Verkehr - Deutsche Bahn und Alstom ziehen positive Zwischenbilanz der Testphase bei Stuttgart

Batteriezug als Variante fürs Taubertal?

Ein neues Kapitel im klimafreundlichen Bahnbetrieb wird derzeit aufgeschlagen: Die Testphase für Batteriezüge im Personenverkehr ist gestartet. Wäre das auch eine Option für die Tauberbahn? Die FN fragten nach.

Von 
Diana Seufert
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Ein Batteriezug der Deutschen Bahn und Alstom steht am Bahnhof. Die Technik der Batteriezüge wird derzeit in Baden-Württemberg und Bayern getestet. Ein Einsatz von Alternativen zu den bisherigen Dieselfahrzeugen im Taubertal wird von Landrat Christoph Schauder begrüßt. © Silas Stein/dpa

Main-Tauber-Kreis. Die Verbesserung des Schienenverkehrs im Kreis ist ein großer und langgehegter Wunsch. Dabei geht es nicht nur um die Verdoppelung der Fahrgastzahlen und damit eine Verstetigung des Stundentakts auf der Frankenbahn, sondern auch um die Weiterentwicklung der nicht elektrifizierten Tauberbahn zwischen Bad Mergentheim und Wertheim. Weil die Kosten für eine Umrüstung im Vergleich zum Nutzen sehr hoch seien, sei die Strecke bei einer Bedarfsplanüberprüfung durch eine Bundeskommission dafür nicht vorgesehen, erklärte kürzlich Denis Kollai von der Westfrankenbahn gegenüber Grünen-Landtagsabgeordneten und Kreistagsmitgliedern, wie es in einer Pressemitteilung hieß. Danach rechne Kollai auch mit Akzeptanzproblemen, falls im Taubertal eine Oberleitung gebaut werden sollte. Im Elektrifizierungskonzept für das Schienennetz in Baden-Württemberg ist die Tauberbahn im Bereich „Langfristiger Bedarf/Fahrzeugseitige Lösungen“ zu finden.

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Eine Alternative könnte ein batteriebetriebener Zug für den Fahrgastbetrieb sein, was Deutsche Bahn und Alstom aktuell testen. Eingesetzt wird der Battery Electric Multiple Unit (BEMU) als erster voll zugelassener Batteriezug von Alstom bis Anfang Mai werktags in Baden-Württemberg auf der Strecke Stuttgart – Horb sowie samstags und sonntags auf der Linie Pleinfeld – Gunzenhausen im Fränkischen Seenland. Während in Baden-Württemberg die Aufladung während der laufenden Fahrt erfolge, könne in Bayern nur an den elektrifizierten Ziel- und Startbahnhöfen aufgeladen werden, da die Strecke dazwischen nicht elektrifiziert sei, erklärt eine Bahnsprecherin. Die Erfahrungen seien gut, informiert sie auf FN-Nachfrage weiter.

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Ist dieser Zug also auch für die Tauberbahn geeignet? Landrat Christoph Schauder steht einem Versuch offen gegenüber: „Die stetige Fortentwicklung des Verkehrs auf der Tauberbahn ist mir ein wichtiges Anliegen. Ein attraktiver und leistungsfähiger ÖPNV darf kein exklusives Privileg von Ballungsräumen sein. Daher begrüße ich es, wenn Alternativen zum Einsatz von Dieselloks intensiv geprüft werden. Wenn eine Elektrifizierung der Strecke nicht machbar sein sollte, kann der Einsatz von batteriebetriebenen Zügen eine interessante Alternative sein. Wir sind für jede konstruktive Lösung offen.“

Option näher prüfen

„Die Tauberbahn wird im Rahmen der Machbarkeitsstudie des Landes zur Elektrifizierung von Bahnstrecken und alternativen Antrieben von Fahrzeugen als eine von 16 Bahnstrecken der Kategorie „Langfristiger Bedarf/fahrzeugseitige Lösungen“ geprüft“, heißt es weiter aus dem Landratsamt. Man sei aber in die Erstellung dieser Studie nicht eingebunden. Nach erster Einschätzung aus dem Landratsamt könnten „batterieelektrisch angetriebene Züge eine sinnvolle technische Option“ sein. „Diese sollte für die Tauberbahn näher geprüft werden, sofern das Gutachten keine Elektrifizierung der Strecke empfiehlt. Wir möchten aber zunächst die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie des Landes abwarten“, teilt Pressesprecher Markus Moll mit.

