Niederstetten. Investitionen in „zweistelliger Millionenhöhe“ wird es in Niederstetten an der Heeresfliegerkaserne geben. Beim ersten Spatenstich auf dem Gelände gleich neben dem L 1020 nahe Wildentierbach (die FN berichteten bereits) präsentierte sich mit dem Simulatorprojekt auch eine neue Firma: die HFTS Helicopter Flight Training Services GmbH wird sich dort ansiedeln. Im Fahrwasser: neue Arbeitsplätze für IT-Spezialisten. Einen Niederstettener habe man bereits angestellt, so Manfred Röthinger, der Geschäftsführer von HFTS.
Vor Ort in Niederstetten ein „zukunftsträchtiger Spatenstich“, sagte Röthinger. Gleichzeitig „hält die Welt den Atem an“ – mit Blick auf Russlands Einmarsch in die Ukraine. Die Gedanken seien bei den Leidtragenden von Krieg und Gewalt. Seine Firma investiere weiter an den Simulator-Standorten Bückeburg und Faßberg, sowie jetzt in Niederstetten. Virtuell üben sollen die NH 90-Piloten dort, wo sie auch in der Realität stationiert sind.
Fehler erlaubt – aber nur virtuell
Bereits 2024, so lautet der Plan, soll alles fertig sein und die ersten Ausbildungs- und Fortbildungsflüge im virtuellen Raum stattfinden. Den kann man sich wie eine echte Pilotenkanzel auf einer erhöhten Vibrationsplatte vorstellen. Dort wird der Helikopterbesatzung das Einsatzszenario eingespiegelt – ein möglicher Absturz inklusive. Alles wirkt, das sagen Piloten, schon nach kürzester Zeit im Simulator, extrem lebensecht. Wer dort eine „Autorotation“ (ein Notlandemanöver) mit dem Helikopter fliegen muss, dem steigt der Puls wie „in echt“.
Fliegen sei „schön“, aber grundsätzlich auch „gefährlich“, hält Brigadegeneral Ulrich Ott von der Spatenstich-Gästen fest. Besonders im militärischen Bereich herrschten komplexe Aufgabenstellungen vor. Man kann beschossen werden und so die Kontrolle über einen Helikopter verlieren. Real in der Luft üben lässt sich ein so ein Notfall natürlich nicht. In einem Simulator aber schon. Auch Fehler dürfen darin gemacht werden – damit sie beim wirklichen Flug eben nicht passieren. Die Aus- und Weiterbildung sei äußerst realitätsnah. Auch taktische Manöver in einem Verband können bei einem Netzwerk-Zusammenschluss gemeinsam geübt werden.
Als „Big Picture“ skizzierte der oberste Soldat der Heeresfliegertruppe auch gemeinsame Online-Manöver mit anderen Truppengattungen. Das sei kein Kriegspielen – so kann man den General verstehen – sondern eine (kostenschonende) wirksame Variante des Übens inklusive umfangreicher Analysemöglichkeiten.
Dienst „wichtig und wertvoll“
Die Niederstettener Stadtverwaltung war mit einer Doppelspitze vertreten: Die Bürgermeisterstellvertreter Klaus Lahr und Harald Dietz hatten auch eine große Zahl an Stadträten mitgebracht. Lahr wertete die Firmenansiedlung als „sehr erfreulich“, denn damit entwickle sich auch ein wichtiger Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt. Ein zweistelliger Millionenbetrag soll investiert werden. Konkret wurde beim Thema Kosten keiner der Redner, doch neben dem reinen Bau wird wohl der Großteil der Gesamtsumme in die umfangreiche Simulatortechnik und extrem leistungsfähige Server, in Hard- und Software fließen, hieß es auf FN-Nachfrage.
Klaus Lahr würdigte die Investitionen auch namens des Gemeinderats. In Niederstetten entstünde einer der modernsten Simulatoren „für einen der modernsten Hubschrauber weltweit.“
Immer informiert sein
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sprach Lahr von einer Zeitenwende – es werde klar, wie wichtig eine gut ausgestattete Bundeswehr sei, um ihren Dienst „zur Verteidigung unserer Demokratie“ in Deutschland und Europa zu gewährleisten. Krieg, Tod und Vertreibung in Europa – es sei etwas eingetreten, was man nicht mehr für möglich gehalten habe.
An die Niederstettener Soldaten unter Standortkommandeur Oberst Peter Göhringer gewandt, sagte Lahr, dass diese einen wertvollen und wichtigen Dienst leisteten. Die Gesellschaft müsse das verstärkt anerkennen. In Niederstetten pflege man seit jeher ein sehr gutes Verhältnis zu „unseren Soldaten“. Deutschlandweit aber bestehe dringender Nachholbedarf. Er hoffe auf baldige bessere Ausstattung der Truppe.
Standort wird gestärkt
Der Firma HFTS signalisierte Lahr ein stets offenes Ohr. Die Entscheidung für den Standort Niederstetten stärke auch das Heeresfliegerregiment. Die Niederstettener Hermann Köhl Kaserne ist die einzige verbliebene Kaserne an der Tauber-Vorbach-Linie. Die lange Verbundenheit mit der Bundeswehr und den Heeresfliegern mit der Region würdigte auch Landtagsvizepräsident MdL Dr. Wolfgang Reinhart.
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