Klimaschutzmanager Andreas Fischer-Klärle

Klimaschutzmanager Weikersheim: Mehr Lebensqualität für alle

Eine zukunftsfähige, klimafreundliche Stadt: Weikersheim hat inzwischen seit über 100 Tagen mit Andreas Fischer-Klärle einen Klimaschutzmanager. Mit ihm wurde eingelöst, was der Klimastammtisch lange gefordert hat.

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Michael Weber-Schwarz
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Andreas Fischer-Klärle mit Analyse-Papier vor dem Weikersheimer Rathaus: Mit der Einstellung zum 1. September ist er der erste Klimaschutzbeauftragte der Stadt. © Michael Weber-Schwarz

Weikersheim. Das Thema Klimaschutz geht alle an – denn die vielen menschengemachten Klimaschäden verändern die Welt. Die Auswirkungen auf Natur, Gesellschaft und Wirtschaft – und das tägliche Leben – sind erheblich. Auch im Landkreis Main-Tauber sind sie spürbar.

Man kann und muss das Phänomen auch umgekehrt betrachten: „Der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen bedeutet Lebensqualität für alle Generationen. Der Gemeinderat der Stadt Weikersheim hat deshalb beschlossen, seinen Teil dazu beizutragen und die künftige Entwicklung der Stadt und ihre Ortsteile nachhaltig und klimafreundlich/klimaneutral zu gestalten“, hieß es in einem Weikersheimer Thesenpapier.

Forderung des Klimastammtisches eingelöst

Mit der Installation von Klimaschutzmanager Andreas Fischer-Klärle ist die ambitionierte Aufgabe zur Person geworden. Er löst damit auch die personelle Forderung des Weikersheimer Klimastammtischs ein, die in die Ära Kornberger zurückreicht. Der Gemeinderat hatte die Verwaltung beauftragt – in Anlehnung an das von allen 18 Kommunen des Main-Tauber-Kreises unterschriebene „Integrierte Klimaschutzkonzept“ – die kommunalen Daten für die Stadt Weikersheim zusammenzustellen. Und genau das hat Fischer-Klärle bereits gemacht. Unlängst berichtete er erstmals in einer öffentlichen Ratssitzung.

Klimaschutzmanager ist Maschinenbau-Ingenieur

Ohne möglichst genaue Datengrundlage keine örtliche Strategie: „Alle Sektoren untersuchen, Maßnahmen einleiten und umsetzen“, so umschreibt der studierte Maschinenbau-Ingenieur sein Aufgabenfeld. Das Umsetzen freilich kann er nur zusammen mit Rat und Einwohnern – aber Fischer-Klärle wird die Eckpunkte möglichst griffig herausarbeiten.

Geothermie-Gebäude mit gutem Energiestandard: Die Tauberphilharmonie trägt künftig zusätzlich eine PV-Anlage mit 170 Kilowatt-Peak (kWp). © Michael Weber-Schwarz

Wo steht Weikersheim? Diese erste Aufgabe war und ist gar nicht so einfach, erklärt Fischer-Klärle im FN-Gespräch. Denn überörtlich bereits erhobene Daten sind nicht „einfach so“ abrufbar und für eine örtliche Analyse kompatibel zu machen. Das sei eine Menge Recherchearbeit gewesen – und teils habe er große Datensätze erneut durchrechnen müssen.

Hoher Individualverkehr ein Problem

Letztlich geht es um die Themenkomplexe Energieeinsparung, Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien. Verknüpft damit ist die CO2-Bilanz, die Fischer-Klärle in der nächsten Gemeinderatssitzung vorstellen wird. Im Landkreis ist es der hohe Individualverkehr, der negativ zu Buche schlägt. Sind mehr E-Autos die Lösung? „Jede Maßnahme muss hinterfragt werden“, hält der Klimaschutzmanager fest. Etwa bei der Feuerwehr machen E-Fahrzeuge (noch) wenig Sinn, auf Kurzstrecken – und hier sind die meisten Menschen in und um Weikersheim unterwegs – aber schon.

Energie sparen: Hier arbeiten Fischer-Klärle bzw. die Stadt Weikersheim mit den Kommunen Creglingen, Igersheim und Assamstadt in einem Konvoi unter Weikersheimer Führerschaft für ein Konzept zusammen, Stichwort „Kommunale Wärmeplanung“. Der Antrag ist bereits gestellt, eine Zusage sei im ersten Quartal zu erwarten, so Fischer-Klärle. Ermittelt wird das Potenzial von allen Gebäuden in den Kommunen – also nicht nur das eigener kommunaler Gebäude. Klar ist dabei aber auch: Es leitet sich aus Konzept und Maßnahmenkatalog kein „Zwang“ für die Bürger ab. „Ideologie ist hier fehl am Platz“, sagt der Klimaschutzmanager, „es wird um eine ordentliche Planung gehen, die auch vom Bürger finanzierbar sein muss.“ Im Bereich Heizung müsse man jedenfalls „besser werden.“

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Energieerzeugung: Hier hat die Stadt Weikersheim bereits ein „Solarkataster“ (via Bauamt) für die Altstadt erstellt. Aktuell „beißen“ sich dabei noch Wünsche von Einwohnern auf eine PV-Anlage mit Belangen des Ensemble- und Denkmalschutzes, doch es deuten sich Lösungswege an. Möglich ist wohl auch, dass die Stadt Bürgern die Beteiligung an (kommunalen) Flächen anbietet, analog zu außerörtlichen „Bürgersolarparks“.

Überschuss bei Wind-Strom

Im Bereich Windkraft wird in Weikersheim bereits zweieinhalbmal soviel Strom erzeugt, als die Stadt benötige, weiß Fischer-Klärle. Vom Taubertal aus „helfen wir der ganzen Republik“. Der „Überschuss“ bleibt also nicht in der Region.

Jüngstes Thema bei einem Vor-Ort-Termin von Landwirtschaftsminister Peter Hauk bei der Bioenergie Tauberhöhe (die FN berichteten): Die mögliche Versorgung kommunaler Gebäude über eine Gasleitung hinunter ins Stadtgebiet zu Blockheizkraftwerken. Dabei offenbart sich die Komplexität solcher Vorhaben: Einerseits muss die Bioenergie bestehende Lieferverträge erfüllen, andererseits kann sie nicht ohne ordentliches Planverfahren bestehende und genehmigte Kapazitäten erweitern.

Genauestens zu klären wären auch die Modalitäten einer Ausschreibung in Hinblick auf eine Gasleitung/-lieferung, denn je nach Sachlage müssen solche Projekte möglicherweise europaweit ausgeschrieben werden – „einfach“ einen lokalen Gas-Anbieter verpflichten, das funktioniert juristisch (wahrscheinlich) nicht.

Das Büro von Andreas Fischer-Klärle befindet sich im Weikersheimer Rathaus am Marktplatz im Obergeschoss (im Bereich des Bauamts). Er steht für Informationsgespräche nach vorheriger Anmeldung auch für Bürger zur Verfügung. Außerdem können Ideen und Anregungen zum Klimaschutz jederzeit über die die Mailadresse meinklima@weikersheim eingereicht werden.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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