Glatte Straßen auch in der Region

Blitzeis: Rund 60 Patienten in Neckar-Odenwald-Kliniken

Am Mittwoch kam es aufgrund von Glatteis zu zahlreichen Verkehrsunfällen und zu Stürzen. So war die Situation in den Notaufnahmen, bei den Straßenmeistereien und der Polizei.

Von 
Klaus T. Mende
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Glatte Straßen und Gehwege sorgten auch in der Region Tauber-Odenwald am Mittwochmorgen für so manche Rutschpartie. © Sabine Holroyd

Tauber-Odenwald. Die Streudienste der Kommunen und der Landkreise waren in den frühen Morgenstunden des Mittwochs stark gefordert, um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Der Einsatz hatte sich gelohnt: Die Beamten im Bereich des Polizeipräsidiums Heilbronn mussten keine durch Glätte verursachten schweren Unfälle aufnehmen. Blitzeis hatte in der Nacht auf Mittwoch für spiegelglatte Fahrbahnen in der Region gesorgt.

Straßenmeistereien ab 3 Uhr morgens im Einsatz

„Der Eisregen, der in der Nacht über den Neckar-Odenwald-Kreis hinwegzog, konnte aufgrund vorausschauender Planung gut bewältigt werden“, teilte Jan Egenberger, Pressesprecher des Neckar-Odenwald-Kreises, auf Anfrage der Fränkischen Nachrichten mit. Die Straßenmeistereien des Landkreises seien ab 3 Uhr durchgehend mit insgesamt zwölf Fahrzeugen unterwegs gewesen. Dabei habe man ein Salz-Sole-Gemisch verwendet, um gegen die aufkommende Glätte möglichst zielgerichtet vorzugehen. „Die Maßnahmen trugen dazu bei, dass trotz der winterlichen Bedingungen der Verkehrsfluss im gesamten Kreisgebiet aufrechterhalten werden konnte“, sagte Egenberger.

Rund zehn Notrufe seien bei der Integrierten Leitstelle des Neckar-Odenwald-Kreises in Mosbach eingegangen, berichtete Leitstellenleiter Jonas Barginde vom DRK-Kreisverband Mosbach. Nur ein Notruf habe sich auf einen Verkehrsunfall bezogen. Alle anderen Notrufe und Einsätze seien die Folge von Stürzen im häuslichen Umfeld oder auf rutschigen Gehwegen und Parkplätzen auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkaufen gewesen. Bargine lobte die Kommunen und die Straßenmeistereien. Die Straßen seien gut geräumt und gestreut gewesen. Auch die Einsatzkräfte selbst sind auf den Winter vorbereitet. Jedes Rettungsfahrzeug führe Schneeketten und einen Salzvorrat mit, damit jeder Patient im Notfall erreicht werden könne.

In Buchen seien die Winterdiensthelfer um 5 Uhr alarmiert worden, teilte Simone Schölch von der Stadtverwaltung mit. Fünf Großfahrzeuge, vier Kleintraktoren, drei Handtrupps mit jeweils zwei Personen, drei Vertragsunternehmer mit Traktoren und damit insgesamt 18 Personen seien unterwegs gewesen. Gegen 9 Uhr sei der Einsatz beendet gewesen.

Voraussichtlich drei Patienten müssen nach Stürzen operiert werden

Ärzte und Pflegepersonal der Neckar-Odenwald-Kliniken merkten die Auswirkungen des Wetters in der Notaufnahme. Wie Egenberger mitteilte, seien am Mittwoch im Krankenhaus in Buchen 28 Patienten nach Stürzen ambulant versorgt worden. Am Standort Mosbach mit seinem unfallchirurgischen Schwerpunkt habe man ebenfalls rund 30 Patienten behandelt. Von diesen müssten voraussichtlich drei Patienten operiert werden. „Der Eisregen hat doch zu einem spürbar höheren Patientenaufkommen in unseren Notaufnahmen geführt“, sagte Dr. Thomas Seeböck-Göbel, Chefarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulenchirurgie. „Es war allerdings nichts, mit dem die Neckar-Odenwald-Kliniken nicht umgehen können. Alle Patientinnen und Patienten konnten zeitnah ambulant versorgt und auch die notwendigen Operationen unmittelbar durchgeführt werden.“

