Neckar-Odenwald-Kliniken

Neckar-Odenwald-Kliniken: Ein Chefarzt, der sich zu Patienten ans Bett setzt

Dr. Thomas Seeböck-Göbel ist seit rund hundert Tagen Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an den Neckar-Odenwald-Kliniken. Er will erreichen, dass die Leute im Landkreis stolz auf ihre Kliniken sind.

Von 
Martin Bernhard
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„Ich bin positiv verrückt“: Chefarzt Dr. Thomas Seeböck-Göbel will mehr Patienten für die Neckar-Odenwald-Kliniken gewinnen. © Martin Bernhard.

Neckar-Odenwald-Kreis. Eigentlich ist Dr. Thomas Seeböck-Göbel Orthopäde und Chirurg. Aber wenn man ihm zuhört, könnte man meinen, dass er Öffentlichkeitsarbeiter und Influencer für die Neckar-Odenwald-Kliniken ist. „Wir wollen sichtbarer werden. Ich halte Sichtbarkeit für eine Währung“, sagt er bei einem Pressegespräch. „Wir brauchen die positive Mundpropaganda.“ Seit rund hundert Tagen bekleidet er das Amt des Chefarztes für Orthopädie und Unfallchirurgie.

„Ich bin kaum in meinem Büro“, sagt er. „Ich bin auf Station, in der Sprechstunde, im OP, in der Notfallambulanz und beim Patienten.“ Er bezeichnet sich als „positiv verrückt“ und schätzt besonders die Entscheidungsfreiheit an seiner neuen beruflichen Aufgabe. „Mein Beruf ist so toll, dass ich mir nichts Anderes vorstellen kann. Ich gehe seit 30 Jahren gern zur Arbeit.“

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Von 2013 bis 2020 war Seeböck-Göbel Leitender Oberarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an den Neckar-Odenwald-Kliniken und leitete die Sportorthopädie, bevor er als Chefarzt nach Mindelheim im Allgäu wechselte. „Ich habe noch 15 Jahre zu arbeiten“, sagt er. „Das mache ich nicht als Wochenendbeziehung.“ Deshalb kehrte der in Obersulm wohnhafte Mediziner 2023 zu seinem alten Arbeitgeber nach Mosbach zurück. Anfang Juli dieses Jahres trat Seeböck-Göbel die Nachfolge von Dr. Bernd Gritzbach als Chefarzt für Orthopädie und Unfallchirurgie an. Dieser hatte sich in seiner alten Heimat Nördlingen als Orthopäde selbstständig gemacht.

Fließender Wechsel

Da Seeböck-Göbel insgesamt schon rund zehn Jahre in den Neckar-Odenwald-Kliniken gearbeitet hatte, kannte er die meisten Mitarbeiter und die internen Abläufe. Der Wechsel gestaltete sich über ein halbes Jahr hinweg fließend. In seinem ersten Vierteljahr als Chefarzt gelang es ihm, offizielle Zulassungen für die Kliniken zu erhalten, unter anderem die Genehmigung zur Versorgung Schwerstverletzter bei der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung.

In den nächsten Wochen will der Chefarzt alle niedergelassenen Ärzte und Physiotherapeuten besuchen mit dem Ziel, dass diese ihren Patienten empfehlen, operative Eingriffe bei den Neckar-Odenwald-Kliniken vornehmen zu lassen. „Ich werde den Ärzten zeigen, was wir anbieten.“ Außerdem will er erreichen, „dass die Patienten zu uns wollen.“ Denn die Neckar-Odenwald-Kliniken würden überregional einen guten Ruf genießen. „Unser großes Pfund sind die Mitarbeiter“, sagt der Chefarzt. „Wir verfügen über ein erfahrenes Team. Von dem würde ich mir auch alles operieren lassen.“ Seeböck-Göbel will im Umgang mit Patienten vor allem großen Wert auf Empathie und Service legen. „Wir werden uns im Umgang mit den Patienten von anderen Kliniken unterscheiden“, sagt er. Denn Patienten könnten Freundlichkeit, Erreichbarkeit und Aufklärung eher beurteilen als die medizinische Qualität einer Klinik. „Ich setze mich auf der Station auch mal an das Bett eines Patienten und rede mit ihm, weil das notwendig ist“, erläutert der Chefarzt. „Das ist eine zeitintensive Angelegenheit.“

Er geht auf weitere Vorteile ein, die seiner Meinung nach die Neckar-Odenwald-Kliniken gegenüber größeren Häusern in den Ballungsräumen bieten. So seien die Wartezeiten für Operationen kürzer. Auch bei der Nachbehandlung könne man punkten und stehe für Gespräche zur Verfügung. Wer zum Beispiel eine Kniespiegelung benötige, bekomme in der Regel innerhalb von ein bis zwei Wochen einen Termin in der Sprechstunde. Nach weiteren ein bis zwei Wochen könne man mit dem Operationstermin rechnen.

Mehr ambulante Operationen

Dass immer mehr Operationen ambulant ausgeführt werden, wird den Kliniken aus Kostengründen von den Krankenkassen vorgeschrieben. „Wir werden immer mehr gezwungen, früher stationäre Patienten ambulant zu versorgen“, sagt Seeböck-Göbel.

Deshalb hätten die Neckar-Odenwald-Kliniken in ein ambulantes Zentrum mit vier OP-Sälen investiert. Wegen Personalmangels könne man derzeit allerdings nur drei von vier OP-Sälen nutzen. Der Fachkräftemangel in Deutschland führe dazu, dass man immer häufiger ausländische Mitarbeiter einstellen müsse. So zählt Seeböck-Göbel unter anderen auch drei algerische Ärzte zu seinem Team, die er überaus schätzt.

Kürzlich übernahm Thomas Seeböck-Göbel das Amt des Mannschaftsarzts der Eishockeymannschaft „Heilbronner Falken“, die in der Oberliga Süd antritt (wir berichteten). Bei Heimspielen ist der Sportorthopäde oder ein Kollege persönlich dabei. „Man muss nicht in eine Sportklinik gehen. Wir haben hier alles vor Ort“, sagt der Chefarzt. „Weil wir eine frühere Diagnostik bieten können, können wir oft schneller reagieren als eine Sportklinik.“

Innerhalb von ein bis zwei Jahren will der Chefarzt erreichen, dass den Menschen in der Region folgendes bewusst ist: „Hier bekommen wir etwas, das wir überregional nicht bekommen.“ Ob das gelingt, werde man letztlich an den Patientenzahlen ablesen können.

Redaktion

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