Echtes Kleinod

Distelhausen: Schlossbesitzer fühlt sich zu sehr bevormundet

Das Alte Schloss in Distelhausen: Manfred Giolda kämpft gegen Bürokratie und für den Erhalt des historischen Gebäudes.

Von 
Klaus T. Mende
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Das Alte Schloss im Tauberbischofsheimer Stadtteil Distelhausen ist ein echtes Kleinod. Allerdings beklagt Eigentümer Manfred Giolda, dass ihm die Untere Denkmalschutzbehörde zu viele Hürden in den Weg stelle. © Klaus T. Mende

Distelhausen. Das Alte Schloss im Tauberbischofsheimer Stadtteil Distelhausen ist ein echtes Kleinod. In der jüngsten Vergangenheit haben bereits mehrfach Liebhaber historischer Gebäude versucht, dessen Räumlichkeiten wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen – allerdings erfolglos. Die Untere Denkmalbehörde der Kreisstadt Tauberbischofsheim habe sich nämlich derart in deren Tun eingemischt, dass sie entnervt wieder Abstand von ihren Plänen genommen und dabei viele Tausend Euro „verbrannt haben“, sagt Manfred Giolda. Der Würzburger Kunsthändler hat die Immobilie vor geraumer Zeit erworben, nachdem die beiden privaten Vorbesitzer das Handtuch geworfen hatten. Er möchte einen siebenstelligen Betrag investieren, um sie wieder „salonfähig“ zu machen. „Doch sehr viel Bürokratie, immer neue Anträge und bisweilen Forderungen, Gutachter hinzuzuziehen, sind nervig und kaum mehr nachvollziehbar“, so der 70-Jährige bei einem Vorort-Termin mit dem FN-Reporter. Auch er sei „not amused“ über den Gebaren aus dem Bischemer Rathaus. Doch er denke gegenwärtig keinesfalls daran, seine Visionen („ich sehe das als Hobby“) einzustampfen und aufzugeben. Dafür habe er sich viel zu sehr in das Alte Schloss verguckt.

Im Ortszentrum von Distelhausen um 1758 errichtet

Das Alte Schloss sei 1758 von Weinhändler Johann Simon Abendantz im Ortszentrum von Distelhausen, nahe der Pfarrkirche St. Markus, erbaut worden, ist von Manfred Giolda zu erfahren. „Das Gebäude zeugt vom Wohlstand, den Weinhändler im Taubertal im 18. Jahrhundert genossen.“ Bis 2006 sei das Schloss im Besitz der Stadt Tauberbischofsheim gewesen und habe unter anderem als Unterkunft für Flüchtlinge gedient. Und nach dessen Verkauf sei die Umgestaltung in mehrere Wohneinheiten geplant gewesen, was jedoch wegen der schwierigen Rahmenbedingungen bis dato nicht gelungen sei. Jetzt unternimmt der 70-Jährige den nächsten Versuch, entscheidend voranzukommen in seinem Bestreben, die alten Mauern mit neuem Leben zu füllen.

Vieles in dem Gebäude, von dem vor vielen Jahrzehnten übrigens ein Teil einem Brand zum Opfer gefallen war, sei noch original aus dem 18. Jahrhundert. „Aber nur die Hülle. Von der Einrichtung ist nämlich leider so gut wie nichts mehr da“, klagt der neue Eigentümer. Nach seinem Dafürhalten habe es da sehr viele kostbare Sachen gegeben. Dennoch freue er sich, so viel Historisches vorgefunden zu haben, für dessen „Instandsetzung“ einzutreten es sich lohne. „In den letzten Jahren waren bereits unter den früheren Besitzern Küchen, Bäder, eine Zentralheizung eingebaut, Gipsplatten und Styropor angebracht worden - alles musste wieder entfernt werden auf Geheiß des Bereiches Denkmalschutz in der Tauberbischofsheimer Stadtverwaltung.“ Dadurch sei noch mehr zerstört worden, als wenn man mal ein Auge zudrückt und alles so belassen hätte. „Styropor und Gipsplatten haben in solch einem alten Haus nichts zu suchen, hier gehören Kalk- und Lehmputz hin“, so die Begründung aus dem Rathaus.

