Osterburken. Ein ungewohntes Bild zeichnete sich in der Sitzung des Osterburkener Gemeinderats am Dienstagabend in der Baulandhalle ab: Rund dreißig Bürger wahren erschienen, um der Sitzung beizuwohnen – eine hohe Zahl im Vergleich zu den sonst eher mau besetzten Stuhlreihen. Sie waren wohl gekommen, um der Präsentation von Bürgermeister Jürgen Galm zu lauschen, der den Ansiedlungswunsch der Deutschen Post DHL Group westlich des Regionalen Industrieparks Osterburken (RIO) in der Nähe der A 81 vorstellte.
Bürger informieren
„Der Stadt liegt der Wunsch der DHL vor, ein Paketzentrum zu errichten. Das Thema ist in der Region nicht neu, wir kennen es bereits aus Oberkessach. Dort gab es bereits Planungen, die sich aber nicht verwirklichen ließen“, erklärte Galm zu Beginn. Außerdem fand bereits ein Pressegespräch zum Thema statt, bei dem das Vorhaben der DHL Group umfangreich vorgestellt wurde (die FN berichteten), so Galm weiter. Es gehe in der Sitzung vor allem darum, die Bürger auf den aktuellen Stand zu bringen, wobei man dies auch im weiteren Verlauf des Projekts tun wolle, machte der Bürgermeister deutlich.
Anhand einer Präsentation wies er darauf hin, dass die DHL einen Lückenschluss der Paketzentren forciere und der Standort in Osterburken nahe der Autobahn 81 gut geeignet sei. „Ein solches Paketzentrum bringt natürlich auch eine große Anzahl an Lkw-Verkehr mit sich. Man rechnet mit täglich rund 1000 Lkws – in Spitzenzeiten etwa 1300“, führte Galm vor. Allerdings habe DHL deutlich gemacht, dass die Zu- und Abfahrt über die Autobahn laufen und ein begleitendes Verkehrsgutachten erstellt werden solle.
Die Gesamtfläche des Areals, welches DHL im Blick hat, beträgt 17 Hektar, wovon 15 Hektar Fläche benötigen würden. Dort soll eine U-förmige Halle mit rund elf Metern Höhe und 27 000 Quadratmeter Hallenfläche errichtet werden. Geplant sind 299 Tore. Mit der Ansiedlung würden rund 400 Arbeitsplätze geschaffen werden.
Nach der Präsentation hatten einige Stadträte etwas zu sagen. Den Anfang machte Thomas Zemmel (CDU): „Die Einfahrtssituation sollte noch einmal besprochen werden. Gleich nach der Steigung abzubiegen, ist in meinen Augen relativ gefährlich.“ Er schlug vor, die Einfahrt weiter in Richtung Osterburken auf die gerade Strecke zu verlegen. Galm merkte an, dass das dann wohl ganz am Ende der Planungen stünde, sofern das Vorhaben realisiert würde.
Meinung der Bürger berücksichtigen
Werner Geiger (FWV-Fraktion) machte deutlich: „Wir stehen am Anfang eines – wovon wir alle ausgehen – längeren Diskussionsprozesses. Dem ganzen Gemeinderat ist es wichtig, die Bevölkerung frühzeitig in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Es gibt bei diesem Thema sicher viele offene Fragen und mit Sicherheit ein Für und ein Wider.“ Der Anzahl der Arbeitsplätze stehe beispielsweise der hohe Lkw-Verkehr gegenüber. Er sprach sich dafür aus, zunächst weitere Informationen zum Vorhaben der DHL einzuholen, auch von Kommunen, in denen ein solches Paketzentrum bereits gebaut wurde. „Die FWV-Fraktion plädiert dafür, dass eine Einwohnerversammlung einberufen wird und die weiteren Punkte zunächst geklärt werden“, sagte Geiger. Martin Brümmer (FWV) ergänzte, dass ein Paketzentrum besichtigt werden sollte, bevor die Versammlung stattfindet, um diese Informationen mit den Bürgern zu teilen.
Die gleiche Meinung teilte Klaus Vogel (SPD): „Es ist schon deutlich geworden, dass die Diskussion heute nicht abgeschlossen, sondern eröffnet wird und dass noch einiges vor uns liegt.“ Allgemein sei bekannt, dass jede Medaille zwei Seiten habe. So stehe neuen Arbeitsplätzen und Einnahmen Landschaftsverbrauch und Verkehrsaufkommen gegenüber.
Abwägen wichtig
„Auf jeden Fall sind – sollte es zur Umsetzung kommen – auch die Interessen der Nachbarkommunen und die Weiterentwicklung des RIOs zu berücksichtigen.“ So wenig sich die Stadt eine einmalige Chance entgehen lassen sollte, so wenig dürften die Weichen für etwas gestellt werden, bei dem die Schattenseiten überwiegen würden.
Auch er sprach sich deutlich für die Beschaffung weitere Informationen aus, die der Bevölkerung zugänglich gemacht werden sollten und setzte sich für das Anberaumen einer Bürgerversammlung ein. „Wir gehen ergebnisoffen in die Diskussion und freuen uns auf eine rege Beteiligung“, resümierte Klaus Vogel.
„Es ist in der Tat so, dass wir diesen Tagesordnungspunkt heute als Auftakt für einen Prozess ansehen, zu dem wir auch verpflichtet sind“, sagte Galm abschließend. Durch die Entwicklungen und die Automatisierung vieler Prozesse in der Industrie würden Arbeitsplätze wegfallen, die ein solcher DHL-Standort abfangen könnte. Auf der anderen Seite müsse man sich auch mit den Schattenseiten befassen. „Wir werden uns auch mit den Nachbarkommunen zusammen- und auseinandersetzen und sie weiterhin informieren“, machte Galm deutlich. „Es ist der Anfang eines Prozesses.“
Der Gemeinderat stimmte einstimmig dafür, eine Einwohnerversammlung anzuberaumen, um das Vorhaben der DHL Group zu erörtern, und beauftragte die Verwaltung mit dem Finden eines Termins und der Einberufung.
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