Odenwald-Tauber. Verkehrsminister Winfried Hermann sagte in Stuttgart zu dem Ranking: „Die Qualität des Bahnverkehrs wurde in weiten Teilen des Landes weiter gesteigert. Das ist Ansporn und Auftrag, denn das Ranking zeigt auch, dass noch einiges zu tun ist. Mit dem neuen Internetportal bieten wir den Bahnunternehmen einen zusätzlichen Anreiz, besser zu werden und in der Bewertung aufzusteigen.“ In rund der Hälfte der Netze seien bereits jetzt mehr als 70 von 100 Punkten erreicht worden.
Blick auf das erste Halbjahr 2021
Das Ranking auf der Seite bwegt.de/qualitaet bietet auf einen Blick jeweils die Daten des letzten abgeschlossenen Halbjahres. Durch die interaktive Darstellung und das selbsterklärende Handling finden Kunden schnell ihr jeweiliges Verkehrsnetz und können schauen, wie dieses im Vergleich abgeschnitten hat. Auch ist die Bewertungsmethodik kurz erläutert.
Die drei Spitzenplätze des aktuellen Rankings sichern sich zwei Unternehmen: Die Plätze eins und drei belegt die SBB Deutschland auf ihren Strecken zwischen Erzingen und Schaffhausen sowie zwischen Engen und Konstanz mit dem „Seehas“. Die deutsche Tochter der schweizerischen SBB leistet hier nahezu störungslos höchst pünktlichen Verkehr. Auf dem zweiten Platz liegt die AVG mit dem Stadtbahnnetz zwischen Heilbronn, Bad Friedrichshall, Mosbach und Sinsheim. Platz vier geht an die Westfrankenbahn im Norden des Landes, die sehr zuverlässigen Verkehr auf die Fläche bringt.
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Vielzahl verschiedener Daten
Das neue Qualitätsranking vergleicht die Betriebsqualität von 29 Verkehrsverträgen des Landes. In den Ergebnissen wird eine Vielzahl verschiedener Daten kombiniert. So besteht die Gesamtbewertung aus fünf Einzelkriterien: Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Gesamtzufriedenheit der Fahrgäste gehen mit einer Gewichtung von jeweils 25 Prozent in das Ranking ein. Darüber hinaus fließen Bewertungen der Zugkapazität mit 15 Prozent und die Sauberkeit mit zehn Prozent in die Gesamtberechnung ein. Das Ministerium trägt mit dem Ranking unter anderem dem Wunsch von Kunden Rechnung, die Leistungen verschiedener Eisenbahnunternehmen besser vergleichen zu können.
Main-Tauber-Kreis
„Wir arbeiten mit der Westfrankenbahn seit vielen Jahren gut zusammen und freuen uns sehr über den hervorragenden vierten Platz“, teilt Markus Moll, Pressesprecher des Landratsamtes Main-Tauber, auf FN-Anfrage mit. Vorteil des Unternehmens sei es, dass unter einem Dach Fahrplaner und Betrieb, Infrastruktur und Kundenservice vereint seien – im Unterschied zum großen DB-Konzern mit der Aufteilung in Netz, Stationsinfrastruktur und Betrieb. So habe sich der Main-Tauber-Kreis mit den jeweiligen Kommunen an der Modernisierung von sechs Bahnstationen finanziell beteiligt. Vier weitere Stationen seien derzeit in Fertigstellung, hier jedoch ohne finanzielle Beteiligung des Kreises.
„Die Westfrankenbahn hat für die nächsten Jahre weitere Infrastrukturmaßnahmen angekündigt, unter anderem die Modernisierung der Bahnhöfe Niederstetten, Weikersheim, Markelsheim und Bad Mergentheim.
Darüber hinaus soll spätestens 2024 der Tunnel Reicholzheim fertig sein, was ebenfalls dazu führen wird, dass die Pünktlichkeit sich verbessert, ebenso wie Investitionen in die Stellwerkstechnik“, blickt Moll nach vorn.
Die Kreisbehörde begrüße die hohen Investitionen der Westfrankenbahn sehr. Sie führten dazu, dass das Angebot attraktiver und zuverlässiger werde, „was nach unserer Überzeugung letztendlich dazu führen wird, dass die Angebote künftig noch besser genutzt werden“.