„Die elektrischen Züge hätten, sowohl bei Strom aus der Oberleitung als auch aus Batterien, außer der besseren Ökobilanz bei Ladung mit ‚grünem’ Strom, sicher den Vorteil, dass sie besser beschleunigen und somit den Fahrplan auf der Tauberbahn weniger verspätungsanfällig machen würden.“

Gegebenenfalls könnten dann auch zusätzliche Halte bedient werden, die mit den aktuellen Dieselloks wegen Zeitmangels im Fahrplan nicht oder nur teilweise bedient werden können, zeigt man sich optimistisch. Allerdings, so räumt Moll ein, müssten sicher etliche Schnellladestationen entlang der Strecke gebaut werden.

Bis 2040 will die Deutsche Bahn klimaneutral sein. „Mit dem ersten Batteriezug im Kundenbetrieb geht die DB nun im Regionalverkehr den nächsten großen Schritt auf dem Weg zu einer emissionsfreien Bahn in Deutschland“, so die Bahnsprecherin über den Testbetrieb, der neue technische und betriebliche Erkenntnisse im Umgang mit der innovativen klimafreundlichen Antriebstechnologie liefere.

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Für Verkehrsminister Winfried Hermann muss der Zugverkehr vom Diesel und damit vom fossilen Antrieb Abschied nehmen, um konsequent klimafreundlich zu werden. „Innovative Technologien wie die alternativen Antriebe sind ein wichtiges Mittel, dieses Ziel zu erreichen und einen elektrischen und lokal-emissionsfreien Schienenverkehr überall im Land Realität werden zu lassen.“

Tauberbahn mituntersucht

Das Land habe sich im Rahmen der Elektrifizierungsstrategie entschieden: Auf Strecken, die in absehbarer Zeit nicht mit einer Oberleitung elektrifiziert werden können, oder wo dies zu teuer ist, kommen klimafreundliche Züge zum Einsatz.

Zur Strategie emissionsfreier Fahrzeuge auf nicht elektrifizierten Strecken (SteFanS) wurde im Juli 2021 ein Gutachten in Auftrag gegeben. Auch die Taubertalbahn wird in diesem Zuge mit untersucht, heißt es dazu aus dem Verkehrsministerium Stuttgart.

Grundsätzlich seien die technischen, betrieblichen und topografischen Rahmenbedingungen einer Strecke wichtige Faktoren für die Technologiewahl und die technische Ausgestaltung der Fahrzeuge. Aus diesem Grund würden für jedes Netz und jede Strecke detaillierte Prüfungen und Untersuchungen vorgenommen.

Zufrieden ist man im Ministerium mit dem Fortschritt des Gutachtens und rechnet für das zweite Quartal 2022 mit dem Abschluss. Zum aktuellen Zeitpunkt lägen aber noch keine finalen Ergebnisse vor. Auch könnten im Moment keine Aussagen zum weiteren Vorgehen oder einer notwendigen Technologiewahl für die Taubertalbahn getroffen werden, heißt es aus dem Ministerium weiter.

Ganz allgemein zeichne sich allerdings ab, „dass eine weitere Elektrifizierung und in der Interimszeit der Einsatz der BEMU-Fahrzeuge die richtige Strategie zu sein scheint“.

Bis Dezember 2031 werden weiterhin Dieselfahrzeuge im Taubertal unterwegs sein. Bis dahin läuft der Verkehrsvertrag, laut Ministerium. „Der Einsatz von Triebfahrzeugen mit alternativen Antrieben innerhalb oder nach dem Auslaufen des bestehenden Vertrags wird Bestandteil der strategischen Empfehlungen des Landes.“

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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