Odenwald-Tauber. Steht es im Pokal nach 90 Minuten remis, wird die Partie verlängert, um eine Entscheidung herbeizuführen. Ähnlich gestaltet sich die Situation nun beim vertakteten Probebetrieb auf der Frankenbahn. Weil sich die Verantwortlichen – coronabedingt – noch nicht dazu entschließen können, einen endgültigen Beschluss herbeizuführen, wird das Votum dazu bis Dezember 2023 hinausgeschoben. Nach eingehenden und erfolgreichen Verhandlungen unterzeichneten Minister Winfried Hermann und die Landräte Dr. Achim Brötel (Neckar-Odenwald) und Christoph Schauder (Main-Tauber) im Rathaus der Baulandgemeinde die Vereinbarung. Mit dabei waren auch die Vertreter der Anrainerkommunen sowie Fraktionsvorsitzende aus beiden Kreistagen.
Dr. Brötel sprach von einem „wichtigen Schritt in die Zukunft“. Aus seiner Sicht müsse alles unternommen werden, die Chance beim Schopf zu packen und eine „stiefmütterliche Behandlung“ zu vermeiden, wie dies in früheren Zeiten der Fall gewesen sei. Er nannte den Schulterschluss der Kreise und der Anliegergemeinden mit dem Land „wegweisend“. Es sollte doch möglich sein, jetzt jene 500 Fahrgäste pro Tag zu erreichen, die für den Dauerbetrieb erforderlich seien. „Das ist eine große Chance“, deswegen müsse gerade im ländlichen Raum ein attraktives Angebot auf der Schiene vorgehalten werden.
Infrastruktur verbessern
Um hierbei voranzukommen, müsse auch die Infrastruktur entlang der Strecke verbessert werden. Bis dahin sei es noch ein weiter Weg, doch der nächste Schritt sei getan. Die Unterschriften nannte Brötel „einen Baustein“ hin, um die Region fit zu machen für die Zukunft – vor dem Hintergrund, dass Mobilität ein ganz zentrales Thema sei.
Verkehrsminister Winfried Hermann lobte das Engagement der beiden Landkreise. „Der massive und bundesweite Corona bedingte Rückgang der Nachfrage 2021 soll die Ergebnisse des Probebetriebs nicht belasten, weshalb die Finanzierung für dieses Jahr das Land allein übernimmt. Jetzt kommt es darauf an, dass Sie einsteigen.“
Sein Ministerium arbeite stets lösungsorientiert, so Hermann – auch wenn es bisweilen nicht immer einfach sei. Er freue sich umso mehr wenn es gelinge, dass die Züge auf der Frankenbahn auch nach dem Ende des Probebetriebs an den Bahnhöfen nicht vorbeifahren. Und deswegen sei auch ihm klar, dass an den Haltestationen Hand angelegt werden müsse, um sie zeitgemäß und fahrgastfreundlich auszurüsten, war übrigens auch für die Züge gelte. Es gehe jetzt vor allem darum „Aufbruchstimmung zu erzeugen“, auch vor dem Hintergrund des Klimawandels, dem man wirkungsvoll entgegentreten müsse.
Landrat Christoph Schauder würdigte die „zielführenden und konstruktiven Gespräche“ mit dem Land. Das Auslaufen des Probebetriebs wäre aus seiner Sicht „ein fatales Zeichen an die Bevölkerung“ gewesen. Bestreben müsse es deswegen sei, alles zu unternehmen, um das Ganze zu verstetigen. Moderne und zeitgemäße Bahnstationen trügen „zu einer Steigerung der Fahrgastzahlen bei“, zeigte er sich überzeugt. Deswegen sei es unvermeidlich, nach und nach auf allen Gebieten die Attraktivität gerade im ländlichen Raum zu steigern.
Land stellt sich Verantwortung
Von einem „wichtigen Tag“ sprach MdL Dr. Wolfgang Reinhart. „Das Land Baden-Württemberg bekennt sich zu seiner Verantwortung.“ Die Weichen für die Zukunft seien gestellt. Jetzt müsse es gelingen, bei den Bürgern für einen Mentalitätswandel dahingehend zu sorgen, dass die Befürwortung für den Öffentlichen Personennahverkehr weiter nach oben geschraubt werden könne.
Sämtliche Protagonisten waren sich einig, dass die Bevölkerung entlang der Bahnlinie noch mehr zur Nutzung sensibilisiert werden müsse. Gerade Monats- und Jobtickets seien angesichts hoher Treibstoffpreise eine attraktive Alternative, zumal auch die passenden Zubringer geschaffen würden. Die kommunale Seite intensiviere die bereits laufende Werbekampagne deswegen noch weiter.
Die Bürgermeister von Ahorn, Benjamin Czernin, und Boxberg, Heidrun Beck, zeigten, wie es in Zukunft funktionieren könnte – sie kamen beide mit der Bahn nach Rosenberg.
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