Festival

"Keep it True" zieht Heavy-Metal-Fans aus der ganzen Welt an

Das „Keep it True“-Festival in Königshofen ist untrennbar mit dem Warm-Up in Dittigheim verbunden. Am Mittwoch fand die Auftaktsause in der Dittigheimer Turnhalle statt – darunter mit vier jungen Männern aus Costa Rica und Nicaragua.

Von 
Sabine Holroyd
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Oliver Weinsheimer (links) und Thorsten Hepp (rechts) mit ihren Gästen aus Nicaragua und Costa Rica in Dittigheim. © Sabine Holroyd

Dittigheim/Königshofen. Mittwoch, 15.30 Uhr in Dittigheim an der Turnhalle: Ein Entenpaar sitzt auf dem Fußballplatz und beäugt aus sicherer Entfernung das Geschehen. Die ersten Fans sind schon eingetroffen, gut erkennbar an ihren langen Haaren und den vielen Patches auf ihren Jeansjacken. Helfer tragen Getränkekisten sowie Boxen mit Brötchen und Würstchen zum Grillstand, aus dem noch verschlossenen Toilettenwagen plätschert Wasser. Thorsten Hepp greift sofort zum Handy und fordert Abhilfe an. Auf seine fast 90 Helfer, die sich für ihren Einsatz extra Urlaub nehmen, kann sich der Dittigheimer blind verlassen. Hepp ist seit vielen Jahren ehrenamtlich für die Warm-Up-Show in der Halle des TV verantwortlich und auch in die Organisation des „Keep it True“-Festivals in Königshofen mit eingebunden. Dessen Veranstalter Oliver Weinsheimer ist ein guter Freund von Thorsten Hepp.

Trotz des Gewusels um ihn herum behält er die Ruhe. Die Nacht war wieder kurz für ihn gewesen. Die vier jungen Männer aus Costa Rica und Nicaragua, die er spätabends in Grünsfeld abholen wollte, waren am Würzburger Hauptbahnhof gestrandet und wollten für die Fahrt zu ihrer Unterkunft ein Taxi nehmen. Stattdessen holte Thorsten Hepp sie dort ab und fuhr sie nach Dittigheim.

„Wir wollen hier alles sehen“

Vor dem Gespräch mit den FN haben sich Allen aus Costa Rica sowie Erick, Alexis und Yader aus Nicaragua Dittigheim näher angeschaut und sind hingerissen. „Wir wollen hier alles sehen, wir sind so aufgeregt“, sagt Yader. „Hier ist es so schön und sauber, die Architektur ist ein Traum – am liebsten würde ich gleich hierbleiben“, meint er. Die jungen Männer, die bis auf Alexis das erste Mal in Europa sind, schwärmen auch von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen in Dittigheim.

Helstar mit Sänger James Rivera (Bild) lieferten in Dittigheim einen fabelhaften Auftritt ab, aber auch Smoulder mit ihrer Sängerin überzeugten. © Michael Hönninger

Durch die sozialen Medien haben sie sich kennengelernt. Alle vier sind auch Sammler von CDs, Schallplatten und Patches, wie man beim Blick auf ihre Jeanswesten unschwer erkennen kann. Dass sie nach dem langen Flug und der Bahnfahrt von Frankfurt dann am Würzburger Hauptbahnhof „verloren gingen“, betrachten sie als Teil ihres Abenteuers. Yader erzählt: „Wir wussten nicht, was wir tun sollten, also riefen wir Thorsten an. Ich sagte, ,Bro, wir rufen jetzt ein Taxi,’ aber er meinte, wir sollen auf ihn warten, er setzt sich ins Auto und holt uns ab. Das war so nett.“

Doch was gefällt ihnen so an den Underground-Heavy-Metal-Klängen? „Diese Musik verbindet deine Gefühle mit deinen Erfahrungen. Wenn man durch schwere Zeiten geht, ist dieser Sound genau die Art von Energie, die man braucht. Die Musik hilft. Durch sie findet man Freunde auf der ganzen Welt. Hier treffen wir Fans aus Mexiko, Guatemals und Spanien, die wir bisher nur durch Facebook und Instagram kennen. Wir wollen Deutsch lernen und sobald wie möglich zurückkehren, dann mit noch mehr Leuten. Wir können es gar nicht erwarten.“

Der Ortsvorsteher half mit

Dittigheims Ortsvorsteher Elmar Hilbert, der als Helfer das Warm-Up bis zum Schluss erlebt hat, schwärmte am Donnerstagmorgen gegenüber den FN: „Ich bin mehr als begeistert. Das war eine ganz tolle, überaus harmonische Veranstaltung und ein super Event für uns Dittigheimer. Die Bürger stehen voll dahinter, weil sie wissen, dass sich die Gäste aus aller Welt benehmen und sehr freundlich sind.“ Es spricht der Polizeibeamte aus ihm, wenn er sich freut, dass es erneut keine Sachbeschädigungen oder Ruhestörungen gab. Elmar Hilbert betont auch das Miteinander – sowohl unter den Helfern, die mit gewaltiger Manpower für einen reibungslosen Ablauf des Warm-Ups sorgen, als auch unter dem internationalen Publikum: „Vom Arbeiter bis zum Akademiker ist da alles dabei, aber es gibt keine Standesdünkel. Alle wollen sie ihre Musik genießen und gemeinsam einen tollen Abend verbringen. Da zählt nur das Wir.“

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Die Musik selbst entspricht allerdings nicht ganz seinem Geschmack: „Sie ist mir zu hart, zu laut. Aber man kann es sich schon mal anhören“, sagt er und lacht.

In Königshofen findet nun das „Keep it True“-Festival mit mehreren tausend Gästen und Bands wie Sodom, Cirith Ungol und Geoff Tate, dem Gründungsmitglied und ehemaligen Sänger der Progressive-Metal-Band Queensrÿche, statt.

Bürgermeister will vorbeischauen

Lauda-Königshofens Bürgermeister Dr. Lukas Braun freut sich auf das Großereignis in der Tauber-Franken-Halle: „Ich habe mir die Aufbauarbeiten angesehen und werde gewiss auch einmal während des Festivalbetriebs vorbeischauen, soweit der Terminkalender es zulässt. Ich finde es beachtlich, was Tarek Maghary und Oliver Weinsheimer hier mit ihrem Team über die Jahre aufgebaut haben“, sagte er gegenüber den FN und meinte weiter: „Das ,Keep it True’ ist sicherlich nach Wacken das bedeutendste Festival dieser Art in Deutschland. Das Publikum fliegt aus der ganzen Welt ein. Es kommen Leute aus Chicago, Detroit oder Buenos Aires extra für ein paar Tage nach Lauda-Königshofen, um in der Tauber-Franken-Halle ihre Bands und alte Freunde wiederzusehen und einfach eine gute Zeit zu haben. Nebenbei profitieren natürlich die Ferienunterkünfte, die Gastronomie und der Einzelhandel in der Stadt nicht schlecht von diesem Event.“

Den FN verriet er auch seinen Musikgeschmack: „Selbst höre ich eher klassischen Punkrock von den Ramones bis zu Iggy Pop und bin insofern kein ausgewiesener ,Metal Head’, aber ehrlicher Gitarrenmusik kann ich immer etwas abgewinnen.“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim

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