Wirtschaft

Rosenberg: Magna soll „den Arsch hochkriegen“

Die Zukunft von „Magna PT“ am Standort Rosenberg ist ungewiss. Um Stellung gegen eine mögliche Schließung zu beziehen, organisierte der Betriebsrat zusammen mit der IG Metall am Sonntag eine Kundgebung.

Von 
Nicola Beier
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Mit Bannern und Trillerpfeifen versammelten sich rund 200 Beschäftigte, deren Angehörige und solidarisierte Bürger am Sonntag in Rosenberg. © Nicola Beier

Rosenberg. Trillerpfeifen waren zu hören, Banner zu sehen und die Wut und Enttäuschung der Beschäftigten von „Magna PT“ deutlich zu spüren. Rund 200 Mitarbeiter, Familienangehörige, solidarisierende Bürger und Kommunalpolitiker versammelten sich am Sonntagmorgen auf dem Rathausplatz in Rosenberg zu einer Kundgebung, um auf die Situation des Magna-Werks am Standort Rosenberg aufmerksam zu machen.

Die Zukunft von „Magna Powertrain“ (PT) in Rosenberg ist höchst ungewiss. „Magna PT“ produziert dort überwiegend Schaltgetriebe. Allerdings sollen zwei von vier Produkten im Sommer auslaufen. Langfristige Aufträge fallen weg. Sollten also keine neuen Produkte hinzukommen, werden Ende 2026 noch 140 von aktuell 350 Mitarbeitern beschäftigt sein. Letztlich bestehe so die Gefahr, dass das Werk geschlossen werde. Das erklärte Lothar Harlacher, der Betriebsratsvorsitzende, vor rund drei Wochen in einem Pressegespräch.

Bürgermeister aus Osterburken, Ravenstein, Ahorn und Adelsheim mit dabei

Deshalb fand am Sonntag eine Kundgebung statt. Das Magna-Management sollte so zu Zukunftsgesprächen aufgefordert werden, was bisher scheiterte. Mit dabei waren neben Harlacher auch IG Metall-Vertreterin Birgit Adam und Harald Gans, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Tauberbischofsheim. Rosenbergs Bürgermeister Ralph Matousek, die Ortsvorsteher der Teilorte und die Bürgermeister Wolfram Bernhardt (Adelsheim), Jürgen Galm (Osterburken), Benjamin Czernin (Ahorn) und Ralf Killian (Ravenstein) und deren Ortsvorsteher waren ebenfalls dabei. Sie alle wollten damit zeigen, wie wichtig ihnen das Rosenberger Magna-Werk ist.

Pünktlich um 10.30 Uhr griff Birgit Adam zum Mikrofon und begrüßte die Menge, ehe Lothar Harlacher das Wort ergriff. „Die Situation für den Standort ist sehr kritisch“, erklärte er. Was ihn jedoch sehr verwundert habe, sei, dass absehbar war, dass die Produkte am Standort auslaufen würden. „Warum also spricht das Management seit drei Jahren nicht mit seinen Mitarbeitern?“, warf er der Magna-Geschäftsführung vor. Seit drei Jahren versuche der Betriebsrat in Zusammenarbeit mit der IG Metall einen Transformationsprozess anzustoßen, jedoch vergeblich.

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„Deshalb ist diese Aktion nur ein weiterer Schritt auf der Eskalationsleiter“, rief er und erhielt dafür zustimmende Pfiffe aus der Menge. Harlacher forderte: „Wir wollen eine ehrliche Chance auf Gespräche, damit wir unsere Arbeitsplätze behalten, gutes Geld verdienen und dass der Standort sicher in die Zukunft geführt wird.“ Es sei nicht wertschätzend, wenn die Geschäftsführung nicht mit den Beschäftigten spreche, diskutiere und keine Varianten aufzeige. „Das vermisse ich zu 100 Prozent“, machte er klar.

