Jubiläum

Viel befahrenes Radel-Schmuckstück durch den Odenwald

Grenzgemeinden feiern 25 Jahre Radweg Schneeberg – Rippberg

Von 
Engelbert Kötter
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Das Jubiläum des Radwegs Rippberg – Schneeberg wird am Sonntag gefeiert. © dpa / Hendrik Schmidt

Rippberg/Schneeberg. Er ist 205 Kilometer lang und durchläuft den Naturpark Neckartal Odenwald ebenso wie den Naturpark Bergstraße Odenwald. Dabei berührt er von Obernburg am Main im Norden und Mosbach im Süden, von Hirschhorn am Neckar im Westen und Walldürn im Osten die Bundesländer, Bayern, Baden-Württemberg und Hessen: Der Drei-Länder-Radweg ist die Referenzstrecke für Radelbegeisterte wenn es darum geht, die Vielfalt und Schönheit des Odenwaldes samt seiner rahmenden Flusstäler zu entdecken. Kulinarik und Kontemplation ebenso mit einbegriffen, wie Sightseeing rund um Landschaften mit romantische Architekturen von Burgen und Schlössern, Kirchen, Klöstern und Kunstdenkmälern, Städten und Dörfern – mal Fachwerk, mal Buntsandstein.

Der Drei-Länder-Radweg steht für Radfahren mit romantischem Flair. Vor 25 Jahren gelang mit der Eröffnung der Teilstrecke Schneeberg (Bayern) und Rippberg (Baden) ein entscheidender Lückenschluss. Diesem Datum wird am Sonntag, 15. September, rund um die bayerisch-badische Landesgrenze mit Feierlichkeiten gedacht werden. Das 25-jährige Radwegjubiläum findet im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums des TV Schneeberg statt, das dort auf dem Festplatz neben der Turnhalle gefeiert werden wird.

Die Idee zur heute im Sommerhalbjahr vielbefahrenen „Rennstrecke“ reicht bis in die späten 1980er Jahre zurück. Erstmals tauchte die angedachte Strecke Schneeberg-Rippberg beim Radwegeplan des Landratsamtes Miltenberg im März 1989 auf. Nur zwei Jahre danach wurde in Rippberg die Bürgerinitiative „Radweg Schneeberg-Rippberg“ gegründet, mit Engagierten wie zum Beispiel Hubert Ballmann, Gotthard Dell und Bernhard Kern.

Bürgerinitiative ließ nicht locker

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Nach Fertigstellung des Radweges zwischen Walldürn und Rippberg, setzte sich die Stadt Walldürn 1991 mit dem zuständigen Straßenbauamt in Verbindung, um nach Schneeberg zu verlängern. Dort bemühte sich seinerseits speziell der anfangs Einzelkämpfer Erich Kuhn um den Vortrieb des Radweges auf bayerischer Seite. Auf der traditionellen Schneeberger Bürgerversammlung im Januar stellte er 1992 einen Antrag auf Ausbau des Radweges. Kuhn schloss sich der Rippberger Bürgerinitiative an und diese ließ in den Folgejahren nicht locker, erinnert sich der 2. Bürgermeister der Marktgemeinde, Bernhard Pfeiffer, jetzt zu Jubiläumsbeginn.

Und ergänzt: „Ein Zeitungsbericht aus dem Jahr 1995 mit der Überschrift ‘Tour nach Schneeberg kein Radl-Spaß´ machte einmal mehr darauf aufmerksam, wie (lebens-)gefährlich die Befahrung der B47 für Radfahrer seinerzeit war und bauten zur Verbesserung der nicht länger tragbaren Verhältnisse gegenüber den damals beteiligten Planungsinstanzen öffentlichen Druck auf. Während die Stadt Walldürn bezüglich eines Streckenausbaus nicht abgeneigt war, antwortete Schneeberg stets mit demselben Argument: Uns fehlen die finanziellen Mittel.“

Durch eine Gesetzesänderung trat dann aber plötzlich die Möglichkeit auf, die Streckenfinanzierung komplett dem Bund zu übertragen, da es sich bei dem geplanten Radweg um einen Bundesstraße begleitenden Weg handelte. Noch 1995 wurden daraufhin zwei mögliche Trassen angedacht: eine Talvariante, rechts des Marsbaches und eine Bergvariante, entsprechend der heutigen Streckenführung. Die Taltrasse musste wegen möglicher Hochwasser und der benötigten beiden Brücken wegen verworfen werden.

