Rosenberg. Die Zukunft von „Magna Powertrain“ (PT) in Rosenberg ist höchst ungewiss. „Magna PT“ produziert dort überwiegend Schaltgetriebe und ist führender Zulieferer für die globale Automobilindustrie. Daher ist das Unternehmen konkret von der Transformation in der Automobilindustrie betroffen.
Der Betriebsratsvorsitzende Lothar Harlacher und Birgit Adam von der IG Metall Tauberbischofsheim luden die örtliche Presse am Donnerstagmittag deshalb zu einem Gespräch in die Räume des Betriebsrats ein. Doch rund fünf Minuten nach Eintreffen der Medienvertreter wurden diese von einem Sicherheitsmitarbeiter bereits wieder des Geländes verwiesen. So fand das Gespräch mit Harlacher und Adam vor den Toren des Magna-Werks statt.
Die Ausgangssituation bei "Magna PT"
Harlacher ging zunächst auf die schwierige Situation ein. „Zwei von vier Produkten, die in Rosenberg produziert werden, laufen im Sommer aus“, erklärte er. Langfristige Aufträge würden wegfallen. Sollten also keine neuen Produkte hinzukommen, würden Ende 2026 noch 140 von aktuell 350 Mitarbeitern beschäftigt sein. 2017 waren es noch rund 600 Mitarbeiter. Das teilte auch die Werksleitung am Donnerstag, 18. Januar, in einer außerordentlichen Betriebsversammlung.
Die Gewerkschaft geht in Folge des Stellenabbaus davon aus, dass der Standort nicht mehr wirtschaftlich arbeiten könne. Deshalb bestehe die Gefahr, dass der Standort geschlossen werde. Diese Sorgen um die Schließung und den Abbau von Arbeitsplätzen teilen auch die rund 350 Mitarbeiter.
Die IG Metall wirft dem Unternehmen vor, einen Transformationsprozess nicht rechtzeitig eingeleitet zu haben, obwohl von Gewerkschaftsseite einige Versuche unternommen worden seien. Die Werksleitung hätte den Standort Rosenberg in Richtung des Stammsitzes in Untergruppenbach „besser verkaufen“ sollen.
„Da wäre längst viel mehr Engagement vonseiten des oberen Managements notwendig gewesen“, so Adam. Seit drei Jahren fordere die Belegschaft dieses Engagement ein, doch es tue sich nichts.
Das hat die Gewerkschaft bisher getan
Im Frühjahr 2022 haben die Betriebsräte mit Begleitung des Transformationsteams der IG Metall Baden-Württemberg einen Workshop „Transformationscheck“ veranstaltet. Die Ergebnisse wurden dem Management von „Magna PT“, unter anderem vertreten von Werksleiter Gernot Doneleit, im Anschluss vorgestellt. Ein Folgetermin sei zwar zugesagt worden, doch habe dieser bisher nicht stattgefunden.
Auch die Chance auf Fördergelder für den Transformationsprozess habe sich Magna entgehen lassen, führte Adam aus. Nach Angaben der IG Metall, hat es vor 1,5 Jahren Bestrebungen gegeben, dass sich Magna dem Transformationsbündnis Heilbronn-Franken anschließt. Magna hätte so Fördergelder abgreifen können. Diese Chance habe das Unternehmen jedoch nicht genutzt. „Warum nicht?“, fragte Adam.
In insgesamt vier Gesprächen auf IG-Metall-Bezirksebene versuchten Gewerkschaftsvertreter und der Betriebsrat, die Bevollmächtigten der Geschäftsstellen zu einer gemeinsamen Transformation zu bewegen. Der Prozess sollte ergebnisoffen sein. Oberstes Ziel für die Gewerkschaft sei es gewesen, die Beschäftigung zu erhalten. Dies sollte durch die Produktion neuer zukunftsfähigen Produkte mit Blick auf die E-Mobilität oder die Übernahme eines anderen innovativen Unternehmens gelingen. Es wäre jedoch auch möglich gewesen, dass am Ende des Prozesses die Schließung stünde. Die IG Metall wäre ebenfalls bereit für eine Zukunft des Standorts Zugeständnisse in Bezug auf den Zukunftstarifvertrag zu machen.
„Für einen solchen Prozess der Transformation werden etwa 18 bis 24 Monate benötigt. Magna wollte jedoch nur zehn Monate gewähren“, erklärte Adam und nannte das „völlig unrealistisch“. Schließlich sei in wenigen Monaten nicht das zu schaffen, was der Geschäftsführung in mehreren Jahren nicht gelungen sei.
Gleichzeitig habe Magna einen Verzichtskatalog vorgelegt, der „0,0 mit der Basis eines Tarifvertrags zu tun habe“, betonte Betriebsratsvorsitzende Harlacher.
So stand vor Weihnachten fest, dass es für den Standort in Rosenberg keinen Zukunftstarifvertrag geben werde. Da auch die innovativen Pläne für die Zukunft fehlten, fürchten der Betriebsrat und die IG Metall nun das weitere Hinhalten der Mitarbeiter, ehe das Werk in Rosenberg geschlossen wird.
Das hat der Betriebsrat bei "Magna PT" jetzt vor
Fragen zur Zukunft hatten nach der Betriebsversammlung am 18. Januar auch die Belegschaft. Im Durchschnitt sind die Mitarbeiter nämlich schon rund 26 Jahre im Unternehmen tätig. „Die Identifikation ist hier enorm hoch“, hob Adam hervor. Mit ein Grund, wieso sich am Donnerstagmittag während des Pressegesprächs rund 175 Mitarbeiter aus unterschiedlichen Abteilungen vor dem Werk versammelten. Dort informierte Lothar Harlacher sie über das weitere Vorgehen.
„Wir wollen den Bürgermeister und die Ortsvorsteher von Rosenberg einladen und klar machen, wie wichtig Magna für die Gemeinde ist“, erklärte er. Außerdem sei demnächst eine Kundgebung auf dem Rathausplatz geplant. „Es muss jemand von der Geschäftsführung aus Untergruppenbach an den Verhandlungstisch“, machte er deutlich. Und bis das geschehe, „werden wir weiter eskalieren“, fügte Birgit Adam an, worauf sie viel Applaus von den versammelten Mitarbeitern erhielt.
Einige Beschäftigte brachten Banner am Zaun des Magna-Werks an. Slogans wie „Bei Magna geht der Sensenmann um“ oder „Man arbeitet gegen negative Aussichten“ waren darauf zu lesen.
Die Anfrage der Fränkischen Nachrichten zur Zukunft des Werks blieb von Magna bisher unbeantwortet. Sobald Antworten vorliegen, werden wir diese veröffentlichen.
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