Osterburken/Schlierstadt. Bei der Kandidatenvorstellung zur Bürgermeisterwahl in Osterburken (die FN berichteten) wurde Stadtoberhaupt Jürgen Galm auf den Antrag der Southsidebase beim Regierungspräsidium Stuttgart angesprochen. Darin stellt die Betreiberfirma des Flugplatzes in Schlierstadt den Antrag, zwei schwere Propeller-Maschinen, die Fallschirmspringer transportieren sollen, dauerhaft zu genehmigen (Erläuterungen siehe Artikel rechts).
Hohe Lärmbelastung
Gernot Ludwig, der das Thema ansprach, befürchte, dass dadurch der Flugbetrieb ausgeweitet und der entstehende Lärm für die Bürger unerträglich wird. Dem Antrag liegt ein Lärmgutachten bei. Die Berechnungen darin basieren nicht auf tatsächlichen Messungen, sondern auf Hochrechnungen, denen spezielle Daten zugrunde liegen. Nach diesem Gutachten liegen die Werte im Normbereich.
Immer informiert sein
Seit Jahren fühlen sich viele Bürger durch den Flugbetrieb und das „ständige Brummen“, gerade an Wochenenden und Feiertagen, gestört und belästigt. Nach Meinung von Hans-Peter Wachter starte alle 15 Minuten ein Flugzeug mit zehn Fallschirmspringern, um diesen in rund 4000 Meter Höhe einen Absprung zu ermöglichen – zur Freude der Adrenalinfans, aber zum Leidwesen der Anwohner im Umkreis.
Hans-Michael Genieser beschreibt im FN-Gespräch die Geräusche als „unheimlich nervend“. Ständig denke er daran, „dass der Lärm gleich wieder da ist“, wenn das Flugzeug erneut über sein Haus fliegt. Er und seine Frau Gisela Herold kämpfen schon lange für die Einstellung des Flugbetriebs. Sie befürchten, dass mit dem neuen Antrag der Flugbetrieb noch mehr ausgeweitet werde.
Doch solchen Befürchtungen tritt Sarah Kuhn von der Southsidebase auf Nachfrage deutlich entgegen: „Es geht nicht darum, drei Flieger gleichzeitig einzusetzen“, betont sie und fügt an: „Unser Gedanke bei diesem Antrag ist: ,Was passiert, wenn mit unserem Flugzeug etwas wäre? Ein Ersatzteil ist zum Beispiel nicht lieferbar?’“ Southsidebase möchte nur sichergehen, dass der Betrieb mit einem Flugzeug jederzeit weiterlaufen kann. „Wir wollen nicht ausbauen.“
„Frequenz macht verrückt“
Doch auch mit nur einem Flugzeug entsteht in den Augen von Hans-Peter Wachter aus Zimmern genug Lärm. „Diese Frequenz macht verrückt“, sagt er. Außerdem stoße so ein Flugzeug viel CO2 aus, und das in Zeiten, in denen andere Leute auf Elektromobilität umsteigen sollen – für ihn unverständlich.
Die Bürger wünschen sich, dass sie Gehör finden. „Leute zusammen zu bringen, ist sehr schwierig. Es gibt viele Einzelkämpfer“, sagt Hans Petschenka aus Osterburken. Auch deshalb hatten Hans-Michael Genieser und Gisela Herold die Idee, eine Bürgerinitiative zu gründen.
Einen solchen Zusammenschluss hat es beispielsweise in der Gemeinde Althengstett gegeben. Dort versuchte die „Interessengemeinschaft gegen den privaten Fluglärm“ durchzusetzen, dass der Flugbetrieb des Fallschirmsportspringerclubs Calw auf dem Standortübungsplatz eingestellt wird. Doch alle Versuche scheiterten – auch vor Gericht.
Die Einstellung des gesamten Flugbetriebs scheint auch für ein paar Bürger um Schlierstadt unwahrscheinlich. Deshalb fordern sie in erster Linie, den Flugbetrieb an Sonn- und Feiertagen einzustellen. Außerdem wünschen sie sich, dass verschiedene Routen beim Starten und Landen geflogen werden.
Sarah Kuhn von der Southsidebase erklärt, dass solche Forderungen bereits umgesetzt wurden: So werden gewisse Routen variiert. Jedoch seien solche Flugrouten durch die Luftsicherung vorgegeben und nur bis zu einem gewissen Punkt selbst wählbar.
Auch bei der neuen Mittagspausenregelung gibt es eine Kontroverse. Früher fand der letzte Start um 12.30 Uhr statt. Dann durfte ab 13.30 Uhr wieder abgehoben werden. Nun findet im Zeitraum von 11.30 bis 14.30 Uhr für eine volle Stunde weder ein Start, noch eine Landung statt. Das stört Hans-Michael Genieser. Er ist der Meinung, dass diese neue Regelung nun noch unübersichtlicher sei, als vorher. „Sie wissen nicht, wann die Pause anfängt und daher ist das Einhalten nicht zu kontrollieren. Man hat ihnen also wieder ein Zuckerle gegeben.“
Auf Forderung nicht eingegangen
Auf die Forderung, den Flugbetrieb am Wochenende und an Feiertagen einzustellen, ist die Southsidebase nicht eingegangen. „Das ist schwierig, weil wir ein Freizeitbetrieb sind. Die Menschen gehen ihrem Hobby überwiegend am Wochenende nach. Die Einstellung würde bedeuten, dass wir hier schließen können. Es geht dabei aber eben auch um Existenzen“, sagt Sarah Kuhn.
Einfach weiter machen
Wenn sie und ihr Mann den Betrieb einstellen würden, würde das ohnehin nicht bedeuten, dass keine Flugzeug mehr abhebe, erklärt sie. Der Verpächter des Flugplatzes könnte einfach an einen anderen Betreiber verpachten. Da die Start- und Landeerlaubnis für den Flugplatz gilt und nicht für die Southsidebase, könnte der neue Pächter daher einfach weiter machen und den Betrieb gegebenenfalls sogar ausbauen.
Noch bis zum 22. Dezember können Bürger, die sich vom Lärm gestört fühlen, beim Regierungspräsidium Stuttgart oder der Stadt Osterburken schriftliche Einwände gegen die Zulassung zweier weiterer Flugzeuge einbringen.
Die Stadt wird als „Träger öffentlicher Belange“ ebenfalls Stellung beziehen, erklärte Bürgermeister Jürgen Galm. Zuvor soll das Thema jedoch im Gemeinderat und in den Ortschaftsräten angesprochen werden.
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