Ukrainehilfe Weikersheim

Siebter Hilfstransport startet bald in Weikersheim

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Drei Familien, ein Ziel: Hilfe für Menschen im vom Krieg gebeutelten Land. Das Bild zeigt (von links) Waldemar Hein, das Ehepaar Haas und Hans-Albrecht Müller mit der ukrainischen Fahne, mit der die Empfänger ihren Dank ausdrückten. © Inge Braune

Weikersheim. An diesem Donnerstagnachmittag dürfte es auf der Tauberhöhe wieder zugehen wie im Taubenschlag: Von 16 bis 20 Uhr verwandelt sich der Betriebshof des Forstdiensts Haas in einen Sammelplatz für Hilfsgüter, die schon dringend in der Ukraine erwartet werden.

Dazu gehören zentral die 50 Krankenhausbetten, die das Caritas-Krankenhaus der „Ukrainehilfe Weikersheim“ spendete. Passende Matratzen und Bettwäsche, die die kleine private Weikersheimer Hilfsorganisation dank großzügiger Spenden der Lions-Clubs aus Bad Mergentheim und Rothenburg-Uffenheim anschaffen konnte, sind ebenfalls bereits eingelagert. Sie dienen der Ausstattung eines ukrainischen Rehabilitationszentrums für Menschen, die als Soldaten oder Zivilisten schwerste Verletzungen erlitten haben. Ebenfalls sehnlichst erwartet werden die Notstromaggregate und Wasseraufbereitungsanlagen.

Hans-Albrecht Müller, einer der Initiatoren der Ukrainehilfe Weikersheim, war auch nach dem russischen Angriff immer wieder in der Ukraine. Dort lebende Familienangehörige berichten von der großflächigen Vergiftung des Grundwassers nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms. Dass es Aufbereitungsanlagen gibt, die ohne Strom und Chemikalienzusatz Menschen mit genießbarem Trinkwasser versorgen können, werden sich dort als Segen erweisen.

Fast 100 Kubikmeter Hilfsgüter sind es, die Hans-Joachim Haas und sein Copilot Alexander Klein am Wochenende bei diesem mittlerweile siebten Großtransport in die Ukraine bringen wollen. Knapp 4000 Kilometer Fahrt bis zur Umschlagstation in der Ukraine liegen vor ihnen, die sie in 80 bis 90 Stunden bewältigen wollen.

Verdrängen gehört dazu

Wie geht es ihren Familien damit? Birgit Haas, Ehefrau des Elpersheimer Ortsvorstehers, setzt auf Wahrscheinlichkeitsrechnung: „Sie fahren nicht ins unmittelbare Kriegsgebiet, die Chancen stehen gut, dass nichts passiert.“ Sie übe sich im Verdrängen, denn natürlich wird der Lkw wieder bereits bombardierte Orte durchqueren. Gottvertrauen ist auch dabei. Und bei den Fahrern? „Da versucht jeder, einfach zu funktionieren. Es gibt keine Alternative.“

Keine Alternative: so hat sich das von Anfang an für die drei Familien dargestellt, die die Ukrainehilfe Weikersheim ins Rollen brachten und bis heute konsequent durchziehen. Haas und seine Frau sahen die Bilder der ersten Kriegstage und wussten sofort: „Wir müssen helfen.“ Sie kontaktierten Hans-Albrecht Müller, der damals in der Ukraine war und über das dortige familiäre Netzwerk erste Kontakte knüpfte. Auch Annegret und Waldemar Hein stellten sich dem unmittelbaren Impuls, etwas zu tun: Keine Frage – wir helfen.

Keine Alternative

Im Gespräch auf der Tauberhöhe fällt immer wieder der Satz „Es gibt keine Alternative.“ Sie meinen das humanitär, politisch, aber auch einfach als Menschen. Die kirchliche Anbindung ermöglichte über die Verbundkirchengemeinde Weikersheim-Neubronn die schnelle und unbürokratische Einrichtung eines Spendenkontos (IBAN DE83 6739 0000 0090 5168 25, Verwendungszweck „Ukrainehilfe“) bei der Volksbank Main-Tauber. Nie hätten sie mit diesem Ausmaß an Spendenbereitschaft gerechnet, berichten die in Neubronn und Elpersheim lebenden Familien. Und nie hätten sie erwartet, dass diese Hilfsbereitschaft weit über die Grenzen ihrer Stadt hinaus so lange und so verlässlich anhalten würde.

Inzwischen sei die Weikersheimer Hilfsaktion in der Ukraine weithin bekannt – und in der Heimatregion als verlässlicher Helfer bekannt, der jede Spende „eins zu eins“ dank der ukrainischen Hilfsketten unmittelbar den Not leidenden Menschen zur Verfügung stellt.

Im Lkw sei noch Platz für weitere Hilfsgüter, bestätigen die Organisatoren. Dringend benötigt würden Verbandsmaterialien aller Art – selbst wenn die Mindesthaltbarkeitsdaten schon überschritten seien. Helfen würden auch ältere KFZ-Verbandskästen und natürlich Medikamente wie Blutstiller oder Schmerzmittel.

Auch Hygieneartikel seien sehr gefragt und vor allem haltbare Lebensmittel. Gern würden sie auch den Kindern mit ein paar Schokoriegeln eine Freude machen. Kleidungsstücke werden nicht angenommen: Sie verbrauchen am Umschlagplatz in der Ukraine zu viel Platz, der für aktuell wichtigere Güter benötigt werde, wie Waldemar Hein erläutert.

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