Weikersheim/Kirchberg. Er entstammte der Niederstettener „Bürgermeisterschmeide“ von Kurt Finkenberger und zählt zu den wichtigen Gründergestalten des Weikersheimer Club w 71: Der frühere Kirchberger Verwaltungschef Friedrich „Frieder“ König ist gestorben.
Weikersheim/Kirchberg. Er hieß eigentlich Friedrich – doch man kannte ihn nur als „Frieder“ König, selbst im Amt als Verwaltungschef von Kirchberg an der Jagst. Aufgewachsen ist der SPD-Mann (Jahrgang 1947) in Weikersheim, wo seine Freunde und Weggefährten großen Anteil an seinem plötzlichen Tod in der Mitte der vergangenen Woche nehmen.
In der Stadt Niederstetten amtierte Frieder König als Kämmerer – bis er von den Bürgern mit einem Überraschungssieg gegen den Amtsinhaber 1992 für zwei Wahlperioden zum Bürgermeister von Kirchberg gekürt wurde. Im Jahr 2000 wählten ihn 97 Prozent der Kirchberger in seine letzte Amtsperiode.
Niederstetten galt unter Bürgermeister Kurt Finkenberger als Schmiede und Sprungbrett für künftige Rathauschefs; mehrere „Niederstettener“ schafften es in die Rathäuser der weiteren Region.
In der Stadtverwaltung von Niederstetten war König 21 Jahre lang als Stadtamtsrat Chef der Finanzhaushalte: Gemeindereform, Dorfentwicklung, Stadtsanierung, Abwassermaßnahmen, Schaffung von Arbeitsplätzen vor dem Hintergrund des landwirtschaftlichen Strukturwandels – König arbeitete an vielen wichtigen Gewerken und der Entwicklung von Niederstetten mit. Außerdem saß er im Kulturbeirat der Stadt.
Aufgewachsen ist Frieder König in der Weikersheimer Altstadt, wo sein Vater eine Schmiedewerkstatt unterhielt. In dem Haus in der Hauptstraße 7 vermarktete später Keramiker Walter Salzer seine Produkte. Heute befindet sich dort das „Hohenloher Märktle“ – Königs zog mit seiner Familie in die Friedrichstraße. Seine „Verwaltungslehre“ machte er im Weikersheimer Rathaus.
Politisch hoch interessiert, radelte der junge König nach Frankfurt, um sich unmittelbar einen Eindruck vom „Auschwitz-Prozess“ zu verschaffen – es war der größte Strafprozess der Nachkriegszeit in Deutschland zur juristischen Aufarbeitung des Holocausts und insbesondere der NS-Verbrechen im KZ Auschwitz.
Die beiden „Roten“ Frieder König und Kunstlehrerin Angelika Barth (gestorben Anfang 2020) gehörten zu den Gründergestalten des soziokulturellen Zentrums Club w 71. Beide waren ausgesprochene Kulturmenschen.
Der Jazzfan Frieder König unterhielt vielfältige Kontakte zu Jazzgrößen in Europa und holte sie nach Weikersheim. Sein Blick richtete sich auch auf die osteuropäische und skandinavische Improvisationsszene und die der DDR. König organisierte etwa ein Konzert mit dem Norweger Jan Garbarek (Saxophone, Synthesizer). Damals noch am expressiven John Coltrane orientiert, gilt Garbarek heute als einer der wichtigsten zeitgenössischen „asketischen“ Jazzer in Europa. König liebte den freieren Jazz – und war bis zuletzt immer wieder Zuhörer im Club. Auch den interessanten Entwicklungen in der Folkmusik galt seine Aufmerksamkeit.
König war für den Club zudem Ausstellungsmacher, Film-Enthusiast, Literatur- und Mundart-Begeisterter – Lesungen mit „Gottlob Haag & Co.“ hat er deshalb in Weikersheim mitorganisiert.
Frieder König verströmte eine knurrige, verbindliche Herzlichkeit und war für Gespräche auf der Straße in Weikersheim immer offen. Wie Angelika Barth wurde auch er in den Gemeinderat der Stadt gewählt. 13 Jahre lang war er eine wichtige Stimme der SPD im Gremium.
Nach seinem Abschied als Kirchberger Bürgermeister im Jahr 2008 – dort hatte er sich im kulturellen Bereich für das Sandelsche Museum und den inzwischen weithin bekannten Büchermarkt eingesetzt – wurde er Vorsitzender des Arbeitskreises Museen und Schlösser Hohenlohe-Franken. Zu den Kernaufgaben des Verbunds zählt die Förderung von Kunst und Kultur in der Region – grenzübergreifend von Bayern nach Baden-Württemberg.
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