40-Jahr-Jubiläum

Der Regionale Industriepark Osterburken: "Eine Erfolgsgeschichte“

Ekkehard Brand war vor 40 Jahren Seckachs Bürgermeister und daher stark in die Gründung des Regionalen Industriepark Osterburken eingebunden. Er erinnert sich noch gut an die Entstehung des interkommunalen Gewerbegebiets.

Von 
Nicola Beier
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Der Regionale Industriepark Osterburken beherbergt 40 Jahre nach seiner Gründung 38 Firmen mit mehr als 1000 Arbeitsplätzen. © Axel Dressel

Osterburken/Seckach.  

Der Regionale Industriepark Osterburken (RIO) feiert am 14. April sein 40-jähriges Bestehen. Einer, der bei der Gründung des ersten interkommunalen Gewerbegebiets in ganz Baden-Württemberg dabei war, ist Ekkehard Brand. Er war damals Bürgermeister von Seckach und erinnert sich noch gut an die Entstehungsgeschichte des RIO. „Das war damals eine ganz andere Zeit. Die Gemeinden waren noch sehr jung, die Gemeindereform lag ja erst ein paar Jahre zurück. Und ich glaube, wenn es die nicht gegeben hätte, gäbe es auch keinen RIO.“ Aus 20 Gemeinden, die sich 1972/73 zusammenschlossen, wurden so fünf Kommunen.

Schreiben von Innenminister Lothar Späth

Lothar Späth, der damalige Innenminister Baden-Württembergs, schickte im Mai 1978 ein Schreiben an die Bürgermeister Günter Bauer (Adelsheim), Klemens Brümmer (Osterburken), Horst Ullrich (Ravenstein), Arno Hagenbuch (Rosenberg) und Ekkehard Brand (Seckach), wonach diese Kommunen eines von fünf Nahbereichsmodellen im Land werden sollten. „Inhalt dieses Vorhabens war, dass das Land erproben wollte, wie man die Vielzahl von unterschiedlichen Fördermöglichkeiten bündeln könnte“, erklärt Brand im FN-Gespräch. So sollte die Antragsstellung zeitlich zusammengefasst werden und man wollte insgesamt koordinierter an die Sache herangehen. „Man hat uns fünf Gemeinden gewählt, weil wir allesamt strukturschwach waren. Man wollte also auch sehen, ob so Verbesserungen erreicht werden können.“

Auf diesen Vorschlag folgten viele Gespräche der fünf Kommunen, in denen es um Maßnahmen ging, die in den kommenden fünf Jahren die Infra- und Gesamtstruktur verbessern würden. Neben örtlichen Maßnahmen wurden auch überörtliche Vorschläge diskutiert und bewertet. Mit dabei waren auch das Kreisplanungsamt des Neckar-Odenwald-Kreises, der Regionalverband und die IHK.

So kam die Idee zum RIO auf

„Bei einem dieser Gespräche kam seitens des Regionalverbands der Vorschlag auf, dass es für die künftige Raumentwicklung wichtig wäre, ein großes gemeinsames Industriegebiet auszuweisen“, erinnert sich Brand.

Ekkehard Brand war 24 Jahre Bürgermeister von Seckach. © beier

„Der Vorschlag [zum heutigen RIO; Anm. d. Red.] kam also von außen – und ich muss sagen, dass hat gezündet. Wir haben die Anregung aufgenommen und waren uns einig darin, dass das eine gute Sache wäre.“ Es folgten Gespräche über die Standortwahl, bei der Seckach aufgrund der Entfernung zur Autobahn keinen Vorschlag einbrachte. Die restlichen vier Kommunen schlugen aber insgesamt sieben Standorte vor. „Natürlich standen die Flächen in Konkurrenz zueinander. Deshalb haben wir gesagt, dass das Kreisplanungsamt in Mosbach in Zusammenarbeit mit der IHK und dem Regionalverband die Flächen bewertet und uns dann einen Vorschlag machen soll. Alles sollte neutral gesehen werden“, beschreibt der Altbürgermeister das Prozedere. Schlussendlich sei die Entscheidung 1979 einhellig für den heutigen Standort gefallen. „Eine gute Entscheidung“, findet Brand, die ohne das gute Miteinander der Bürgermeister nicht möglich gewesen wäre.

Die Vorteile des RIOs für die Region

Alle fünf Rathauschefs erhofften sich gerade im Industriebereich eine Verbesserung für die Region. Schließlich sollten die Schüler der beiden Gymnasien, die es damals schon gab, im Bauland gehalten werden, damit sie auf der Suche nach Arbeit nicht abwandern. „Letztlich ging es darum, den jungen Menschen eine gute Ausbildung zu ermöglichen und ihnen einen Weg aufzuzeigen, wie sie hier in der Region bleiben können“, erklärt Brand die Intention.

Einige Fragen zu klären

Nachdem die Fläche für den RIO feststand, mussten die raumplanerische Voraussetzungen geschaffen, die Erschließung vorangetrieben und ein Bebauungsplan erstellt werden. „Nachdem wir das erste interkommunale Industriegebiet landesweit waren, gab es dafür keine Blaupause“, verdeutlicht Brand die Herausforderungen. Man entschied sich für den Zweckverband als Rechtsform und legte auch die Anteile für jede Kommune fest.

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Diese sollten für den Aufwand und den Ertrag gelten. „Wichtig war auch, dass jede Gemeinde unabhängig von der Größe, mit der gleichen Anzahl an Mitgliedern im Verbandsgremium vertreten ist“, sagt Brand. Über wesentliche Fragen sollte Einvernehmen herrschen. „Wir waren uns sehr kollegial und freundschaftlich verbunden, weshalb es eigentlich nie große Streitigkeiten gab“, erinnert sich der Altbürgermeister.

1984, also sechs Jahre nachdem der Vorschlag für ein interkommunales Gewerbegebiet erstmals aufkam, wurde der RIO dann gegründet. Folglich konnten Anträge auf Erschließungszuschüsse gestellt werden. „Mit der Erschließung wurde 1985 begonnen“, so Brand. Die erste Firma, die sich dann ansiedelte, war „Wandel Packaging Group Recyclen“. Kurz darauf folgte „Dietz Fruchtsäfte“.

40 Jahre später haben sich 38 Firmen mit insgesamt über 1000 Arbeitsplätzen im RIO angesiedelt. „Da sind Unternehmen dabei, die hätten wir ohne diesen günstigen Standort und die großen Grundstücksflächen nicht an Land gezogen. Und deshalb ist die Geschichte des RIO eine Erfolgsgesichte“, ist Brand überzeugt.

Noch stärkere Zusammenarbeit der RIO-Kommunen

Um die interkommunale Zusammenarbeit der fünf Kommunen weiter zu stärken und den RIO in eine gute Zukunft zu führen, soll am 14. April, bei der Jubiläumsfeier, ein „Letter of intent“ unterzeichnet werden. Ekkehard Brand findet das super: „Gemeinsamkeiten können uns nur weiter voranbringen. Wenn jeder versucht seine eigene Suppe zu kochen, ist das nicht erfolgreich. Und deshalb kann man das nur begrüßen. Wenn das Vertrauensverhältnis stimmt, dann ist alles möglich.“

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