Weikersheim. Die Jeunesses Musicales hat ihre Wurzeln im Geist der Völkerverständigung – die Organisation in ihrer internationalen Form wurde 1945 in Brüssel gegründet – als weltumspannende musikalische Jugendorganisation nach dem Zweiten Weltkrieg.
Das Ziel: Die Jugend der Welt zu friedlicher Begegnung und Verständigung im Zeichen der Musik einzuladen, damit es „nie wieder Krieg“ geben sollte.
Die deutsche Sektion der Jeunesses Musicales betreibt in Weikersheim die Musikakademie, das „World Meeting Center“ der JM International. Sie ist ein gemeinnütziger Verein und wurde 1951 als „Musikalische Jugend Deutschland“ in Bayreuth gegründet. Als „JMD“ oder im Volksmund kurz „Jeunesses“, gehört sie heute zur Vereinslandschaft an der Tauber – als Bundesverband mit seinem Sitz in Weikersheim – und mit nationaler wie internationaler Strahlkraft und einem weitreichenden Netzwerk unter Kulturschaffenden.
Der pazifistische und weltbürgerliche Grundzug der Jeunesses Musicales „hat bis heute und angesichts des unfassbaren Kriegsgeschehens in der Ukraine – leider – an Aktualität nicht verloren“, hieß es am Wochenende in der Tauberphilharmonie bei der Verleihung des Deutschen Jugendorchesterpreises vonseiten des (Bundes-) Präsidiums (die FN berichteten).
„Die Jeunesses Musicales Deutschland verurteilt aufs schärfste den kriegerischen Überfall Russlands auf die Ukraine als ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit und einen bewusst destruktiven Akt gegen ein friedliches Zusammenleben und die Freiheit der Menschen in Europa und der ganzen Welt“, macht das Präsidium deutlich.
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Eine „Würde gebende Kraft“
„Was aber kann die Musik an Völkerverständigung ausrichten, wo auf Befehl eines unmenschlichen Autokraten Panzer, Bomben und Raketen das Leben und die Zukunft von Millionen zerstören? Die Botschaft, dass Kultur und Musik eine verbindende und uns als Menschen eine Würde gebende Kraft haben, darf im Kriegslärm nicht untergehen.“
Die Botschaft richtet sich an alle: „Wir rufen die jungen Musiker und Musikerinnen in unserer Organisation und in ganz Deutschland auf, im Hinblick auf die Menschen in der Ukraine und die von dort Geflüchteten Solidarität und Hilfsbereitschaft in jeder Form zu üben und bei Anderen dafür zu werben – sei es mit Spenden und Benefizveranstaltungen, sei es durch die Aufrechterhaltung bestehender Verbindungen in die Ukraine, sei es durch konkrete Unterstützung und gegebenenfalls. Aufnahme von Geflüchteten bei sich vor Ort, sei es durch Integration von jungen Musikern und Musikerinnen in Jugendorchester und Ensembles, gegebenenfalls mit Ausleihe von Instrumenten.“
Keine „Kollektivurteile“
Die JMD werde in der Zuversicht, dass nicht „die Russen“ den Überfall auf die Ukraine kollektiv zu verantworten haben, „auch den deutsch-russischen Jugendaustausch neben dem mit der Ukraine umsichtig fortführen, wenn es die Verhältnisse wieder erlauben. Ebenso müssen wir mit den in Deutschland lebenden Menschen russischer Herkunft im Dialog bleiben.“
Jedes Zeichen von Menschlichkeit, jede Verständigung durch Musik und Kultur sei in der aktuellen Situation „ein Bekenntnis zur Utopie einer friedlichen Weltgemeinschaft, das wir gerade angesichts des aktuell erschreckend ungehemmten Ausbruchs barbarischer Gewalt solidarisch und geschlossen ablegen und leben müssen.“
Es müsse „umso bewusster“ das Ziel der JMD-Aktivitäten von, mit und für junge Musikern bleiben, „aktiv zu einer Haltung beizutragen, mit der Menschen friedlich zusammen leben und freundschaftlich verbunden sind – in Deutschland, in der Ukraine, in Russland und überall auf dieser Welt.“
Freiplatz für ukrainischen Geiger
Inzwischen, so die JMD auf Nachfrage der FN-Redaktion, treffen Nachrichten über Reaktionen ein: Das Bundesjugendorchester konnte aus den Mitteln einer Spendenaktion aktuell 50 000 Euro zur Unterstützung eines Music Camps in Ljubljana zur Verfügung stellen, in dem das Slovenianm Youth Orchestra möglichst viele Mitglieder des Orchesters der Ukraine und deren Familien aufnimmt und unterstützt. Das Bundesjugendorchester, Landesjugendorchester und örtliche Jugendorchester spielen laut Jeunesses Benefizkonzerte. Umgekehrt erreichen zahlreiche Anfragen ukrainischer Partner die Mitgliedsorchester der JMD, Aufenthalt in Deutschland und Kontakte zu vermitteln. Die JMD selbst gewährt auf Bitten einer deutschen Familie, die einen Geige spielenden Jungen aus der Ukraine aufgenommen hat, einen Freiplatz im Young Geigen Camp, das am Wochenende in der Musikakademie Schloss Weikersheim stattfindet.
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