ÖPNV

Verkehrsministerium fordert zeitnahe Lösung zur Tauberbahn

Kritik an der Westfrankenbahn kommt nun auch aus dem Verkehrsministerium:  „Die Westfrankenbahn muss alles in ihrer Macht Stehende tun, um aus der aktuellen Mangellage herauszukommen.“ Aber es ist nicht so einfach.

Von 
Klaus T. Mende
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Auch das Stuttgarter Verkehrsministerium kritisiert die augenblicklichen Zustände auf der Tauberbahn – hier der Bahnhalt in Königshofen, wo derzeit ebenfalls viele Züge nicht fahren. Aus dem Hause von Winfried Hermann wird eine „zeitnahe, nachhaltige“ Problemlösung an die Adresse der Westfrankenbahn angemahnt. © Klaus T. Mende

Main-Tauber-Kreis. Kommt der Zug – oder kommt er nicht? Die augenblickliche Situation auf der Tauberbahn stellt nicht nur für viele potenzielle Fahrgäste ein großes Ärgernis dar. Auch seitens des Stuttgarter Verkehrsministeriums herrscht großes Unverständnis bezüglich des Ist-Zustands auf der Strecke, für den die Westfrankenbahn (WFB) verantwortlich zeichnet. Die FN haben deshalb im Hause von Winfried Hermann nachgefragt.

Erneute Verschärfung im Schienenverkehr 

„Nachdem die Westfrankenbahn seit dem Winter zwar ein Konzept mit Einschränkungen gefahren ist, dieses aber relativ zuverlässig und ohne größerer Anzahl an zusätzlichen Ad-hoc-Ausfällen ableistete – Streikfälle und Extremwetterlagen ausgenommen – , ist es in den vergangenen Wochen zu einer erneuten Verschärfung mit extremen Einschränkungen im Betriebsprogramm gekommen, die stark an die deutlichen Einschnitte 2022 erinnern“, teilt Pressesprecherin Wenke Böhme mit. Der Großteil sei diesmal jedoch, anders als vor zwei Jahren, nicht auf fehlendes Fahrpersonal (Zuständigkeit Eisenbahnverkehrsunternehmen, EVU, DB RegioNetze Westfrankenbahn) zurückzuführen, sondern auf fehlendes Stellwerkspersonal im südlichen Taubertal (Zuständigkeit Eisenbahninfrastrukturunternehmen, EIU, DB RegioNetze Westfrankenbahn) und im Raum Aschaffenburg (Zuständigkeit EIU DB InfraGO).

„Die Situation ist äußerst unbefriedigend. Dem EIU Westfrankenbahn gelingt es seit vielen Monaten nicht, ausreichend Personal zum Besetzen der Stellwerke anzuwerben“, führt Böhm weiter aus. Die beabsichtigte Modernisierung und teilweise Fernsteuerung der heute noch mechanischen Stellwerke sei sicher ein Weg, um die Lage perspektivisch zu verbessern. Dies nehme aber noch etliche Jahre in Anspruch und verkompliziere es auf der anderen Seite, „für die Übergangszeit noch entsprechende Personale zu finden“.

Personalmangel ist branchenweites Problem

Dass auch das EIU DB InfraGO immer wieder vor derartigen Problemen stehe (neben Aschaffenburg zum Beispiel auch in Neckargemünd oder Ludwigshafen), zeige, dass „das Problem ein branchenweites ist und nicht nur bei der Westfrankenbahn zu massiven Einschränkungen führt“. Über das Fachkräftebündnis unterstütze das Land die Branche aktiv, um mehr Arbeitskräfte für eine Tätigkeit im Öffentlichen Personennahverkehr zu gewinnen. „Gleichwohl sind es aber am Ende die Unternehmen, die attraktive Arbeitsplätze bieten und die Voraussetzungen dafür schaffen müssen, einen verlässlichen Verkehr auf die Schiene zu bringen.“

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Die Ausfälle entstünden beim EVU Westfrankenbahn, mit dem das Land einen Vertrag besitze, würden jedoch durch das EIU Westfrankenbahn verursacht, ist aus der Landeshauptstadt weiter zu erfahren. „Beide Unternehmen sind rechtlich eigenständig, was die Situation leider verkompliziert.“ Dem EVU würden die ausfallenden Fahrten nicht bezahlt. Es müsse den entstehenden Schaden beim EIU geltend machen.

„Die Westfrankenbahn wird aufgefordert, eine zeitnahe und nachhaltige Lösung für das Problem zu suchen und mit dem Land und den regionalen Partnern abzustimmen“, so die deutliche Forderung des Verkehrsministeriums an die Adresse der in Aschaffenburg ansässigen WFB. „Es ist klar, dass man hier vor einem komplexen Problem steht, aber die Westfrankenbahn wird aktuell ihrer Kernaufgabe nicht gerecht, ein verlässliches Verkehrsangebot bereitzustellen, und muss alles in ihrer Macht Stehende tun, um aus der aktuellen Mangellage herauszukommen“, bekräftigt Wenke Böhm.

Da das EIU auch bei einer Kündigung des Vertrags mit dem EVU Pächterin der Strecken bleiben würde, hätte eine Vertragskündigung keine positive Wirkung, heißt es abschließend.

Auch ein anderes EVU stünde vor dem Problem, dass das EIU die Strecke nicht im nötigen Umfang betreiben kann, und „würde damit dieselben Einschränkungen im Betrieb erfahren“

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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