Hintergrund

Niederstetten: Neuer Verweser zielt aufs Bürgermandat

Der Neue kommt aus einer Kommune mit schwierigem politischen Umfeld und engen Spielräumen

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Bürgermeisterstellvertreter Ulrich Roth (rechts) gratulierte Simon Michler zum neuen Doppelposten in der Niederstettener Stadtverwaltung. © Markhard Brunecker

Niedersetten. Gewisse politisch-taktische Fehler in der Vergangenheit: Simon Michler räumt sie in einer Pressekonferenz im Zusammenhang mit der Niederstettener Amtsverwesen-Wahl klar ein. Warum er nicht mehr Bürgermeister in Edingen-Neckarhausen sein will – die Entscheidung habe er schon im Februar 2022 getroffen. Dort hätten „heftige persönliche Angriffe“ das „menschlich erträgliche Maß deutlich überschritten.“

Hintergrund: Die Heidelberger Vorstadt ist ein heißes politisches Pflaster, wie ein Hintergrundgespräch der FN-Redaktion mit dem verantwortlichen Redakteur des „Mannheimer Morgen“ ergeben hat. Michler habe dort insgesamt gut gearbeitet. Er habe zwar auch (kleinere) politische Fehler gemacht, doch insgesamt könnten sich die Ergebnisse von Michlers Amtsführung sehen lassen, so das Fazit des Vor-Ort-Redakteurs. Die Handlungsspielräume in der Ballungsraum-Kommune Edingen-Neckarhausen seien auch wegen der schwierigen politischen Konstellationen im dortigen Rat durchaus als extrem eng zu bezeichnen.

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Er wolle mit dem Wechsel nach Niederstetten die „Machtpolitik“ am Neckar hinter sich lassen, von der dort aufgezwungenen Parteipolitik zur „Sacharbeit“ zurückkehren, sagt Michler, der Mitglieder der CDU ist: „Ich wünsche mir einen normalen Gemeinderat, der seine Arbeit zielführend macht.“ Zusammen könne man ohne parteipolitische Auseinandersetzungen gestalten; Niederstetten verfüge über eine gute Infrastruktur und Entwicklungsperspektiven. Die Chemie mit dem Rat stimme, so sein Fazit nach bisherige Gesprächen mit den Mitgliedern des Gremiums.

Für Michler kein verlorener Posten

Was sein Gehalt angeht: Michler wird sich mit seinem Wechsel ab Oktober verschlechtern. Von der FN-Redaktion darauf angesprochen, hält Michler fest, dass er momentan noch ein einer extrem teueren Wohnumgebung lebe. Mit einem Umzug ins Vorbachtal würde sich der Verlust wohl egalisieren. Außerdem sehe er sich in Niederstetten weder auf verlorenem Posten, noch auf einem heißen Stuhl: Michler ist „gekommen um zu bleiben“, so lassen sich seine Ausführungen in der Pressekonferenz zusammenfassen, sprich: Er will bei der nächsten Bürgermeisterwahl das Amt auch mit dem Mandat der Einwohner übernehmen. Kampfansage an Heike Naber also in einer durchaus ungewöhnlichen Gesamtsituation.

Die Übernahme des Niederstettener Bürgermeisterpostens als Verweser mit Beamten-Befugnissen, dazu die Funktion als Hauptamtsleiter – er habe jetzt die Gelegenheit „dem Gemeinderat und den Bürgern zu beweisen“, dass er ein guter Bürgermeister sei.

An die Adresse seiner bisherigen Bürger in Edingen-Neckarhausen richtete Michler am Donnerstag bereits ein freundliche Anschiedsadresse: Von ihnen habe er sich bei allen politischen Querelen in seinem „Traumberuf Bürgermeister“ immer getragen gefühlt. Diese Erfahrung nehme er nach Niederstetten mit.

Die Doppelbesetzung „Verweser/Hauptamtsleiter“, so wurde am Rande der Konferenz von den Niederstettener Bürgermeisterstellvertretern informiert, sei mit den Landrataämtern Rhein-Neckar und Main-Tauber geprüft und kommunalrechtlich positiv beschieden worden.

Randnotiz: Das Ehepaar Michler erwartet im Jahresverlauf Familienzuwachs: Er und seine Frau Martina adoptieren vierjährige Zwillingsmädchen aus dem Inselstaat Haiti.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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