Weikersheim/Main-Tauber-Kreis. Vor zwei Jahren: Putins Überfall auf die Ukraine war ein Schock. Mittlerweile werden der Krieg und seine Folgen für die Bevölkerung von weiteren Krisen überlagert. Mit konkreter Unterstützung bleibt die Ukrainehilfe aber am Ball.
Die Unterstützung für die Bevölkerung in der Ukraine ist groß. Von der Weikersheimer Tauberhöhe aus starteten schon vielfach Sattelzüge voller Hilfsgüter an die ostpolnische Grenze und von dort aus in ein gut organisiertes Verteilzentrum im Landesinneren der Ukraine.
Durch eine spontane und zunächst mehr lokale humanitäre Hilfsinitiative der Weikersheimer Familien um Hans-Albrecht Müller, Hans-Joachim Haas und Waldemar Hein kamen die Spenden aber recht schnell aus dem ganzen Main-Tauber-Kreis und darüber hinaus auf die Tauberhöhe und traten von dort aus die lange Fahrt in die Ukraine an.
„Es ist kein Ende in Sicht“, sagt Müller in Bezug auf den Krieg. Deshalb werde man auch nach sieben erfolgreichen Transporten (der jüngste startete im vergangenen Oktober) weitermachen – denn es gelte weiter notleidende Menschen vor Ort zu unterstützen. Lebensmittel, Milch, Hygiene- und Verbandsartikel, Kleidung, Schlafsäcke, medizinischer Bedarf: All das fehle vor Ort.
„Jetzt wollen wir auch den vielen Unterstützern aufzeigen, was und wen wir vor Ort unterstützen“, sagt Müller. Die Spender sollen so konkret wie möglich erfahren, was mit den Hilfsgütern von der Tauber passiert.
Informationstermin für Spender
Deshalb soll es eine große öffentliche Informationsveranstaltung am Sonntag, 21. Januar um 19 Uhr in der Taubertalhalle im Weikersheimer Ortsteil Elpersheim geben. Am 22. Januar informiert Hans-Albrecht Müller Landwirte in Vilchband über die schlimme Situation der ukrainischen Kollegen.
„Wir werden mit Bildern und Videosequenzen über die Transporte berichten und gehen auf die aktuelle Situation vor Ort ein“, sagen die drei Weikersheimer. Den sich ständig ändernden Bedarf an Hilfsgütern vor Ort „wollen wir mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln weiter nachkommen und die Menschen in der Ukraine unterstützen.“
Durchaus bemerkbar haben in der letzten Zeit die Spenden aus der weiten Region nachgelassen – eben weil der Krieg schon so lange andauert und andere Krisen in den Medien mehr und neue Aufmerksamkeit fordern.
Doch trotz täglicher Luftalarme und Drohnenangriffe auf Ziele in der ganzen Ukraine, „das Leben dort muss auch weitergehen“. Auch die landwirtschaftliche Produktion werde so gut es geht aufrechterhalten. Das funktioniere nicht immer, weiß Müller. Durch Splitterbomben werden landwirtschaftliche Lager und Silos durch russischen Angriffe unbrauchbar gemacht, teilweise verendet das Milchvieh – was zu Mangel an Grundnahrungsmitteln führe.
Und: Bäuerliche Flächen sind teils im großen Ausmaß vermint – Lebensgefahr also für die Landwirte. Mit selbstkonstruierten Minenräumern versuchen sie, ihre Felder wieder nutzbar zu machen. Man schätzt, so Hans-Albrecht Müller, dass um die 170 000 Quadratkilometer Fläche durch ausgebrachte Kampfmittel nicht mehr nutzbar sind – Äcker, Wälder, sogar Kinderspielplätze. Rund sechs Millionen Menschen wurden als Binnenflüchtlinge in den Westen des Landes vertrieben.
Dankbarkeit im Kriegsland
Die Hilfslieferungen aus der Tauber-Region werden genau registriert. In der Ukraine gibt es mittlerweile einen organisierten Fonds, in dem die gebrachten Güter gemeldet und gelistet werden. Dieser Fonds koordiniert auch die Verteilung im ganzen Land.
Dennoch und überhaupt: Ein Krieg ist „eine Extrembelastung für die Bevölkerung“, sagt Elpersheims Ortsvorsteher Hans-Joachim Haas. Er ist Unternehmer auf der Tauberhöhe und stellt einen Sattelzug seiner Firma für die Transporte zur Verfügung – und sitzt oft selbst am Steuer. Die Hilfen aus Deutschland, „sie werden von der ukrainischen Bevölkerung sehr wohl wahrgenommen“. Jetzt aufzuhören „wäre fatal“, so Haas.
Dank aus Saporischja an bisherige Unterstützer
Für Hans-Albrecht Müller ist klar: „Hier bei uns sind die Menschen, die helfen möchten und dort sind Leute, die Hilfe benötigen. Und wir sind die Mittler.“ Das Vertrauen in die Weikersheimer ist groß und das wissen sie auch. Die jetzige Informationsveranstaltung soll auch als Dank an alle bisherigen Unterstützer verstanden werden – „wir stehen dafür, dass alles eins zu eins dort hinkommt, wo es auch gebraucht wird.“
Ein ranghoher Militär, zuständig für ein Bataillon eines Frontabschnittes bei Saporischja, hatte die Taubertäler in seine Kaserne eingeladen. „Ihm war es sichtlich ein Anliegen, der Ukrainehilfe Weikersheim, aber auch den vielen ungenannten Spendern und Helfern aus dem Main-Tauber-Kreis für die wiederholte Unterstützung der Menschen in der Ukraine aufrichtig zu danken“, erzählt Müller. Die fortwährende Unterstützung aus dem Main-Tauber-Kreis, mit immer wieder neuen, sich aus der Situation ergebenden Hilfsgütern, sei „mittlerweile bis ins Ministerium nach Kiew vorgedrungen.“
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