Walter Egenberger tüftelt gerne - Der Tauberbischofsheimer wundert sich, warum Windkraftanlagen oft stillstehen – und überschüssige Energie ins Ausland geleitet wird

Nachhaltigkeit: Schiffstaue als Stromspeicher denkbar?

Walter Egenberger, von Beruf Schreiner, tüftelt in seiner Freizeit gern. Jetzt hat er sich konkret Gedanken darüber gemacht, wie Strom nachhaltig, sinnvoll und kostensparend gespeichert werden kann, um ihn schnell und effektiv ins Netz zu speisen.

Von 
Klaus T. Mende
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Viele Tausend Windräder ragen zur Stromgewinnung in Deutschland gen Himmel. Der Tauberbischofsheimer Walter Egenberger hat sich jetzt konkrete Gedanken gemacht, wie die gewonnene Energie vor Ort nachhaltig und kostengünstig gespeichert werden kann, anstatt teuer zum „Zwischenlagern“ nach Österreich oder in die Schweiz zu leiten. © DPA

Odenwald-Tauber. „Ja, ich hatte schon immer ein Faible für Technik“, schmunzelt der 63-Jährige Tauberbischofsheim im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten. In dieser Beziehung scheine er erblich „vorbelastet“ zu sein, denn „schon meine Vorfahren waren Mühlenbauer“. Wenn er sich denn einer Sache widme, stünden Attribute wie Optimierung und Verbesserung stets im Fokus – wie auch jetzt wieder.

Gedanken gemacht

„Als ich vor geraumer Zeit mit dem Fahrrad bei Gerchsheim unterwegs war, sind mir drei Windräder aufgefallen, von denen sich zwei nicht gedreht haben – trotz Windes“, erinnert sich der Tauberbischofsheimer. Eigentlich unverständlich, habe er sich gedacht – und sich sofort Gedanken gemacht: „Warum ist das so? Was kann man dagegen tun?“ Schließlich sei er zu dem Schluss gekommen: Hierzulande fehlten Speichermöglichkeiten, um zu viel produzierten Strom aus Windkraft oder Sonnenenergie „zwischenzuparken“. Ein Zustand, der so eigentlich nicht hinnehmbar sei, da völlig ineffektiv – und dazu grotesk.

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Transport in den Alpenraum

„Wenn hierzulande zu viel Strom produziert wird, dann wird er nach Österreich oder in die Schweiz transportiert. Denn dort gibt es ausreichend Stromspeicher. Aber das kostet Millionen“, erklärt Walter Egenberger, der in all den Jahren seiner beruflichen Laufbahn schon mehr als 160 Verbesserungsvorschläge eingebracht hat, von denen viele auch umgesetzt worden seien. Bestehe dann irgendwann hierzulande wieder Bedarf, werde diese Elektroenergie für noch teueres Geld aus dem Alpenraum zurücktransportiert, um auf der Strombörse gehandelt zu werden – für Egenberger ein auf Dauer nicht hinzunehmender Zustand, zumal beim Transport ein erheblicher Leitungsverlust zu beklagen sei. Deswegen habe er sich mit dieser Thematik befasst – und anhand mehrerer Modelle eine sinnvolle und kostengünstige Lösung entwickelt.

Walter Egenberger mit seinen Modellen, mit deren Unterstützung er die neue Möglichkeit der nachhaltigen und kostengünstigen Stromspeicherung vor Ort erfolgreich simuliert hat. © Klaus T. Mende

Recht simple Idee

Egenbergers Idee erscheint sehr simpel: „In Turm einer Windkraftanlage werden in 60 bis 80 Metern Höhe mehrer frei bewegliche Schiffstaue, hergestellt aus Nylon und recyceltem Plastik, aufgehängt. Sie sind mit einem Elektromotor und einer Schwungradtechnologie ausgestattet.“ Die gesamte Anlage sei an das öffentliche Stromnetz angeschlossen, da solch eine Infrastruktur ohnehin bei jeder der mehr als 30 000 Windkraftanlagen in Deutschland zur Grundausstattung zähle. Somit könne nicht nur produzierter Strom aus Windrädern, sondern auch jener aus Fotovoltaikanlagen hier „zwischengelagert“ werden, nachdem er zuvor in Bewegungsenergie umgewandelt worden sei, so der Bischemer Tüftler. Er würde sich sehr freuen, wenn er die politisch Handelnden in Berlin und Stuttgart von seiner Idee überzeugen könnte und sich ein Investor fände, der einen Prototypen für solch einen Stromspeicher realisiert.

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Senkung der Stromkosten?

„Die Technik trägt zur Versorgungssicherheit in Deutschland bei“, ist Walter Egenberger im Gespräch mit unserer Zeitung überzeugt – und sie könne auf Sicht unter dem Strich eine Senkung der Stromkosten für die Verbraucher zur Folge haben.

Nachdem der Strom in Bewegungsenergie transformiert worden sei, könne er in den Nylontauen gespeichert werden – und jederzeit wieder ins öffentliche Netz eingespeist werden, während sich die Windräder weiter drehen. Je öfter die Einspeisung erfolge, desto effektiver sei das Ganze. Der Optimalfall wäre, wenn dies mehrfach am Tag geschehe. Dies könnte durchaus auch gesteuert werden, etwa zu Zeiten, wenn Industriebetriebe phasenweise einen höheren Energiebedarf hätten.

Im Turm eines Windrades werden die Schiffstaue als Stromspeicher eingebaut. © Klaus T. Mende

Diese Art der Speicherung habe einen weiteren Vorteil gegenüber riesigen Batterien oder Akkus, die für enorme Summen errichtet werden müssten: „Hierzu bedarf es keiner teilweise giftigen Rohstoffe“, gibt der Entwickler zu bedenken. Sie sei also umweltschonend, ressourcensparend, Abfall vermeidend – und es gebe keine weitere Verschandlung des Landschaftsbildes, „denn die Windkraftanlagen sind bereits vorhanden“.

Um wirtschaftlich arbeiten zu können, sollten mindestens drei solcher Taue im Turm eines Windrades angebracht werden. Es könnten aber auch durchaus ein Dutzend sein – je mehr, desto größer sei jene Menge, die vorübergehend gespeichert werden könnte, meint Walter Egenberger.

Ausprobiert und entwickelt

Der 63-Jährige hat einige Wochen ausprobiert und entwickelt – und insgesamt vier verschiedene Modelle hergestellt. Die Probeläufe hätten allesamt sehr gut geklappt. Jetzt hoffe er auf den politschen Willen, zumindest mal Gehör zu finden und seine Idee vorzustellen. „Eigentlich sollte solch eine Möglichkeit ganz im Sinne der neuen Ampelkoalition in Berlin sein“, so der Tauberbischofsheimer abschließend. Sie habe sich auf die Fahnen geschrieben, auf dem Gebiet der ökologischen Erneuerung voranzukommen – und dazu gehöre auch, offen zu sein für Neuerungen.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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