Nach Ortsbegehungen im Oktober 1995 und März 1996 lagen alle Tatsachen in ihrem für und wider auf dem Tisch. Die Entscheidung fiel schlussendlich für die dann verwirklichte Bergtrasse. Die Beschaffung der erforderlichen Grundstücke erforderte noch einmal einen verwaltungstechnischen Kraftakt. Allein in Schneeberg, weiß Pfeiffer, seien 66 Grundstücke von 26 Eignern betroffen gewesen. Am Nikolaustag 1997 wurde der mittlerweile erstellte Planungsentwurf endgültig gebilligt: Der 3,1 Kilometer lange Radweg konnte nun gebaut werden. Die Kosten von 1,4 Millionen DM verteilten sich auf 900 000 DM auf bayerischer und 500 000 DM auf badischer Seite, schlussendlich bereitgestellt durch den Bund.

Der offizielle Spatenstich erfolgte am 11. August 1998 am Sportplatz in Schneeberg, umrahmt von einer Bläsergruppe aus Schneeberg. Der Ausbau erfolgte durch das Straßenbauamt Heidelberg, Außenstelle Buchen und das Straßenbauamt Aschaffenburg, unter der Leitung des Straßenbauamts Heidelberg.

Die offizielle Einweihung des Radwegs Schneeberg-Rippberg mit wechselseitigen Radtouren geschah ein Jahr später, am 30. Juli 1999 in Rippberg, durch Pater Rogers aus Uganda, bei strahlendem Sonnenschein, gestaltet von der Blasmusik Rippberg und der Trachtengruppe Walldürn.

Direkt an der Landesgrenze wurde am 30. Mai 2000 eine Schutzhütte eingeweiht, die vom Schneeberger Oswin Loster in Eigenregie erbaut wurde. Die Kosten dafür hatte die Marktgemeinde Schneeberg übernommen.

Bürgermeister radeln

Am Bürgerhaus (Petersbrunnenstraße 15) in Rippberg werden am Sonntag, 15. September, um 13 Uhr die Bürgermeister Kurt Repp (Schneeberg) und Meikel Dörr (Walldürn) ihre Räder besteigen und von Stadt-, Gemeinde- und Ortschaftsräten begleitet in die Marktgemeinde Schneeberg hinunter fahren, um dort den Festbetrieb zu besuchen. Ausdrücklich gewünscht ist dabei, dass zahlreiche Bürger aus dem Grenzland Schneeberg-Walldürn sich den Radfahrern anschließen, um in Schneeberg als möglichst große Gruppe gemeinsam einzutreffen - und mitzufeiern.

„Reine Muskelkraft“

Wer die zum Teil steilen Streckenanstiege zwischen Schneeberg und Walldürn für strapaziös hält, der sei darauf verwiesen, dass der Gipfelpunkt des Drei-Länder-Radwegs erst bei 494 Höhenmetern erreicht ist, bei Rothenberg (nördlicher Raum Hirschhorn). Der mit 115 Metern über N.N. gelegene tiefste Punkt der Strecke liegt im Maintal, etwas oberhalb von Erlenbach. 1012 Höhenmeter Aufstieg und 1052 Höhenmeter Abstieg weisen aus, wie streckenvielfältig der Drei-Länder-Radweg ist. Wer ihn am Stück bewältigen möchte, sollte wohl trainiert sein – und 14 Stunden und 10 Minuten Zeit mitbringen. Nach alter Rechnung, in der Währung „reine Muskelkraft“.

Freier Autor

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