Niederstetten. Knapp sieben Jahre lang war Simon Michler Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen und wird nun Amtsverweser in Niederstetten. Wie bewertet seine bisherige Kommune den Schritt? Ein Blick über den Tellerrand hinaus.
Für Simon Michler persönlich und für die Gemeinde Edingen-Neckarhausen „ist das die Chance auf einen Neuanfang. Das sehen auch die Fraktionen so“, berichtet Hans-Jürgen Emmerich, für die Kommune zuständiger Redakteur beim „Mannheimer Morgen“.
Der Gemeinderat von Edingen-Neckarhausen werde in einer Sondersitzung im August „die weiteren Modalitäten für die vorgezogene Neuwahl des Bürgermeisters festlegen“. Das habe Noch-Amtsinhaber Simon Michler (CDU) am Donnerstag angekündigt. Lokalpolitiker Edgar Wunder (Die Linke) habe bereits eine Sondersitzung beantragt, damit nach „dem überraschenden Wechsel von Michler nach Niederstetten möglichst schnell die Weichen für eine Nachfolge gestellt werden.“
Wie sowohl die FN-Redaktion, als auch der „MM“ berichteten, war Michler am Mittwochabend in Niederstetten einstimmig zum Amtsverweser gewählt worden. Damit kann Michler am 1. Oktober sein Amt im Vorbachtal antreten und die Geschäfte der vorläufig vom Dienst enthobenen Bürgermeisterin Heike Naber führen.
„Das ist eine Riesenchance für mich, Bürgermeister bleiben zu können“, sagte Michler in einem Gespräch dem „MM“. Wie lange er Amtsverweser sein werde, hänge unter anderem vom Verfahren vor dem Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg ab, mit dem die Amtsinhaberin gegen ihre Enthebung klagt. „Sollte sie Erfolg haben, wäre Michler aber immerhin Hauptamtsleiter in Niederstetten und würde sich von dieser Position aus dann bei der nächsten Wahl spätestens in drei Jahren als Bürgermeister bewerben“, schreibt Emmerich.
„Geld hat mich nie angetrieben“
Auch der „MM“ thematisiert die finanziellen Einbußen, die Michler mit seinem Wechsel hinnimmt: „Dass Michler in der Kleinstadt deutlich weniger verdient als in Edingen-Neckarhausen“, störe ihn nach eigenen Angaben nicht. „Geld hat mich noch nie angetrieben“, wird er zitiert. Wichtig sei es ihm, eine Kommune zu gestalten, und hierfür gebe es in Niederstetten „große Möglichkeiten“, zumal „im Gemeinderat alle an einem Strang“ zögen.
Abgesehen von einem einwöchigen Urlaub am Bodensee und seinem Umzug Ende September werde er in den verbleibenden Wochen „seine ganze Kraft für Edingen-Neckarhausen einsetzen“, versichert er dem „MM“.
Zudem lägen für mehrere örtliche Projekte die fertigen Konzepte in der Schublade. „Ich kann guten Gewissens sagen, dass ich mein Bestes gegeben habe“, erklärte der scheidende Bürgermeister.
Jetzt zu gehen und nicht noch ein Jahr zu bleiben, sei für alle Beteiligten die beste Lösung, glaubt Michler. Das sehen auch die Fraktionen des Gemeinderates in Edingen-Neckarhausen im Wesentlichen so. Der Rückzug sei nur eine „logische Folge“ seiner Erklärung, im nächsten Jahr nicht mehr kandidieren zu wollen, findet Klaus Merkle von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV): „Ich hoffe für ihn, dass es eine interessante Aufgabe ist, die ihn in Niederstetten erwartet und wünsche ihm dort viel Glück und Erfolg.“ Lukas Schöfer von der örtlichen CDU zeigt sich erleichtert: „Jetzt haben wir Gewissheit.“ SPD-Fraktionschef Michael Bangert wird so zitiert: „Der Rückzug von Simon Michler wird von unserer Seite mit dem gebotenen Respekt zur Kenntnis genommen. Wir hoffen für ihn und die Stadt Niederstetten, dass er die notwendigen Lehren aus seiner Zeit in Edingen-Neckarhausen zieht und sich die Lösung als Amtsverweser für beide Seiten glücklich entwickelt.“
Auf den Öko-Schwerpunkt stellt Thomas Hoffmann von der Offenen Grünen Liste (OGL) ab: „Sein vorzeitiger Rückzug beinhaltet die Chance, dass dem Klimaschutz früher das ihm zukommende Gewicht eingeräumt wird“.
„Ausgerechnet Niederstetten“
Auch für Edgar Wunder (Die Linke) kommt der Rückzug von Michler wie erwartet. Er bewundere den Mut des Noch-Bürgermeisters, sich „ausgerechnet Niederstetten“ auszusuchen, wo die Verhältnisse „zerrüttet“ seien.
Ulf Wacker (parteilos), 2015 selbst als Bürgermeisterkandidat angetreten, bewertet Michlers Entscheidung als gut. Sowohl „uns hier in der Gemeinde“ als auch ihm und seiner Familie ermögliche das einen Neuanfang.
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Fränkische Nachrichten Plus-Artikel Kommentar Niederstetten: Michler zum Erfolg verdammt