Apotheker-Protest auf dem Stuttgarter Schlossplatz

Stuttgart: Apotheker-Kritik an Gesundheitspolitik der Ampel

Apothekensterben in Deutschland: Betroffen davon sind vor allem ländliche Räume, auch die Kreise Main-Tauber und Neckar-Odenwald. Bei einem Protest in Stuttgart verschafften sich Apotheker Gehör. Doch wie geht es weiter?

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Klaus T. Mende
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Mehr als 5000 Apotheker und Pharmazeutisch-Technische Angestellte aus Bayern und Baden-Württemberg gingen mit der Gesundheitspolitik der Ampel, allen jener von Minister Karl Lauterbach, hart ins Gericht und zeigten ihm die rote Karte. © Klaus T. Mende

Odenwald-Tauber/Stuttgart. „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Zukunft klaut“ – den Apothekern hierzulande platzt die Hutschnur.

Gesundheitspolitik in die falsche Richtung

„Ja, wir haben die Nase voll von Karl Lauterbach und seiner Gesundheitspolitik, die in die falsche Richtung geht“, war immer wieder am Mittwoch auf dem Stuttgarter Schlossplatz zu hören. Dort hatten sich mehr als 5000 Beschäftigte der Branche aus Bayern und Baden-Württemberg – darunter auch eine stattliche Zahl aus den Kreisen Neckar-Odenwald und Main-Tauber – versammelt, um lautstark mit Trillerpfeifen und Protestplakaten ihrem Unmut gegen die Gebaren der Berliner Ampel kundzutun.

Mehrere Redner betonten unisono, dass es bereits „fünf nach Zwölf ist“. Mit Geschlossenheit, Solidarität und Zusammenhalt müsse es das gemeinsame Ziel aller sein, rasch eine Trendwende herbeizuführen, um die flächendeckende Versorgung der Menschen mit Medikamenten nicht noch weiter zu gefährden.

In der gesamten Branche „läuft einiges gewaltig schief“, kritisierte Tatjana Zambo, Präsidentin des Landesapothekerverbandes (LAV) Baden-Württemberg. Sie lobte die Solidarität und den Zusammenhalt innerhalb der Branche, was genutzt werden solle, um sich den politischen Plänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erfolgreich in den Weg zu stellen. Dessen Gesundheitspolitik „lässt uns Apotheken am langen Arm verhungern“, betonte sie unter lautstarkem Applaus der Demonstranten, immer wieder unterbrochen von „Apotheken stärken“-Forderungen.

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Apotheken: Honorarerhöhung unumgänglich

Zambo mahnte Lauterbach dazu, künftig „nichts mehr im stillen Kämmerlein zu entscheiden“ und seine „absurden Pläne über die Medien zu verbreiten“. Die LAV-Präsidentin sprach sich für eine deutliche Honorarerhöhung aus, damit für sie und ihre Kollegen die wirtschaftliche Basis dahingehend gelegt werde, zuversichtlich in die Zukunft blicken zu können: „Wir sind Heilberufler und nicht die Spielbälle einer verfehlten Gesundheitspolitik.“ Einerseits werde stets propagiert, es sei kein Geld da, um die Honorare anzuheben, andererseits würde in die Krankenkassen von Staatsseite doppelt so viel Geld zum Beispiel für überdimensionale Bürogebäude gesteckt, wie die Apotheken bekämen. Laut Zambos Worten könnten sich Lauterbach im Besonderen, aber auch die Ampel im Allgemeinen, warm anziehen, sollte sich die Situation nicht zeitnah entscheidend und zum Positiven hin verbessern.

Ihr bayerischer Kollege Dr. Hans-Peter Hubmann, gleichzeitig Vorsitzender des Deutschen Apotheker-Verbandes, stieß ins gleiche Horn. „Wir setzen hiermit ein Zeichen.“ Er machte klar, dass sich die aktuelle kleinteilige Apotheken-Struktur vor allem in Krisenzeiten wie Corona bewährt habe, zumal dadurch gewährleistet sei, schnell und effektiv zu reagieren – wenn es denn mal nicht zu Lieferengpässen bei vielen Medikamenten komme.

Landtagsvizepräsident Dr. Wolfgang Reinhart (Mitte), hier im Gespräch mit den Apothekern Jens Reuter (Walldürn) und Sylvia Begemann (Igersheim), solidarisierte sich in Stuttgart mit den Forderungen der Standesvertreter. © Klaus T. Mende

Apotheken versorgen die Bevölkerung

Die Apotheken brächten Höchstleistungen bezüglich der Versorgung der Bevölkerung. Anstatt diesen Auftrag zu unterstützen, würden von bundespolitischer Seite der Branche lauter Knüppel zwischen die Beine geworfen. „Wir wollen gerechte Löhne bezahlen, deshalb ist eine Erhöhung der Honorare unvermeidlich“, meinte Hubmann. „Doch wir werden von der Ampel ignoriert.“ So sei es schwierig, die überbordete Bürokratie abzubauen, die Lieferengpässe in den Griff zu kriegen oder neues Personal zu akquirieren. All das sei aber notwendig, um den Apotheken eine wirtschaftliche Perspektive zu bieten, anstatt deren Sterben weiter zu forcieren. Während der Vorsitzende des bayerischen LAV mit der Bundesregierung hart ins Gericht ging, lobte er ausdrücklich die politischen Führungen in beiden Bundesländern, die sich in jüngster Vergangenheit für eine Verbesserung der Lage eingesetzt hätten.

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„Wir sehen hier den großen Zuspruch mitten in Stuttgart, in der Fußgängerzone. Und ich muss sagen, ich unterstütze das Anliegen der Apotheker. Es geht darum, dass die Apotheken erhalten bleiben“, so Landtagsvizepräsident Dr. Wolfgang Reinhart, der sich mit den Apothekern Jens Reuter (Walldürn) und Sylvia Begemann (Igersheim) austauschte und sich mit der Branche solidarisierte. Für ihn gehe es darum, dass vor allem im ländlichen Raum – die Region ist die dünn besiedelste Gegend im Land – eine breite, gute Struktur an Angeboten von Apotheken vor sei. „Dies ist lebenswichtig für die Gesundheit der Menschen, nicht zu vergessen, Service, Beratung und Dienstleistung.“

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach bekam so richtig sein Fett weg. Ihm werden Alleingänge vorgeworfen, die das Apothekensterben beschleunigen. © Klaus T. Mende

Gereizte Stimmung an der Basis

Die Stimmung an der Basis sei alles andere als positiv, lassen Apothekenvertreter aus der Region den FN-Reporter wissen. Einerseits wolle man für die Menschen da sein und ihnen eine funktionierende Versorgung mit Medikamenten gewährleisten, andererseits werde man immer mehr von der Bundespolitik drangsaliert. Und diesen Spagat wolle man nicht mehr länger tätigen, das Maß sei voll.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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