Odenwald-Tauber. Dienstag Nachmittag, Tankstelle Herm in der Wertheimer Straße in Tauberbischofsheim: Ein bunter Mini steht im Fokus zahlreicher Neugieriger, die sich um ihn versammelt haben.
Auf den ersten Blick eigentlich ein ganz normaler Kleinwagen, wie er zig-tausendfach auf deutschen Straßen unterwegs ist. Schlussendlich ist aber von ganz entscheidender Bedeutung, wie er betrieben wird – und das hat es durchaus in sich.
„Ein globales Problem“
Für drei Wochen ist der Mini derzeit im gesamten Bundesgebiet unterwegs, um Öffentlichkeit und Politik darauf aufmerksam zu machen, wie mit relativ einfachen Mitteln schnell und effektiv Maßnahmen zur Senkung der CO2-Emissionen herbeigeführt werden könnten, um dadurch dem weltweiten Klima etwas Gutes zu tun. „Hierbei handelt es sich um ein globales Problem, für das globale Lösungen wichtig sind“, hebt Dr. Lorenz Kiene hervor, der die Informations-Tour von Schleswig-Holstein über Bayern bis nach Berlin an vorderster Front begleitet, um E-Fuels salonfähig zu machen.
„Deutschland will bis 2045, Europa bis 2050 klimaneutral sein. Diese ambitionierten Ziele können wir nicht allein mit Elektromobilität erreichen. Wir brauchen verschiedene Maßnahmen, um die CO2-Emissionen in der Mobilität schnell und effektiv zu senken“, betont Dr. Lorenz Kiene, Geschäftsführer der Lühmann-Gruppe.
Aus Sicht des Mineralölmittelstands sei dazu ein Antriebsmix notwendig, in dem strombasierte, synthetische Kraftstoffe eine entscheidende Rolle spielen. „Wir hoffen, dass wir an den Stationen unserer Infotour möglichst vielen Menschen zeigen können, welchen wichtigen Beitrag E-Fuels zur Verkehrswende leisten können“, ergänzt Dr. Kiene. Nur mit der entsprechenden Unterstützung der Öffentlichkeit und aus der Politik werden die Rahmenbedingungen für den Markthochlauf von strombasierten Kraftstoffen und damit für eine klimaneutrale Mobilität geschaffen.
Jeder Benziner oder Diesel könnte mit E-Fuels betankt werden – sofort und ohne jegliche zusätzliche Investitionen oder technische Umrüstungen, erklärte Dr. Kiene, bevor er zusammen mit Peter Herm erstmals überhaupt im Taubertal (am Abend machte die Infotour auch noch in Buchen bei der Tankstelle Herm Station) einen Pkw mit klimaneutralem Kraftstoff betankte.
Autofahrer als Klimaretter
Mit E-Fuels könne jeder Autofahrer „zum Klimaretter werden“, zeigte sich Dr. Lorenz Kiene überzeugt. Schließlich sei er CO2-neutral unterwegs. Und das Gute: Diese Technologie eigne sich für Fortbewegungsmittel jeglicher Art – also auch für Flugzeuge oder in der Schifffahrt. E-Fuels seien im Übrigen umfassend erforscht und erfüllten sämtliche Voraussetzungen für die Markteinführung. Sie seien darüber hinaus eine echte Alternative für E-Autos.
Und wie verhält es sich mit der Herstellung dieses synthetischen Kraftstoffs? „Das ist recht einfach“, beantwortete Kiene auch diese Frage. „Hierfür benötigt es Wasserstoff, der auf Salzwasser gewonnen werden kann, grünen Strom aus Sonne oder Windkraft sowie CO2, das der Luft entnommen wird.“ Von sämtlichen Bestandteilen sei genügend vorhanden. Dies machte der Experte an einem konkreten Beispiel deutlich: „Die Sonne deckt in drei Stunden jenen Energiebedarf ab, den die Welt in einem Jahr benötigt.“
Das Auto stoße zwar Kohlendioxid aus, fuhr Dr. Kiene fort, da aber mindestens die gleiche Menge der Luft entnommen werde, sei man unterm Strich klimaneutral unterwegs. Schlussendlich eine sinnvolle Ergänzung zum Energiemix der Zukunft aus Wasserstoff, Elektromobilität und E-Fuels.
„Die Unterstützer dieser E-Fuels sind keinesfalls gegen E-Autos“, machte Diplom-Ingenieur (Energietechnik) Peter Herm deutlich. „Im Gegenteil – durch Technologieoffenheit können wir zügiger CO2-Minderungen erreichen, etwa durch den Einsatz von E-Fuels in Flugzeugen, Pkw oder Schiffen.“
Kombiniere man diese Technologien (eben auch die E-Mobilität), „können wir die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens ebenso sicher erreichen wie auch das 1,5-Grad-Ziel.“
MdB Nina Warken zeigte sich beeindruckt davon: „Eine gute Sache, das ist die Zukunft.“ Während sie sich offen dafür zeigt, dass E-Fuels schon in absehbarer Zeit allen zugänglich gemacht werden, gebe es insgesamt auf politischer Seite noch einige Überzeugungsarbeit zu leisten, meinten Dr. Kiene und Herm unisono. Die Politik setzte bislang nämlich noch sehr einseitig auf die Elektromobilität und fördere diese jedes Jahr mit vielen Milliarden Euro. Um hier ein Umdenken zu ermöglichen, sei zu allererst die EU am Zuge, in dem sie ihre Flottenregulierungsrichtlinie ändert. Diese unterstütze noch zu sehr die E-Mobilität, weswegen sich viele Automobilhersteller noch nicht so recht trauten, verstärkt auf E-Fuels zu setzen. „Denn im Zweifelsfall drohen ihnen bislang noch Strafen in Milliardenhöhe.“
Mit E-Fuels sollte es möglich sein, die Klimaziele bis 2045 hierzulande zu erreichen. Und deshalb sei es politischerseits wichtig, nicht mehr nur zu reden, so Kiene und Herm, sondern zu handeln und dadurch für die richtigen Rahmenbedingungen zu sorgen.
Verbotsdiskussion beenden
Hierzu zähle ein Ende jeglicher Verbotsdiskussionen, an deren Stelle Technologieoffenheit und Innovationsfreude treten müssten. Darüber hinaus gelte es, entsprechende Anreize zur Einführung von E-Fuels zu setzen. Und zu guter Letzt bräuchten die Investoren nun Planungssicherheit, um Anlagen für die Produktion dieses klimaneutralen Kraftstoffs errichten zu können.
Mit der Infotour quer durch Deutschland sei ein guter Anfang gemacht, um den Bekanntheitsgrad von E-Fuels zu steigern, ließ Dr. Lorenz Kiene abschließend durchblicken. Und Berlin sei absichtlich als Schlusspunkt der Rundreise gewählt worden, um dort vielleicht sogar mit Politikern aller Parteien und Ministerien ins Gespräch zu kommen.
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