Diebstahlsverfahren gegen Mutter und Sohn

Laudenbach: Liegt die Krone der Madonna noch im Gestrüpp?

Von 
Eleonore Heydel
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Die historische silberfarbige Krone zierte bis zum Diebstahl das Gnadenbild der Schmerzensmutter im Zentrum des Hauptaltars. Mittlerweile wurde das fehlende Stück durch eine goldglänzende Krone ersetzt. © Michael Weber-Schwarz

Das Diebstahlsverfahren gegen Mutter und Sohn aus Forchtenberg vor dem Heilbronner Landgericht steht vor dem Abschluss. Dem Duo wird der Diebstahl der Laudenbacher Madonna vorgeworfen. Bis heute fehlt von der Krone noch jede Spur.

Laudenbach/Heilbronn. In dem Verfahren gegen die 45-jährige Mutter und ihren 20-jährigen Sohn (wir berichteten) hat das Heilbronner Landgericht die Beweisaufnahme abgeschlossen. Von Mai bis November 2022 beging das Paar auf seinen nächtlichen Streifzügen mehr als 20 Einbrüche. Die angeblich kokainsüchtige Frau saß am Steuer ihres Kombis, der Sohn war der Mann fürs Grobe.

Die Serie begann mit einem Diebstahl von Kupferdachrinnen an einem Vereinsheim in Eutendorf. In den Monaten danach durchfuhren Mutter und Sohn nachts den Kreis Heilbronn, den Neckar-Odenwaldkreis, den Rems-Murr-Kreis und den Hohenlohekreis. Sie reihten einen „Bruch“ oder „versuchten Bruch“ an den anderen.

Krone ins Gebüsch geworfen?

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Einen Teil der Beute stellte die Polizei sicher, als sie nach dem Zugriff im November die Forchtenberger Wohnung der Angeklagten durchsuchte. Bis heute aber fehlt die gestohlene Krone der historischen Madonna aus der Wallfahrtskirche des Weikersheimer Ortsteils Laudenbach. Ihr Wert wird auf 20 000 Euro geschätzt.

Der Laudenbacher Fall lässt Fragen offen. So weiß man nicht, mit welchem Mittäter die Beschuldigte am 29. Juni durch die Kirche zum Altar schlich. Ihr mitangeklagter Sohn ist in diesem Fall aus dem Schneider. In seinem Geständnis nahm er den Diebstahl der Madonnen-Krone ausdrücklich aus. Die 45-Jährige gibt zu, gleichzeitig mit der Krone zwei große EDV-Kabelrollen gestohlen zu haben. Sie oder ihr Komplize wickelten einige Kilometer von der Kirche entfernt die kupferhaltigen Kabel ab. Die Frau verhökerte sie später bei einem Hehler in Bayern. Die leeren Rollwagen fand die Weikersheimer Polizei später in einem Gebüsch. Genau dort will die Frau, wie sie im letzten Verhandlungstermin vor zwei Wochen preisgab, auch die Krone weggeworfen haben.

Rodung notwendig

Der Vorsitzende Richter Alexander Lobmüller gab jetzt bekannt, dass die eingesetzten Polizeikräfte die Krone an der genannten Stelle nicht finden konnten. Sie seien an dem undurchdringlichen Dornengestrüpp gescheitert. Das 200 Quadratmeter große Gebiet müsse gerodet werden, um eventuell fündig zu werden. Ob die Krone tatsächlich zwischen den Dornen liegt, bleibt fraglich. Die wegen Betrugs und weiterer Delikte vorbestrafte Frau ist als Angeklagte nicht verpflichtet, die Wahrheit zu sagen.

Dagegen hat die Polizei durch die Handy-Überwachung der Beschuldigten einen Beweis dafür, dass die Mutter ihrem zweiten, jetzt nicht mitangeklagten Sohn Kokain abgekauft hat. Ist sie süchtig, oder wollte sie sich nur nachts am Steuer wach halten?

Der psychiatrische Gutachter Dr. Thomas Heinrich (60) attestiert der Angeklagten eine psychische Drogenabhängigkeit. Die 45-Jährige hat dem Gutachter nicht nur von ihrem Kokain-Konsum berichtet, sondern auch von Depressionen und Gewalterfahrungen in ihrer zweiten, längst geschiedenen Ehe. Der mitangeklagte 20-jährige Sohn hatte eine schwierige, von vielen Wechseln geprägte Kindheit. Er wird voraussichtlich nach Jugendstrafrecht verurteilt werden.

Wochenlang beobachtet

Der kräftige junge Mann hebelte die Fenster der heimgesuchten Gebäude auf und schlug den Weg frei zu den Räumen, in denen Geld oder anderes vermutet wurde. Ein Polizeibeamter zitiert den Heranwachsenden aus einem mitgehörten Telefonat: „Wenn wir tanken, gucke ich nach dem Brecheisen!“

Die Polizei kam bereits im September durch Funkzellen-Auswertungen auf die Spur der Angeklagten. Sie installierte eine Kamera am Forchtenberger Wohnhaus und baute am Kombi der Frau eine GPS-Anlage ein. Die Ermittler verfolgten wochenlang die Diebeszüge vom Start des Paares in Forchtenberg bis zu seiner Rückkehr. Ein Kriminalbeamter (31) als Zeuge: „Wir konnten sehen, dass sich das Fahrzeug an die Tatorte bewegt“. Als in den abgehörten Gesprächen die Rede von einer Waffe war, planten sie den Zugriff.

Letzter Tatort war das Sportheim des TSV Michelfeld (Haller Landkreis). Dort wollte der Sohn ein Fenster einschlagen, scheiterte aber am Panzerglas. Am 10. November wurde das Diebespaar von Spezialkräften der Polizei im Hohenlohekreis festgenommen. Die Beamten fanden wie erwartet im Auto der Frau eine durchgeladene Schreckschusspistole. Die Waffe war oberhalb vom Fahrersitz über der Sonnenblende versteckt deponiert.

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