Tauberbischofsheim. Der Tauberbischofsheimer Tüftler Walter Egenberger hatte seine Ideen in den Fränkischen Nachrichten vorgestellt. Ihm zufolge sei es vorstellbar, mit Hilfe von Schiffstauen in den Türmen der Windräder kurzzeitig Energie zu speichern, um sie danach wieder rasch ins öffentliche Netz einzuspeisen.
Engagement gewürdigt
Landtagsvizepräsident Dr. Wolfgang Reinhart war darauf aufmerksam geworden und hatte jetzt ein Treffen in Stuttgart arrangiert, bei dem neben Egenberger auch Professor Dr. Wolfram Münch zugegen war, der die Abteilung Forschung und Entwicklung bei der EnBW unter sich hat. Er zeigte sich erfreut darüber, dass es Bürger wie den Tauberbischofsheimer gebe, die sich mit dem Thema nachhaltige Energieerzeugung und -versorgung befassten. Auch Reinhart würdigte das Engagement Egenbergers, wie denn die Nutzung Erneuerbaren Energien noch besser vorangetrieben werden könnte – auch vor dem Hintergrund, dass die Windkraft im Main-Tauber-Kreis eine sehr große Rolle spiele, denn hier stünden landesweit die meisten Anlagen.
Professor Dr. Münch betonte, dass es eine seiner Aufgaben bei der EnBW sei, neue Technologien aufzuspüren und auf ihre Realisierbarkeit zu prüfen und zu testen. Dies sei zum Beispiel bei Walter Egenbergers Modell möglich.
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Idee vorgestellt
Egenberger stellte danach seine Idee vor. Sie bestehe im Wesentlichen darin, den Hohlraum innerhalb von Windrädern als Energiespeicher zu nutzen. Hierzu könnten im oberen Bereich eines Windrads Seile fest montiert werden, die unten über eine Umlenkrolle mit einem Motor verbunden werden. Die Seile könnten mit Strom vom Netz oder vom Windrad direkt zu einer langen Kordel verdreht werden. Sobald man diese auflöste und die Seile wieder auseinanderdrehen lasse, könne durch die freiwerdende Kreiselkraft eine Rückverstromung über den Motor stattfinden. Er gehe davon aus, dass damit ein Wirkungsgrad von deutlich über 80 Prozent erreicht werden könne.
Der Experte sprach von einer „interessanten Vorstellung“. Er habe keinen Zweifel daran, dass „die vorgestellte Konstruktion samt Elektromotor baulich umsetzbar ist“. Im nächsten Schritt gehe es nun darum, Berechnungen und Prüfungen zur Relation von Aufwand und Ertrag anzustellen. Dabei werde der Fokus auf der Frage liegen, welche Energiemenge sich über die vorgestellte Seilkonstruktion in einem Windrad speichern ließe. Auch müsse man die Tauglichkeit von Kunststoffseilen für diese Verwendung noch genauer untersuchen, besonders dahingehend, ob es unter Umständen zu einem schnellen Ausleiern komme, wenn diese beim stetigen Betrieb eines Windrads fortlaufend ineinander- und wieder auseinandergedreht werden. Gegebenenfalls wäre auch zu prüfen, „ob mit einem anderen Material ein noch höherer Wirkungsgrad erzielt werden kann“.
Walter Egenberger ergänzte, dass es auch denkbar wäre, mehrere Umlenkrollen in einem Windrad zu installieren und so die Speicherkapazität zu erhöhen. Letztlich sei der Kern seiner Idee die – an sich von einem Windrad unabhängige – Art der Speicherung der Energie, welche über die Kreiselkraft wieder freigesetzt werden könne. Windräder böten sich aus seiner Sicht aber wegen ihrer Höhe und des Hohlraums – weshalb zusätzlicher Flächenverbrauch vermieden werde – dafür sehr an.
Dr. Wolfgang Reinhart meinte, er bewundere Egenbergers Einfallsreichtum und Tatendrang. Er sicherte seine Unterstützung zu, wenn die Konstruktion in einem weiteren Prüfungsschritt zur besseren Bewertung zunächst an einem einzelnen Windrad ausgetestet werden solle.
Professor Dr. Münch und Egenberger vereinbarten, miteinander in Kontakt zu bleiben. Der EnBW-Innovationsfachmann werde sich melden, sobald Ergebnisse über die Berechnungen vorliegen. Er zeigte sich zuversichtlich, dass dies bereits in wenigen Wochen der Fall sein könne.
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