Der Main-Tauber-Kreis koordiniert
Der Main-Tauber-Kreis habe zudem die Federführung und Koordinierung für die Abendbusse an der Tauberbahn übernommen, die durch das Land finanziert werden. Es handele sich um eine Maßnahme, die ebenfalls Fahrten mit der Tauberbahn erleichterten, da man damit auch nach Betriebsschluss der Bahn (in der Regel gegen 21 Uhr) noch bis etwa 0 Uhr zurückfahren könne. Darüber hinaus beteilige sich der Landkreis finanziell an der Mobilitätszentrale im Bahnhof Bad Mergentheim, die von der Westfrankenbahn betrieben werde, so der Behördensprecher.
Schreiben des Landrats
Probleme bereite bisher die Pünktlichkeit. „Hierzu hat Landrat Schauder im September an die Geschäftsführung der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg geschrieben, um zu erreichen, dass auch das Land als Besteller der Nahverkehrszüge die nötigen Mittel für weitere Verbesserungen zur Verfügung stellt“, erklärt Moll.
Ein Sprecher der Deutschen Bahn in Stuttgart sieht die Westfrankenbahn insgesamt „gut aufgestellt“, wie er gegenüber unserer Zeitung betont. Das Unternehmen sei „auf einem guten Weg“, doch es gebe immer Möglichkeiten, sich weiter zu verbessern. Und dies sei auch der Anspruch der WFB – vor allem in Sachen „klimaneutraler Schiene“ sowie bei der Pünktlichkeit.
Neckar-Odenwald-Kreis
„Der Neckar-Odenwald-Kreis ist sehr erfreut über das gute Abschneiden der Westfrankenbahn im Qualitätsranking des Landes. Es bewährt sich offenbar, dass das Unternehmen als eines der fünf Regio-Netze des DB-Konzerns in kleineren Strukturen sehr effizient arbeiten kann“, äußert sich Jan Egenberger, Pressesprecher des Landratsamtes in Mosbach, gegenüber den Fränkischen Nachrichten. Den durch das Verkehrsministerium veröffentlichten Zahlen sei zu entnehmen, dass es jedoch bei der Pünktlichkeit noch Optimierungspotenzial gebe.
Zudem sei dem Landkreis in diesem Zusammenhang wichtig, dass gerade auf der Madonnenlandbahn, also der Strecke, auf der die Westfrankenbahn im Kreis hauptsächlich unterwegs sei, ebenfalls noch erheblich Potenzial vorhanden sei. „Seit Jahren kämpft der Landkreis, unterstützt durch die Geschäftsführung der WFB, dem bayerischen Nachbarlandkreis Miltenberg und allen Anrainerkommunen dafür, dass diese Strecke endlich ertüchtigt und dadurch attraktiver wird“, sagt Egenberger weiter. Eigens dafür seien erhebliche Mittel in die Hand genommen und 2020 in eine Zukunftsuntersuchung investiert worden. Allerdings seien die dortigen Handlungsoptionen kurzfristig nicht umsetzbar, „dennoch ist der Landkreis weiter im Dialog mit dem Verkehrsministerium in Stuttgart“. Ziel sei, eine bessere Infrastruktur zu schaffen, damit auch die Westfrankenbahn als Betreiber noch besser werden kann.
Zufriedenheit steigern
Die WFB habe das Verlangen, die Zahl der Verspätungen noch weiter nach unten zu drücken. „Wir wollen die Infrastrukturverfügbarkeit weiter erhöhen, was schlussendlich dazu beiträgt, dass auch die Kundenzufriedenheit weiter zunimmt“, zeigt sich der Bahnsprecher überzeugt. Es werde bundesweit viel Geld in die Hand genommen, davon partizipiere auch die WFB, die zum Beispiel auch verstärkt in Weichen und Signale investiere. „Ja, es gibt noch Luft nach oben.“
Stolz sei man auf den Umstand, dass man in zahlreichen Kategorien sehr gut abschneide und für die Fahrgäste nach anfänglichen Herausforderungen in Folge der Inbetriebnahme des gewonnenen Verkehrsvertrags nun ein zuverlässiger Partner im Nahverkehr des Landes sei. Besonders bei den Punkten Sauberkeit und verfügbare Zugkapazität schaffe man es, die Qualitätsanforderungen sehr gut zu erfüllen. Hier lege man großen Wert auf Zuverlässigkeit, damit sich die Kunden bei den Faktoren Hygiene und Platzverhältnisse während der Pandemie sehr sicher fühlen können.
Es sei der eigene Anspruch, die Qualität im ÖPNV nachhaltig zu steigern, um noch mehr Menschen fürs Bahnfahren zu begeistern. Auf den Weg hin zu einer Verkehrswende könne man so einen Beitrag dazu leisten, bis 2030 im Land die Fahrgastzahlen zu verdoppeln.
Die Benotung beim aktuellen Ranking sei hierbei motivationsfördernd, so der Sprecher.
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