Merchingen. Die Grundschule Ravenstein platzt aus allen Nähten. Die Klassenzimmer reichen nicht mehr aus, weshalb bereits die Aula und die Bibliothek umgebaut wurden, damit die Schüler dort unterrichtet werden können. Auch der Gemeinderat befasste sich in der vergangenen Woche mit der problematischen Ausgangssituation: Nico Hofmann stellte eine Machbarkeitsstudie zur künftigen Ausrichtung der Grundschule vor. Konkret ging es um vier Lösungsmöglichkeiten, die mehr Platz schaffen sollen. Letztlich entschied sich der Gemeinderat dazu, den Neubau der Grundschule auf dem Gelände des TSV Merchingen, welches der Stadt gehört, weiter zu verfolgen. Die Verwaltung soll ein Büro mit der Vorbereitung der EU-weiten Ausschreibung der Planungsleistungen beauftragen.
Grundschulneubau könnte größtes Projekt der Geschichte Ravensteins werden
Ravensteins Bürgermeister Ralf Killian sprach in der Sitzung von Vor- und Nachteilen, die sich mit dem Neubau ergeben könnten. Die FN fragten deshalb noch einmal genauer bei ihm nach: „Ich war mit dem Votum vergangene Woche sehr zufrieden. Letztlich stellt sich aber die Frage, ob wir eine Alternative haben mit den Rechtsansprüchen, die im Bereich Grundschule und Kindergarten bestehen“, erklärte er. Die Kosten für den Neubau belaufen sich auf geschätzte 14 Millionen Euro. Es ist das erste Vergabeverfahren in dieser Größenordnung für Ravenstein. „Mir ist nicht bekannt, dass es jemals ein größeres gab. Daher ist das für uns auch Neuland“, sagte Killian.
Im Vorfeld wurden bereits Gespräche mit allen Beteiligten des Großprojekts geführt. „Wir haben positive Signale bekommen“, resümierte er und führte das auf die Auswirkungen des Neubaus in Kombination mit dem Stadtentwicklungskonzept zurück.
„Wenn man das ganzheitlich und langfristig betrachtet, kann sich daraus für jeden Beteiligten etwas sehr Positives entwickeln.“ Dazu nannte er gleich mehrere Möglichkeiten: Vor allem Vereine könnten die freiwerdenden Gebäude nutzen. „Wir haben aktuell das Problem, dass die in Merchingen keine Räume haben.“
Freiwerdende Gebäude umnutzen
Die Gebäude könnten aber auch einer anderen Nutzung zugeführt werden. Im Kindergarten, in dem bereits jetzt Mieter leben, könnte weiterer Wohnraum geschaffen werden. Wenn die Feuerwehr verlagert wird, könnte dort das DRK einziehen und hätte künftig ein Gebäude mit Schulungsräumen und Halle für Fahrzeuge. Momentan sei das räumlich getrennt, erläuterte Killian. Daraus ergebe sich aus der bisherigen Unterkunft des DRK beispielsweise ein Lagerraum für Vereine oder sonstige Räumlichkeiten.
Der Bürgermeister betonte aber: „Das sind alles Möglichkeiten, die sich ergeben könnten, die wir aber sicher nicht in fünf Jahren umsetzen können. Dennoch sind sie die Folge eines neuen Schul- und Kindergartengebäudes.“
Das Stadtentwicklungskonzept laufe noch bis 2032. Das sei ein zeitlicher Rahmen, in dem man den Neubau angehen wolle. „Wir müssen mit Jahren rechnen, bis der Spatenstich stattfindet“, sagte Killian. Das sorgt jedoch für weitere Probleme. Momentan muss man Platz für Klassenzimmer schaffen. Bereits 2026 besteht allerdings ein Anspruch auf Ganztagsbetreuung bei der Grundschule Ravenstein, wofür weitere Räume gebraucht werden. „Das ist faktisch unmöglich“, stellte Killian resigniert fest. Die jetzt getroffenen Maßnahmen zur Realisierung eines Neubaus sollen dem Land signalisieren, dass Ravenstein versucht das Problem zu lösen. Killian hofft so auf Aufschub des Ganztagsanspruchs und somit der Schaffung von weiteren Betreuungsräumen. Sollte das nicht klappen, müsste Ravenstein rund 1,4 Millionen Euro in Übergangslösungen investieren, die letztlich wieder abgebaut würden. „Warum soll ich das Geld dann nicht direkt in das langfristige Projekt stecken?“, fragte er.
Grundschulneubau auch eine Frage der Finanzierung
Eine weitere große Herausforderung sind die Baukosten von etwa 14 Millionen Euro. „Wo will Ravenstein das Geld hernehmen?“, fragte schon Stadtrat Karlheinz Schaller. „Wir werden künftig nicht um eine Kreditaufnahme herumkommen, weil das Aufgabenfeld, das vor uns steht, gigantisch ist“, so Killian und nannte unter anderem das Feuerwehrgerätehaus und den Bauhof. „Die Forderungen und die Finanzierungen klaffen dabei weit auseinander. Da gilt es, Prioritäten zu setzten.“ Auch Fördertöpfe seien eine Möglichkeit zur Finanzierung. An diese komme man aber nur mit einer vorzuweisenden Planung heran. Dementsprechend müsse die Kommune in Vorleistung gehen. „Wir müssen auch darüber nachdenken, wie wir ausbauen wollen“, fügte Killian an. So könne er sich vorstellen, nicht das gesamte Gebäude sofort komplett auszubauen. Auch Wert auf Luxus werde nicht gelegt werden können. Letztlich ist er überzeugt: „Wenn wir es nicht angehen, erreichen wir nichts. Wenn wir es angehen, hoffen wir, eine Lösung zur Realisierung zu finden.“
Neben dem Grundschulneubau warten das Feuerwehrgerätehaus und die Bauhofsituation auf Lösungen. Diese sollen an einem gemeinsamen Standort realisiert werden: „Die Planungen sind in Auftrag. Wir befinden uns in der Grundlagenermittlung“, gab Killian einen Einblick. Aber auch dafür seien Förderungen notwendig. Künftig müsse festgelegt werden, „in welchem Bereich wir welches Projekt realisieren können.“ Welches Großprojekt letztlich zuerst umgesetzt werde, ist unklar: „Das hängt davon ab, wie sich die Finanzierbarkeit gestaltet. Es kann durchaus sein, dass ein Gebäude vorgezogen wird. Wir können nicht alles gleichzeitig machen. Das hängt auch von der Manpower ab, die man selbst, aber auch die Büros, zur Verfügung stellen können.“ Es komme auf den höchsten Nutzen und die geringste Belastung für die Stadt an.
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