Tauberbischofsheim. Heulend und klagend zogen sieben schwarz gewandete Bischemer Kröten von der Vitryalle durch die Fußgängerzone bis zum Krötenbrunnen vor der Sparkasse. Alles wie immer – eigentlich.
Doch natürlich war es in diesem Jahr, wie schon 2021, ein doppelt trauriger Umzug: Denn nicht nur die gesamte Fastnachtssaison war wegen der Corona-Pandemie ins Wasser gefallen, auch der Krieg in der Ukraine mit den schrecklichen Bildern menschlichen Leids überschatteten ihn.
Präsident Rüdiger Bilz hatte deshalb in seiner Fastnachts-Abschlussrede für Frieden und menschliches Miteinander plädiert. Dafür würde die Narrenzunft eintreten, die letztlich auf Heiterkeit setze und Ungerechtigkeiten aufs Korn nehme.
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Traum zerronnen
Beim Blick zurück verkündete der Obernarr nur „Ach und Weh“. In Reimen berichtete er, dass – kaum hatte die Fastnacht am 11.11. begonnen – der Traum vom unbeschwerten Feiern auch schon wieder zerronnen war.
Alles sei geplant gewesen: glitzernde Umzüge und Prunksitzungen, bunte Wagen und schmissige Gardetänzer. Es sei geprobt und viel Zeit investiert worden. Alles umsonst. Die sich ständig ändernden Corona-Regeln und die Rücksicht auf die Gesundheit hätten letztlich zum Ergebnis geführt, die Prunksitzung abzusagen. Immerhin aber sei es durch großes Engagement gelungen, den zweiten „Not-Kröterich“ herauszubringen.
Optimismus beschworen
Um nicht ausschließlich zu lamentieren, blickte Rüdiger Bilz dann aber doch noch optimistisch in die Zukunft, wie es sich für einen heiteren Narren gehört: „Das Virus hat nun lange genug versucht, uns zum Narren zu halten. Doch da wir die wahren Narren sind, steht es uns auch zu, uns frei zu entfalten“, sagte er fast trotzig. Deshalb freuten sich alle Bischemer Kröten, den Menschen ab dem 11.11. wieder Freude und Frohsinn zu bringen. Bekräftigt wurde diese Ansage mit einem dreifachen Kröten-Helau.
Bürgermeisterstellvertreter Gerhard Baumann lobte die Kröten für ihr Durchhaltevermögen. Er zeigte Verständnis für die Enttäuschung, die wegen der zweiten ausgefallenen Kampagne herrsche. Auch er hofft, dass die kommende Saison wieder durch fröhliches Treiben geprägt sei und weder ein Virus noch die politische Weltlage dem entgegenstünden.
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