griegs „In der Halle des Bergkönigs“ gefragt. Der bekannte Teil der Schauspielmusik „Peer Gynt“ ist in der Weikersheimer Gemeinschaftsschule Unterrichtsstoff in Klasse 4. Und die Älteren kennen die Melodie mindestens noch aus einer TV-Werbung für langhaariges Spielzeug ums Jahr 1990: „Zaubertrolle wunderbar – hier und da ...“
Von Checker Tobi gibt’s für die Schüler Begleitinstrumente: Rasseln und Heulschläuche – und fertig ist mit dem Einsatz der Philharmoniker eine schaurige Atmosphäre mit Troll-Höflingen, Gnomen und Kobolden, die wild durcheinanderwuseln und für Aufruhr sorgen.
Übrigens: Auch Musiker sind nur Menschen. So wie jeder Schüler nicht jeden Tag zum Lernen kommt, geht es auch den Orchestermitgliedern. Checker Tobi hat’s gescheckt: Nicht alle Musiker üben jeden Tag, obwohl Musikmachen ja ihr Job ist.
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