Tauberbischofsheim. In Tauberbischofsheim sprach Landrat Christoph Schauder zu den aufgebrachten Bauern und sicherte ihnen seine Unterstützung zu (wir berichteten).
„Ist der Bauer ruiniert, wird das Essen importiert“, „Uns wird das Geld genommen, der Faulenzer soll es bekommen“, „No farmers, no food, no future“, „Diese Regierung muss weg“ oder „Stirbt der Bauer, stirbt das Land“ stand auf Plakaten, die die Landwirte an ihre Traktoren angebracht hatten.
„Die Landwirte sind in heller Aufregung“, sagte ihr Kreisverbandsvorsitzender Reinhard Friedrich. „Die Pläne der Bundesregierung sind katastrophal, es kann nicht sein, dass man uns mit einer Sondersteuer belastet. Im Gespräch ist eine Milliarde, die man von uns Bauern zusätzlich einfordern will. Unsere Regierung hat es nicht fertiggebracht, einen verfassungsgemäßen Haushalt aufzustellen und jetzt muss man in Berlin das Geld zusammenkratzen. Und da fiel der Regierung nichts Besseres ein, als uns Bauern mit einer Sondersteuer zu belasten“, sagte er.
Ein Demonstrant ruft: „Die sollen das Geld im Land lassen!“ Viele skandierten „Jawohl!“ Friedrich sagte weiter: „ Wir haben unsere Ziele eingehalten, wir schützen das Klima schon, indem wir unsere Äcker anbauen. Wir wehren uns heftig gegen dieses ,Strafgeld’ – das kann einfach nicht sein.“ Die Einkommen der Landwirte würden einbrechen, die Produktion würde zurückgefahren und Deutschland müsste Lebensmittel aus dem Ausland importieren – dann, so Friedrich, „wird es richtig Geld kosten“.
Landrat Christoph Schauder machte gleich einmal klar, auf wessen Seite er steht: „Das Anliegen, das Sie umtreibt, treibt auch mich um. Ich weiß verdammt viel von der Landwirtschaft, denn ich komme aus einem kleinen Dorf mit 530 Einwohnern. Wir hatten selbst eine Nebenerwerbslandwirtschaft, ich bin also mit der Landwirtschaft großgeworden. Ich weiß auch,wie die Rahmenbedingungen für Sie immer schwieriger geworden sind.“ Schauder weiter: „Es schockiert mich, dass allen Ernstes geplant ist, Subventionen für unsere heimische Landwirtschaft kurzfristig zu streichen.“
Landrat Schauder verurteilt "Hauruck-Aktionen"
Ohne Politik-Bashing betreiben zu wollen, sagte er: „Vorm Verfassungsgericht zu landen, das einen Haushalt überprüft, ist das eine. Aber dass offensichtlich niemand in Berlin einen Plan B in der Tasche hatte, falls das Verfassungsgericht dieses Haushaltsgebaren in weiten Teilen kassiert, ist das andere. Ich erwarte von unseren Politikern, dass sie sich im Vorfeld auf Eventualitäten einstellen und nicht in den letzten Wochen des Jahres Hauruck-Aktionen aus dem Ärmel schütteln, um noch einen einigermaßen genehmigungsfähigen Haushalt hinzubekommen. Hier im Main-Tauber-Kreis arbeiten wir anders, da können Sie sicher sein“, sagte er unter dem Beifall der Zuhörer.
Er ermunterte die Landwirte zu weiteren Aktionen, indem er sagte: „Nur wenn man auf die Straße geht, kann man auch etwas bewegen. Ich bin verhalten optimistisch, dass noch ein Umdenken einsetzt. Und ich fordere das hiermit. Wir alle sind durch schwierige Zeiten gegangen, und jeder hat damals in den Berliner Regierungskreisen gesagt, dass wir uns unabhängiger vom Ausland machen müssen. Doch diese Bemühungen werden mit Füßen getreten, wenn man versucht, unsere heimische Landwirtschaft kaputt zu machen. Die Bevölkerung muss sich viel bewusster werden, was Landwirte tagtäglich tun. Auch ich werde bei jedem Gespräch mit politischen Entscheidungsträgern Ihre Anliegen entsprechend präsentieren.“
Schauder: „Bleiben Sie laut und sichtbar“
Schauder appellierte an die Landwirte: „Bleiben Sie laut und sichtbar, aber immer friedlich. Machen Sie Rambazamba auch über Heiligabend hinaus. Sie haben jede Berechtigung, auf die Straße zu gehen. Der Landkreis steht fest an Ihrer Seite“, sagte er unter dem großen Beifall der Demonstranten.
Christoph Schauder und auch der Grünsfelder Bauernverbands-Ortsobmann Georg Dürr dankten der Polizei für die Verkehrsregelung. „Den einen oder anderen Fluch bekamen wir schon zu hören“, meinte ein Polizeibeamter gegenüber den FN.
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