Aktionstag „Schule trifft Rathaus“

Weikersheim: Auch Jugendliche dürfen in der Kommunalpolitik mitreden

Achtklässler der Gemeinschaftsschule Weikersheim vertiefen kommunalpolitisches Wissen und stellen Fragen

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Schüler der Weikersheimer GMS im Gespräch mit Bürgermeisterstellvertreter Norbert Beck und Kämmerin Melanie Dietz (Zweiter und Dritte von links). © Michael Weber-Schwarz

Weikersheim. Kommunalpolitische Entscheidungen betreffen alle – auch Jugendliche. Doch wie sollen die fit werden in städtischen Angelegenheiten? Achtklässler der GMS hatten einen Tag lang Gelegenheit, sich umfassend einzuarbeiten und Fragen zu stellen.

Die politischen Entscheidungen einer Stadt: Sie sind meist konkreter als die Entscheidungen der Landes- oder Bundespolitik. Dennoch wissen viele Schülerinnen und Schüler besser über die „große“ Politik Bescheid als über die vor Ort. Und: Es ist ihnen nicht bewusst, dass sie selbst darauf Einfluss nehmen können – und das mit vollem Recht. Denn Kinder sollen und Jugendliche müssen in Baden-Württemberg in ihren Wohnorten, Gemeinden und Städten beteiligt werden. Das funktioniert mal mehr, mal weniger gut.

Mit einem Aktionstag „Schule trifft Rathaus“ für Achtklässler der Gemeinschaftsschule (GMS) wartete die Landeszentrale für Politische Bildung (LpB) mit viel kommunalpolitischem Wissen auf – in der Schule Gelerntes wurde im Rathaus workshopartig vertieft.

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Doch es ging nicht nur um passives Wissen: Vielmehr wurden den Schülerinnen und Schülern Wege aufgezeigt, wie man die Gemeinde mitgestalten kann. Sie konnten dazu Ideen sammeln und schließlich mit Entscheidungsträgern über die Möglichkeiten der Umsetzung diskutieren.

Bei einer Gesprächsrunde im Sitzungssaal des Rathauses standen „Finanzministerin“ (Kämmerin) Melanie Dietz und der langjährige Bürgermeisterstellvertreter Norbert Beck den Schülern Rede und Antwort.

Klar ist: In einer Kommune wie Weikersheim ist der Verwaltungschef (hier: Bürgermeister Nick Schuppert) der gewählte Hauptverantwortliche. Über die Verwendung von Geldern beschließt aber das gewählte Bürgergremium – der Gemeinderat. Es sei eine stete Balance zwischen „Pflicht und freiwilligen Aufgaben“, machte Beck klar. Und wenn der Bürgermeister in dringenden Amtsgeschäften unterwegs ist, dann müssen seine Stellvertreter ran. Ein Job, der viel ehrenamtlichen Einsatz erfordert, der ihm aber auch viel Spaß mache, hielt Beck fest. Er ist mit jahrzehntelanger Erfahrung der dienstälteste Ehren-Bürgermeister von Weikersheim.

Jugendhaus oben auf Wunschliste

Die Stadt und ihre Ortsteile: Sie seien lebens- und liebenswert, so Beck an die Schüler gewandt. Doch ihm sei auch bewusst, dass es Nachholbedarf bei der kommunalen Jugendarbeit gebe: Ein Jugendhaus gibt es nicht (mehr). Obwohl verschiedene Initiativen eine solche Einrichtung teilweise kompensiert hätten, müsse die Stadt ein Jugendhaus-Projekt fördern. Der Gemeinderat mache sich hier auch bereits intensiv Gedanken. Nach von den Schülern selbst moderierten Fragerunden konnten alle Diskussionsteilnehmer auch abstimmen: Rote Smileys fürs nicht vorhandene Jugendhaus – grüne für das Bemühen in Rathaus und Rat, das ändern zu wollen.

Es gab auch persönliche Fragen an Norbert Beck: Welches sein Lieblingstier sei (die Kuh – Beck ist Landwirt) und was er gut an seinem Amt finde (man lernt immer neue Leute kennen und es erweitert den eigenen Horizont). Und: Sein parteipolitisches Engagement spiele im Gemeinderat nicht die Hauptrolle: „Hier läuft die Arbeit vor allem sachorientiert“, gute Vorschläge anderer Ratsmitglieder würde er deshalb unterstützen.

Was wünschen sich die Schüler für „ihr“ Weikersheim? Einen zentrumsnahen Feuer- und Grillplatz, einen Beachvolleyballplatz – und besser funktionierende Toiletten in der Schule. Wunsch und Wirklichkeit: Feuerstellen erfordern Sicherheits- und Feuerschutzkonzepte; sie dürfen nicht nahe einer Wohnbebauung errichtet werden. Die Schultoiletten? Auch die hat der Gemeinderat lang schon im Blick. Wahrscheinlich kommen sie zum Jahresende in den nächsten Finanzplan, berichtete die Kämmerin.

Für Kommune mitarbeiten

Klar sei – wie bei allen Bauvorhaben – aber auch: „Die Gemeinderäte müssen mehrheitlich zustimmen.“ Letztlich spielen auch Terminabsprachen mit Handwerkern und Schulleitung eine Rolle, denn man versucht, solche Projekte vor allem in den Ferienzeiten umzusetzen, damit der Unterricht geordnet weiterlaufen kann.

Auch ein „Computerproblem“ sprachen die GMS-Schüler an: Offenbar sind Teile der stationären PCs mehr oder weniger veraltet. In der Stadtverwaltung kenne man das Problem, so Melanie Dietz, doch das sei komplex: Feste PC oder Tablets? Man werde aber mit dem kommunalen Digitalisierungsbeauftragten einer Lösung finden, ist sich die Kämmerin sicher. Norbert Beck ergänzte: „Der Gemeinderat ist für Investitionen im Bereich Bildung stets sehr offen“ – Applaus von den Schülern. Und am Schluss der deutliche Appell des stellvertretenden Bürgermeisters: „Bringt Euch in die Kommunalpolitik ein. Je eher man damit anfängt, desto besser.“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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