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Tolle Stuckdecken, bemerkenswert geschnitzte Treppenhäuser, Original-Türschlösser – die Spuren einer feudalen Vergangenheit sind immer noch deutlich sichtbar. Und Manfred Giolda, der das Alte Schloss mit seinen zahlreichen Zimmern und Sälen auf etwa 800 Quadratmetern Fläche vor drei Jahren erworben hat, beabsichtigt, „noch mehr stumme Zeugen früherer Zeit freizulegen und zu sanieren“. Und hierbei hofft der erfahrene Kunsthändler, dass ihn der Denkmalschutz in Zukunft mehr unterstützt anstatt aufs Bremspedal zu treten. „Es sollte doch im Interesse aller sein, dass hier etwas getan wird, um den Zustand dieses einzigartigen Gebäudes zu verbessern.“ Deshalb wäre es zu begrüßen, wenn die bürokratische Behördenampel künftig nicht mehr regelmäßig auf Rot gestellt, sondern stattdessen auf „grüne Welle“ für „freie Fahrt“ in Sachen reger Bautätigkeit umgeschaltet werde. Er sei mit Handwerkern, die am liebsten sofort loslegen würden, in gutem Austausch und als gelernter Schreiner gemäß dem Mottos „Selbst ist der Mann“ in der Lage, fachmännisch Hand anzulegen.

Schlossherr sieht sich mit Vorschriften konfrontiert

Und dann nennt der Schlossherr einige konkrete Fälle, in denen er sich mit Auflagen und Vorschriften konfrontiert sehe, die nicht zu verstehen seien. „Ich habe 16 Fenster erneuert – historisch korrekt, wie ich finde“, macht Manfred Giolda seinem Ärger Luft. „Doch wird mir vorgeworfen, keinen Bauantrag gestellt zu haben, mit der Begründung, die Fenster entsprächen nicht jenen, die zuvor drin waren – und das in meinem Gebäude.“ Und dies sei darin gegipfelt, dass dieses Schreiben zwei Tage vor Heiligabend 2023 eingeworfen worden sei - von „Weihnachtsfrieden“ keine Spur. Und was auf besonderes Unverständnis bei ihm stoße, sei der Umstand, dass die Tauberbischofsheimer Verwaltungsspitze auch bereits zu Vorortterminen im Alten Schloss gewesen sei. Giolda vermisst hier eine klare Linie und bemängelt zudem eine überbordende Bürokratie.

Geht es nach der Unteren Denkmalbehörde bei der Stadt, „müsste ich Anträge auf Anträge stellen“, fährt der 70-Jährige fort. So etwa, wenn es um einen historischen Rokoko-Ofen geht, für den die Nische im Zimmer bereits vorhanden sei: „Ich muss hierfür nicht mal alte Substanz zerstören.“ Oder: „Ich will mit einer Heißluftpistole die Ölfarbe von einer alten barocken marmorierten Tür entfernen, um sie wieder erstrahlen zu lassen. Dies wäre das Einfachste. Aber mir wird der Riegel vorgeschoben mit dem Hinweis, hierzu bedarf es erst der Hinzuziehung eines Sachverständigen, der das Ganze begutachtet, bevor eine Entscheidung getroffen wird – es könnte historische Substanz zerstört werden. Das ist ja irrsinnig.“ Er sei erfahren genug, um zu wissen, was bei solch einer Sanierung zu tun sei. Diesen Eindruck habe er behördlicherseits nicht immer. Denn es sei seiner Ansicht nach „typisch deutsch“: Es hätten im Denkmalschutz teilweise zu viele Stellen ein Mitspracherecht, die mit Personen besetzt seien, die zu wenig Bezug zur Praxis hätten. Und so kommt Manfred Giolda (wieder) zu der Erkenntnis: „Weniger wäre auch in dieser Hinsicht oft mehr.“

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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