Stimmen aus dem Gemeinderat

Kitas Dittwar und Hochhausen: Heiße Diskussion im Gemeinderat

Von 
Fabian Greulich
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Der Betrieb in der Kindertagesstätte St, Michael in Hochhausen (Bild) kann nicht mehr dauerhaft aufrecht erhalten werden. Eine Sanierung kommt nicht infrage. Die Stadt prüft nun Optionen für die Errichtung eines Neubaus. © Fabian Greulich

Tauberbischofsheim. Die besorgniserregende Situation der Kindertagesstätten St. Elisabeth in Dittwar und St. Michael in Hochhausen sorgte in der Sitzung des Gemeinderats am Dienstag für reichlich Diskussionsstoff unter den Räten. Beide Einrichtungen können aufgrund erheblicher Mängel und Schäden in der Gebäudesubstanz auf Dauer nicht weiterbetrieben werden. Aus Sicht der Stadtverwaltung kommt für beide Gebäude nach eingehender Prüfung eine Generalsanierung nicht mehr infrage. Zu aufwendig und zu teuer, so die Begründung.

Angespannte Lage in Dittwar

Nach der Vorstellung der aktuellen Situation und der Erläuterung verschiedener Optionen, gab es im Gremium großen Redebedarf. Zunächst zur Lage in Dittwar.

Mit einem Transparent machten Eltern in Dittwar zuletzt auf den schlechten Zustand des Gebäudes aufmerksam, in dem die katholische Kindertagesstätte St. Elisabeth bisher untergebracht ist. Nun wird weiter geprüft, ob, wo und in welcher Form ein Neubau realisierbar ist. © Fabian Greulich

Bernd Mayer (Bürgerliste) betonte: „Das ist ein klarer Fall. Wir brauchen eine neue Kita für Dittwar. Alles andere macht keinen Sinn.“ Mayer warnte allerdings davor, kostbare Zeit durch die Verhandlungen über das Bestandsgebäude mit dem Träger, der katholischen Kirche, zu verlieren. Parallel dazu müsse nach einem geeigneten Alternativstandort gesucht werden.

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Wenn man im Ort selbst einen finde, sei das in Ordnung und man beiße in den sauren Apfel der hohen Kosten für einen Neubau. Grundsätzlich sei er aber auch dem Neubau einer größeren, zweizügigen Einrichtung nicht abgeneigt. Dann aber an zentraler Stelle – etwa in der Kernstadt. Wichtig sei es, gründlich und schnell zu prüfen.

Christian Stolz (UFW) plädierte ebenfalls für einen Neubau. Allerdings halte er nichts von eingruppigen Lösungen und auch nichts von einer Realisierung in Dittwar. „Idealerweise würde man einen viergruppigen Kindergarten an zentraler Stelle planen und dort sowohl die Kinder aus Dittwar und Hochhausen unterbringen sowie den zusätzlichen Bedarf in der Kernstadt abdecken“, so Stolz. Einen konkreten Vorschlag für den Standort lieferte er auch gleich: Die ehemalige Förderschule in der Tauberbischofsheimer Pestalozziallee sei dafür ideal.

Kurt Baumann (CDU) sah das anders. Er sprach sich im Namen seiner Fraktion klar für eine Lösung vor Ort aus: „Aus unserer Sicht gilt das Motto ,Kurze Beine, kurze Wege‘. Dittwar soll auch in Zukunft seinen Kindergarten vor Ort haben.“

Dem schloss sich Dr. Leonhard Haaf (Bürgerliste) an. Er hielt die dezentrale Lösung ebenfalls für besser, auch wenn es teurer sei. Haaf: „Für die Infrastruktur des Stadtteils ist das einfach wichtig.“

„Es ist notwendig, dass die Kinder in ihren ersten Lebensjahren auch in ihren Heimatorten bleiben und in die Kita gehen können. Das bestehende Gebäude ,schön zu sanieren‘ hat keinen Sinn. Deshalb muss ein Neubau her“, sagte Gerhard Baumann (CDU). Abgesehen von der Standortfrage gebe es sicher Möglichkeiten, die von der Stadt für einen Neubau prognostizierten Kosten von rund 1,2 Millionen Euro noch zu reduzieren. Er denke da an das bestehende „Kinderhaus Zottele“, dessen Bau seinerzeit nur rund 600 000 Euro gekostet habe.

