Gemeinderat tagte - Gremium verabschiedet Stellungnahme zum Betrieb des Flugplatzes Schlierstadt / Messungen wird es nicht geben

Flugplatz Schlierstadt: Viel Lärm um letztlich (fast) nichts?

Nach Erläuterungen von Mitarbeitern des Regierungspräsidiums Stuttgart herrscht mehr Klarheit „in Sachen“ Flugplatz Schlierstadt. Der Gemeinderat Osterburken formulierte eine Stellungnahme der Stadt, die einige Extra-Wünsche enthält.

Von 
Michael Fürst
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Auf der „Southsidebase“ in Schlierstadt kann vermutlich in dem Maße weiter geflogen werden wie bisher. Das machten Vertreter des Regierungspräsidiums am Dienstag in der Gemeinderatssitzung deutlich. © Fürst

Osterburken. Der Regisseur eines Hollywood-Films hätte die „Dramatik“ nicht besser inszenieren können: Während der Osterburkener Gemeinderat am Dienstagabend in der Baulandhalle über die „Problematik Flugplatz Schlierstadt“ (wir berichteten mehrfach) debattierte, rauschte donnernd ein Düsenjäger über den Sitzungsort. Diese Szene versinnbildlichte quasi den wesentlichen Inhalt der Diskussionen: Einigen Bürgern in und um Schlierstadt ist der Lärm, der auf dem kleinen Flugplatz entsteht, zu laut – erst recht, seit dem bekannt wurde, dass die Betreiber Sarah und Tino Kuhn einige Änderungen bei der Genehmigung des Flugbetriebs wünschen. Robert Hamm und Raphael Stolle vom Referat Luftverkehr und Luftsicherheit des Regierungspräsidiums Stuttgart verdeutlichten dem Gremium, dass die augenblickliche Situation und die Anträge des Betreibers aktuell keinen Grund für Beanstandungen brächten.

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Der Sachverhalt stellt sich im Wesentlichen wie folgt dar: Das Ehepaar Kuhn möchte neben der bereits im Einsatz befindlichen Maschine „Pilatus Porter PC-6“ noch eine „Cessna C208 Caravan“ und eine „Kodiak 100“ als Ersatzflugzeuge für den Fall genehmigen lassen, wenn eine Ersatzteil-Besorgung für die nicht mehr im Bau befindliche „Porter“ länger dauern und damit finanzielle Verluste verursachen würde. „Es ist keine Erweiterung des Flugbetriebs geplant und auch keine baulichen Maßnahmen“, versicherte Sarah Kuhn. Dazu soll die befristete Ausnahmeregelung für den „Porter“-Flugbetrieb in eine Dauerlösung umgewandelt werden. Gegen all diese Vorhaben regt sich Widerstand bei einigen Anwohnern – auch in Seckach und Zimmern. Manche Leute fühlen sich jetzt schon so sehr gestört, dass sie die Schließung des Flugplatzes forderten.

Das ist aber weder das Ansinnen des Ortschaftsrates Schlierstadt (wir berichteten) und auch nicht das des Gemeinderates Osterburken – das wurde am Dienstag deutlich. Stadtrat Erwin Knörzer-Ehrenfried drückte das so aus: „Dieser Flugplatz ist eine Bereicherung für den ländlichen Raum – für Kinder und Erwachsene. Wir müssen ihn erhalten und dürfen ihn nicht in Zweifel ziehen.“ Trotzdem hinterfragten die Räte viele Details, schließlich sind bei der Verwaltung auch rund 170 Einwendungen von etwa 90 Personen eingegangen. Man wollte und will die Sorgen also keinesfalls ignorieren. Allerdings scheinen die Bedenken in meisten Fällen unbegründet – das ergaben die Ausführungen von Robert Hamm und Raphael Stolle.

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15 000 Starts und Landungen

Hamm artikulierte den Kernsatz des Abends: „Wenn der Flugplatzbetreiber nicht gegen rechtliche Dinge verstößt, dann müssen wir eine Genehmigung erteilen. Wir sind nicht parteiisch.“ Eine Entscheidung soll „nach heutigem Stand zeitnah in den nächsten Wochen bis Monaten“ fallen, sagte Robert Hamm auf FN-Nachfrage. Er machte zudem unmissverständlich klar, dass es bei den Lärmwertberechnungen zur Beurteilung der Sachlage bleiben wird und keine Messungen durchgeführt werden. Bei Messungen ergäben sich immer Zweifel: Wurde an lärm-intensiven Tagen gemessen oder eher an ruhigen – und: wo genau wurde gemessen? „Es ist nicht zu laut. Lärm ist kein Kriterium, dass hier keine Genehmigung erteilt wird“, so Hamm. Außerdem stellten die beiden Experten klar, dass auf diesem Flugplatz 15 000 Starts und Landungen pro Jahr erlaubt seien. In den vergangenen Jahren waren es (auch Corona-bedingt) aber nur maximal 2500.

Trotzdem nahm der Gemeinderat „Messungen“ in seine Stellungnahme mit auf; konkret wünscht man „Messungen an neuralgischen Punkten in Osterburken und anliegenden Kommunen“. Weiter soll in einer Mittagspause von 12.30 bis 14.30 Uhr kein Flugbetrieb stattfinden. Man möchte, dass die Genehmigung befristet ist, dass nur ein Flugzeug in der Luft ist und dass der Flugbetrieb das bisherige Zeitfenster von 9 bis 19 Uhr nicht verlässt. Diese Stellungnahme wurde letztlich mit einer Enthaltung verabschiedet.

Bürgermeister Jürgen Galm meinte: „Es wäre gut gewesen, wenn das alles im Vorfeld bekannt gewesen wäre. Das hätte manche Emotionen erspart.“ Denn nun scheint es, als seien all die Proteste viel Lärm um (fast) nichts gewesen…

Ressortleitung Reporterchef und Leiter der Sportredaktion

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