Merchingen. „Ravenstein ist nach 50 Jahren eingemauert“, stellte Ravensteins Bürgermeister Ralf Killian im Gespräch mit Regierungspräsidentin Sylvia Felder und Landrat Dr. Achim Brötel fest (wir berichteten). „Es wird sich in Zukunft nicht mehr viel bewegen.“ Die Stadt befinde sich in einem „Investitionsstau“ von etwa 40 Millionen Euro. Killian informierte über die größten Probleme seiner Kommune.
Schloss Merchingen: Bernd Otterbach, Vorsitzender des „Fördervereins Schloss Merchingen“, berichtete von der Gründung des Dienstleistungsbetriebs und der Einrichtung des Hotels mit 13 Zimmern und 29 Betten. Ralf Leimbach, Vorsitzender des „Dienstleistungsbetriebs Schloss Merchingen“, informierte darüber, dass im Hotel und Service derzeit neun bis zehn Mitarbeiter beschäftigt seien. Der Jahresumsatz betrage rund 500 000 Euro. Die Auslastung des Hotels liege bei 50 bis 60 Prozent. Während der Coronazeit habe man die Bäder erneuert und eine neue Tagungstechnik angeschafft. Doch das Erfolgsprojekt ist in Gefahr. Denn wegen Brandschutzauflagen dürfen sich derzeit maximal 200 Personen zeitgleich im Schloss aufhalten. Das Heimatmuseum im Dachgeschoss musste seinen Betrieb einstellen. Hinzu kommen die Auflagen aufgrund des Denkmalschutzes. „Wir müssen mindestens 1,5 Millionen Euro in das Schloss investieren“, sagte Killian. „Da muss man eine Lösung finden“, forderte Landrat Dr. Achim Brötel.
Grundschule: Eine Millioneninvestition droht der Stadt auch für eine neue Grundschule. Denn das bisherige Schulgebäudeist zu klein geworden. Ein Nebengebäude des Schlosses könnte man für weniger Geld renovieren. Allerdings konnte man bisher keinen Kontakt zur Eigentümerin aufnehmen. Dagegen ist eine Erweiterung des bisherigen Gebäudes aus technischen Gründen nicht möglich. Ein Neubau mit acht statt bisher fünf Klassenzimmern, Mensa und Ruheraum könnte für rund zehn Millionen Euro beim Kindergarten entstehen. Die Stadtverwaltung könnte dann in das aktuelle Schulgebäude ziehen, das bisherige Rathaus zu einem „Haus der Vereine“ werden.
Kindertagesstätte: Die Kindertagesstätte „Entdeckerzwerge“ in Oberwittstadt besteht seit 2019, bietet insgesamt 99 Kindern Platz und wird zu klein. Eine Erweiterung um 45 Plätze könnte drei Millionen Euro kosten. Allerdings werde es immer schwieriger, Erzieher zu finden. „Wir stehen davor, Eltern mitteilen zu müssen, dass wir ihre Kinder nicht mehr oder nur zeitweise werden betreuen können“, befürchtete der Bürgermeister.
Friedhofsmauer: Bei einem Unfall mit Fahrerflucht wurde ein Stück der Oberwittstadter Friedhofsmauer beschädigt. Wie die fünf weiteren Friedhofsmauern der Stadt steht auch diese unter Denkmalschutz. Eine Renovierung des gesamten Mauerabschnitts würde rund 160.000 Euro kosten, erläuterte Rechnungsamtsleiterin Sandra Schöll. Die Versicherung würde bis zu 50 000 Euro tragen, die Denkmalschutzbehörde rund 11 000 Euro zuschießen.
Stadtentwicklung: Bei einem kurzen Ortsrundgang rund um das Merchinger Rathaus wies Bürgermeister Ralf Killian die Regierungspräsidentin auf mehrere Leerstände hin. Im Bereich des Zedernwegs soll eine Anlage mit betreutem Wohnen für Senioren entstehen. Das Nahwärmenetz des Landkreises wird mit Holzhackschnitzeln betrieben und versorgt kommunale Gebäude und einen Teil des Neubaugebiets.
Feuerwehr: Bei der Freiwilligen Feuerwehr Ravenstein tun in fünf Abteilungswehren derzeit 165 Feuerwehrleute Dienst. Die Tagesstärke würde man nie erreichen. Bis 2031 soll Ravenstein über ein neues Feuerwehrhaus in Merchingen und zwei Außenstellen in Ballenberg und Oberwittstadt verfügen. Ein neues Gerätehaus koste rund drei Millionen Euro. Das Land fördere solche Baumaßnahmen nicht mehr.
Wasserversorgung: Im Neubaugebiet aus den 1980-er Jahren korrodieren die Wasserleitungen. „Wir müssen für Wasser und Abwasser Millionen in den Untergrund stecken“, sagte Killian.
Südlink-Trasse: Die 700 Kilometer lange Trasse soll von Brunsbüttel bis Großgartach führen. Auf einer Strecke von zehn Kilometern wird sie auf Ravensteiner Gemarkung verlaufen. Die von Ravenstein vorgeschlagenen Ausgleichsmaßnahmen im Rahmen des Naturschutzes vermisst Killian im Planfeststellungsverfahren. „Dort, wo die Maßnahmen sind, sollte man auch den Ausgleich machen“, forderte der Bürgermeister.
Sylvia Felder betonte, dass sich das Regierungspräsidium als „Dienstleistungsbehörde“ verstehe. Man soll bei der Planung von Maßnahmen möglichst früh auf die Behörde zukommen.
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