Schlierstadt. Wer nun gedacht hatte, in dieser Sitzung des Schlierstadter Ortschaftsrats am Dienstagabend in der Mehrzweckhalle kommt es zum offenen Disput zwischen Flugplatz-Befürwortern und Flugplatz-Gegnern, der sah sich getäuscht. Lediglich sechs Interessierte waren gekommen, um der Diskussion der Räte zu diesem Thema zu folgen.
Dabei waren jüngst die Emotionen aufgrund eines Antrags des Flugplatz-Betreibers „Southsidebase“ hochgekocht (wir berichteten). Einige Bürger fühlen sich jetzt schon vom Lärm der Maschinen belästigt, die vor allem an den Wochenendenden Fallschirmspringer in die Höhen bringen – und sie glauben, dass der Betrieb noch zunehmen wird. In der jüngsten Sitzung wurde nun aber deutlich, dass die Lärmwerte noch deutlich unter den maximal erlaubten Dezibel-Zahlen liegen (siehe Infobox). „Daher sieht der Ortschaftsrat keine Rechte unserer Bürger in Schlierstadt verletzt“, hieß es.
Berechnete Lärmwerte
Die berechneten, nicht gemessenen Lärmwerte rund um Schlierstadt zeigen, dass die Bevölkerung dort keiner übermäßigen Belastung ausgesetzt ist:
Allgemeines Wohngebiet
Orientierungswert: 55 Dezibel (dB), maximaler Pegel: 85 dB.
Dorf- und Mischgebiet
Orientierungswert: 60 dB, maximaler Pegel: 90 dB.
Gewerbegebiet
Orientierungswert 65 dB, Maximaler Pegel 95 dB.
„Beschwerden gibt es, aber von Schlierstadtern gar nicht so viele“, informierte Ortsvorsteher Jürgen Breitinger. Die Menschen, die sich vom Fluglärm gestört fühlen, wohnten vermehrt auf Seckacher und Zimmerner Gemarkung. Das liegt vor allem daran, dass die Flugzeuge eher in diese Richtung abheben als in Richtung Schlierstadt. Die mehrheitliche Meinung der Räte war, dass der Betrieb des Flugplatzes in Schlierstadt kaum bis gar nicht störe. „Jedes Motorrad, das den Hahn aufdreht, ist lauter“, sagte Georg Schmidt.
Den Flugplatz schließen möchte keiner im Ortschaftsrat. Dennoch formulierten die Gremiumsmitglieder in ihrem Beschluss eindeutige Forderungen an den Betreiber „Southsidebase“: Eine Mittagspause müsse fix festgelegt werden. Bisher galt: Zwischen 12 und 14.30 Uhr eine halbe Stunde. „Aber wer will das kontrollieren?“, fragte Tobias Münch rhetorisch in die Runde. Eine Änderung der Starts in Richtung Schlierstadt wird abgelehnt. Es darf nur ein Flugzeug in der Luft sein (drei hat der Betreiber vor Ort). Die maximale Anzahl von Starts und Landungen von 1500 im Jahr soll beibehalten werden.
RP-Vertreter sollen kommen
Ganz klar positionierten sich die Räte zu dem Antrag von „Southsidebase“ beim Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe, dass die neue Genehmigung für den Betrieb des Flugplatzes, in der gewünschte Änderungen eingearbeitet sind, nicht wie beantragt unbefristet, sondern wieder nur für maximal fünf Jahre gelten soll. Osterburkens Bürgermeister Jürgen Galm, der auch an der Sitzung teilnahm, möchte sich darum bemühen, dass Vertreter des Regierungspräsidiums nach Schlierstadt kommen, um sich ein Bild vor Ort zu machen. „Da sollte dann auch der Ortschaftsrat dabei sein“, forderte Tobias Münch.
Ganz wichtig ist dem Gremium, dass die Lärm- und Immissionswerte, mit denen die Belastung der Bevölkerung bewertet wird, alsbald „richtig gemessen“ werden und nicht nur auf Berechnungen beruhen.
Auch soll der „Runde Tisch“, zu dem man 2019 letztmals zusammenkam und der danach Corona-bedingt nicht mehr zustande kam, wiederbelebt werden. Daran sollen Vertreter aller beteiligten Gremien und Institutionen sitzen.
Übrigens: Nach den Äußerungen der Interessierten aus der Bevölkerung konnte man den Eindruck gewinnen, dass auch sie klar für den Erhalt des Flugplatzes in Schlierstadt sind.
„Wenn der geschlossen wird, haben wir dort dann bald Windräder“, sagte ein Zuhörer. Und bekanntlich gibt es auch bei den „erneuerbaren Energien“ immer wieder große Diskussionen.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Messungen müssen her