Rolf Grüning (Linke) betonte: „Wir brauchen die Kitas in den Ortsteilen. Das hat mit Lebensqualität und Familienleben zu tun. Auch aus Klimaschutzgründen ist das sinnvoll.“

Dittwars Ortsvorsteher Mathias Lotter (CDU) nutzte ebenfalls die Gelegenheit zu einer Stellungnahme: „Kinder gehören in ihren Heimatort, in ihr vertrautes Umfeld. Das ist für die ganze Familie von hoher Bedeutung. Aber auch kulturell und infrastrukturell ist eine Kita vor Ort geradezu lebenswichtig.“ Lotter nannte eine ganze Reihe von Gründen, warum ein Neubau im Ort aus Sicht des Ortschaftsrats alternativlos sei. Unter anderem nannte er die Vereine, die auf Nachwuchs angewiesen seien, und den gebe es nur mit Kindern im Ort.

Der gesamte Ortschaftsrat tue bei der Suche nach einem geeigneten Standort sein Bestes. Auch Mathias Lotter machte deutlich, wie wichtig es für Dittwar, die Kindergartenkinder und deren Familien sei, endlich eine zukunftsfähige Lösung zu finden. Dabei verliere man auch nicht den Jugendclub Carawanse aus den Augen, der sein aktuelles Domizil ebenfalls im Kita-Gebäude habe und eine Perspektive brauche.

„Die Zeit ist reif. Wir machen nun schon acht Jahre in der Sache rum.“ Er selbst habe noch immer die Hoffnung, ein Grundstück aus Kircheneigentum erwerben zu können. Die Gespräche mit den zuständigen Vertretern, an denen er teilgenommen habe, hätten aus seiner Sicht gezeigt, dass es hier noch Optionen gebe. „Ich bitte den Gemeinderat um Unterstützung, den Dittwarer Kindergartenkindern auch in Zukunft eine Kita in ihrem Heimatort zu bieten“, so Lotter abschließend.

Sorgen in Hochhausen

Zur Lage in Hochhausen, wo die Situation mit Blick auf die Kindertagesstätte mit Dittwar vergleichbar ist, gab es ebenfalls Wortmeldungen aus den Reihen des Gemeinderats.

Hilmar Freundschig (CDU), zugleich Ortsvorsteher von Hochhausen, betonte, dass der Ortschaftsrat einstimmig dafür sei, die Kita im Ort zu belassen und dort einen Neubau zu errichten. „Auch für uns in Hochhausen ist die Existenz eines Kindergartens von großer Bedeutung.“ Wenn man nun von den Versäumnissen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte, in denen man für die Ertüchtigung der Einrichtung zu wenig getan habe, eingeholt werde, dürfe das nicht zu einem Verlust der Kita führen. „Für die Infrastruktur und die Attraktivität unseres Orts ist das von großer Bedeutung“, so Freundschig.

Christian Stolz stellte fest, dass es aus seiner Sicht auch in Hochhausen nicht sinnvoll sei, einen Kita-Neubau zu realisieren. „Das ist natürlich ,nice to have‘, aber man muss all das finanzieren können. Unter dem Strich plädiere ich auch hier ganz klar dafür, eine zentrale Lösung in der Kernstadt zu finden.“

Bürgermeisterin Anette Schmidt machte zum Abschluss deutlich, dass die Stadtverwaltung grundsätzlich sowohl in Dittwar als auch in Hochhausen weiterhin für eine Kinderbetreuung in den Ortsteilen und damit auch jeweils für einen Neubau vor Ort sei – mit allen Vor- und Nachteilen. Wichtig sei, jeweils die Option einer Nachnutzung zu haben.

Bernd Mayer wies diesbezüglich darauf hin, dass die Lösungen für beide Stadtteile voneinander abhängig seien: „Wenn Dittwar wegen eines fehlenden Grundstücks nicht klappt, dann steht automatisch auch Hochhausen wieder auf dem Prüfstand. Das muss uns allen hier klar sein.“

Redaktion FN-Chefredakteur

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