Das sind Lösungsmöglichkeiten für die Zukunft von "Magna PT"

Und dabei sei eine Lösung möglich: „Wir brauchen 18 bis 24 Monate Zeit, um zusammen mit der IG Metall einen Investor für das Werk zu finden, dem eine Fabrik sowie hochmotivierte und top ausgebildete Mitarbeiter fehlen“, erklärte Harlacher. Er sei sich sicher, dass man diesen finden werde. Eine andere Möglichkeit sei, ein Produkt nach Rosenberg zu verschieben und dieses künftig dort zu produzieren. „Das kann Magna definitiv tun.“

Abschließend kündigte er eine weitere Aktion an, die am 27. Februar stattfinden soll und zu der er mehr als 1000 Leute begrüßen wolle. Weitere Infos dazu folgen. Außerdem könne Harlacher sich einen Marsch nach Untergruppenbach zur Zentrale von „Magna PT“ vorstellen.

"Gewisse Unerhrlichkeit" des "Magna PT"-Managements

„Ich nehme mir gerne für ,Magna PT’ Zeit, aber nicht zu einem solchen Anlass“, machte Harald Gans klar. Er warf einen Blick auf die zurückliegenden gescheiterten Versuche, mit der Magna-Geschäftsführung ins Gespräch zu kommen. Da gab es einen Transformationscheck und Gespräche auf Bezirksebene, bei denen „Magna PT“-Geschäftsführer Sandro Morandini und Jasmin Sawatzki, Director Labour Relations, EU, dabei waren. „Was ist seither passiert? Köln wird geschlossen. Das zeigt doch eine gewisse Unehrlichkeit der beiden Beteiligten. Sie haben wohl nie ernsthaft daran geglaubt, einen Zukunftstarifvertrag abzuschließen“, warf Gans der Geschäftsführung vor. Mit Blick auf die stetig sinkende Zahl der Rosenberger Beschäftigten sagte er: „Gut gemacht Magna. Setzen, sechs!“ Dabei hätten die Mitarbeiter immer wieder Zugeständnisse gemacht, um ihre Arbeitsplätze zu sichern. Und genau deshalb versprach Gans: „Kämpft weiter. Wir werden alles geben, um diesen Standort zu halten.“

Es geht um Existenzen

Rosenbergs Bürgermeister Ralph Matousek sprach im Namen seiner Kollegen: „Heute stehen wir hier vereint, um für etwas zu ringen, das von unschätzbarem Wert ist: Arbeitsplätze. Dabei geht es nicht nur um die Sicherung von Arbeitsplätzen, sondern um den Lebensunterhalt zahlreicher Familien und die Stabilität unserer Gemeinschaft.“ Deshalb habe das Magna-Werk nicht nur für Rosenberg, sondern für die Region und exemplarisch für den ländlichen Raum eine große Bedeutung. „Arbeitsplätze sind nicht nur wirtschaftliche Ankerpunkte, sondern auch soziale Lebensadern. [...] Sie bedeuten nicht nur Einkommen, sondern auch Würde, Hoffnung und Perspektive für viele Menschen.“ Und deshalb gehe es um Existenzen, wenn diese wegfallen.

Er und seine Kollegen wollen sich dafür einsetzen, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben und darauf drängen, dass die Transformation der Automobilbranche sozialverträglich gestaltet werde, so Matousek. Das Magna-Werk solle auch in Zukunft „ein Ort der Arbeit, des Fortschritts, der Zuversicht und der Hoffnung sein.“

"Magna PT"-Beschäftigte wütend

Abschließend ergriffen auch vier Magna-Beschäftigte das Wort, bei denen die Wut deutlich zu hören war. „Warum schläft das Management und gibt uns keine Chance? Wir sind doch gute Arbeiter. Wir schaffen wie die Blöden und machen auch eine Sechs-Tage-Woche mit. Die sollen den Arsch hochkriegen und uns Arbeit und eine Zukunft in Rosenberg geben!“, rief einer. Ein anderer forderte die Bürgermeister auf, den Notstand auf politischer Ebene weiterzuleiten, um Unterstützung zu erhalten. Ein Dritter machte deutlich: „Wir haben das Recht auf Arbeit und eine Zukunft. Wir wollen, dass es weiter geht. Wir brauchen dringend neue Aufträge, damit die Arbeitsplätze erhalten bleiben.“

Der Vierte, der das Wort ergriff, machte auf die Wettbewerbsvorteile ausländischer Firmen aufmerksam, mit denen deutsche Unternehmen – so auch „Magna PT“ – nicht mithalten könne. Auch er forderte die Bürgermeister auf, dieses Problem weiterzugeben.

Ein Video zur Kundgebung wird spätestens im Laufe des Montagvormittags auf www.fnweb.de zu finden sein.

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