Seit den frühen Morgenstunden kam es im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn zu mehr als 250 Unfällen wegen des Blitzeises, die überwiegende Anzahl davon im Unterland. In den allermeisten Fällen blieb es bei Sachschäden (insgesamt mehr als 1,5 Millionen Euro); nur ganz vereinzelt gab es Verletzte – ihre Zahl beläuft sich auf 14.

Bei Krautheim kommt Streufahrzeug von Straße ab

Kurios: Nahe Krautheim war ein Streufahrzeug selbst in einen Glätteunfall verwickelt, wie die Polizei mitteilt. Demzufolge war es von der spiegelglatten Fahrbahn abgekommen und hatte in der Folge eine Scheune touchiert. Verletzt wurde dabei niemand.

Der Deutsche Wetterdienst hatte den Eisregen in der Nacht zum Mittwoch angekündigt, so dass sich viele Verkehrsteilnehmer darauf einstellten. Und trotz der erheblichen Beeinträchtigungen waren sie sehr diszipliniert und mit angepasster Geschwindigkeit im morgendlichen Berufsverkehr unterwegs. Viele zogen es vor, etwas länger zu Hause zu bleiben, um dem ganzen Treiben aus dem Weg zu gehen. Bisweilen kamen Schüler etwas später zum Unterricht, weil die Fahrpläne der Busse kräftig durcheinandergewirbelt worden waren. Und auch bei der Zustellung der Tageszeitung war es mancherorts zu zeitlichen Verzögerungen gekommen. Doch im Laufe des Vormittags normalisierte sich die Lage in der Region wieder.

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Und wie kam es zu dieser nicht alltäglichen Wettersituation in der Region? „Regen trifft gefrorene Böden: Die Wetterlage von Dienstag auf Mittwoch gestaltete sich brisant“, so der Wetterexperte Andreas Neumann aus Niederstetten im Gespräch mit den Fränkischen Nachrichten.

Wie kann es denn überhaupt bei so tiefen Temperaturen regnen? „Kalte Luft ist schwerer und dichter als warme – und legt sich im Winter bei Windstille gerne in die Niederungen. Kommt von irgendwo her mildere Luft an, so gleitet diese darüber auf. Das heißt, am Boden merkt man davon erstmal gar nichts“, teilt Neumaier weiter mit.

So habe es schon am Montag beispielsweise in Würzburg minus 4 Grad und zeitgleich auf der Wasserkuppe in der Hohen Rhön bereits plus 1 Grad gegeben. In diese milde Luft in der Höhe seien nun Wolken mit leichten Regenfällen gezogen, „die dann in die kalte Bodenluft auf die gefrorenen Böden fielen – und schon ist das Blitzeis perfekt“.

Wetterexperte Andreas Neumann: „In den kommenden Tagen entspannt sich die Wetterlage“

„In den kommenden Tagen, voraussichtlich sogar für den restlichen Monat, entspannt sich die Wetterlage allerdings wieder. Mit einem kräftigen Hoch sind keine Niederschläge mehr zu erwarten und tagsüber steigen die Temperaturen am Wochenende mit etwas mehr Sonne sogar auf 4 bis 7 Grad“, lässt der Wetterfachmann aus dem Vorbachtal noch wissen.

In klaren Nächten müsse man allerdings weiter mit leichtem Frost und Reifglätte rechnen, so Neumaier abschließend.

Redaktion Mitglied der Main-Tauber-Kreis-Redaktion mit Schwerpunkt Igersheim und Assamstadt

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