Niederstettener Heeresflieger - Waffensystemwechsel beim Such- und Rettungsdienst-Kommando / Betagte Bell UH-1D geht in Ruhestand

Vom Oldtimer zum High-Tech-Helikopter

Von 
Werner Palmert
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Die Bell UH-1D geht in den Ruhestand, ein hochmodernes Luftfahrzeug übernimmt: Für Rettungsaufgaben wurde jetzt ein neues „SAR-Kommando“ offiziell bei einer Übergabefeier eingesetzt.

Niederstetten. Die Bundeswehr stellt seit mehr als 60 Jahren den Such- und Rettungsdienst (SAR, Search and Rescue) auf dem Hoheitsgebiet der Bundesrepublik sicher. Hierfür wird seit fast 50 Jahren die Bell UH-1D eingesetzt. Eine Maschine, die sich in dieser Zeit als verlässlicher Rettungshubschrauber erwiesen hat. Nachdem im Sommer 2018 von der Politik die endgültige Entscheidung zur Beschaffung eines Nachfolgemodells getroffen wurde, erfolgte am 10. Dezember 2019 die Übergabe des ersten Luftfahrzeugs vom Typ Airbus LUH SAR H145 an die Bundeswehr. Nach Zulauf weiterer Maschinen in diesem Jahr, wird damit die UH-1D sukzessive außer Dienst gestellt.

„Teppichklopfer“ verschwindet

Der „Teppichklopfer“, von den Soldaten auch „Huey“ genannt, wird also langsam vom Himmel über Deutschland verschwinden.

Am Montag wechselte das erste von insgesamt drei SAR-Kommandos auf das hochmoderne Fluggerät. Die beiden anderen SAR-Kommandos, die dem Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten unterstellt sind, befinden sich in Nörvenich bei Köln, und in Holzdorf ungefähr einhundert Kilometer südlich von Berlin. Damit ist gewährleistet, dass jeder Ort der Bundesrepublik von einem SAR-Hubschrauber in zirka einer Stunde erreicht werden kann, wie bei der Übergabefeier am Montag, an der auch die beiden Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises Odenwald-Tauber Nina Warken und Alois Gerig teilnahmen, betont wurde.

In seiner Grußadresse erinnerte der Kommandeur des Transporthubschrauberregiments 30, Oberst Peter Göhringer, nochmals an die Hauptaufträge, die das Regiment mit zwei unterschiedlichen Waffensystemen sicherzustellen habe. (Lufttransport für das Deutsche Heer mit dem NH 90 und SAR-Einsatz – Search and Rescue – bundesweit über Land mit dem H145 LUH SAR). Dadurch bekomme der Standort Niederstetten eine besondere Bedeutung. Das Regiment ist eines von zwei NH 90-Regimentern des Heeres und es ist das SAR(L)-Regiment der Bundeswehr. Der Wechsel von UH-1D auf H145 sei praktisch als „Operation am laufenden Herzen“ erfolgt, weil die Beschaffung des neuen LUH SAR, die Ausbildung der Besatzungen, das Vertrautmachen der Besatzungen mit dem neuen System und dessen Indienststellung gleichzeitig zur hundertprozentigen Sicherstellung des SAR(L)-Dienstes an allen drei Kommandos erfolgt.

„Dies gelingt nur, weil alle Beteiligten – das Ministerium, der Kommando Bereich Heer, die Ämterebene, die Truppe und die Industrie – die Komplexität dieser Aufgabe, die auf der Zeitachse keinen Plan B zulässt, erkannt haben und deshalb in einzigartiger Weise am gleichen Strang und auch in der gleichen Richtung ziehen“. Der Meilenstein des Waffensystemwechsels solle deshalb feierlich begangen werden, um allen Verantwortlichen das bis dato Erreichte dieser erfolgreichen Arbeit zu demonstrieren, aber auch dazu auffordern, dieses Zusammenarbeiten bis zum Ende in zirka einem Jahr fortzuführen.

„Konsequente Modernisierung“

Für Vizeadmiral Carsten Stawitzki ist der Waffensystemwechsel beim SAR-Kommando Niederstetten „ein guter Tag für die Bundeswehr und für die gesamte Gesellschaft“, gleichzeitig sieht er darin auch den Ausdruck der konsequenten Modernisierung der Bundeswehr. Dies sei nur möglich durch leistungsfähige und willige Partner in der Industrie und eine reibungslose Zusammenarbeit aller am Projekt beteiligten.

Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Alfons Mais, blickte zurück auf die Planungsphase, die jetzt mit einem vorzeigbaren Ergebnis abgeschlossen wurde. Die eingesetzten Steuergelder seien sinnvoll investiert worden und die Einsatzbereitschaft sei jederzeit vorhanden gewesen.

Als Quantensprung vom Oldtimer zum High-Tech-Luftfahrzeug und Rettungshubschrauber bezeichnete Direktor Thomas Höhn von der zuständigen Planungsbehörde den Wechsel von der Bell UH-1D zum H 145. Dadurch würde sowohl der Besatzung als auch den Passagieren noch mehr Sicherheit im Einsatzfall geboten.

Die neuen H145-Airbus Hubschrauber werden auch bei den zivilen Rettungsfliegern des ADAC oder der Deutschen Rettungsflugwacht (DRF) genutzt. Allerdings verfügen die SAR-Hubschrauber über eine wesentlich bessere Ausstattung. An Bord der Bundeswehr-Maschinen befinden sich zum Beispiel zusätzlich Wärmebildkameras und auch die Handy-Ortung aus der Luft ist möglich.

Zur Erfüllung ihres SAR-Auftrages, Suche und Rettung nach abgestürzten oder in Notlagen befindlichen Militärflugzeugen sowie der Einsatz bei Notfällen im zivilen Luftverkehr, punktuell auch eine dringende Eilhilfe bei anderen Ereignissen, bekommt die siebte Staffel des Regiments in Niederstetten nach und nach sieben neue, hochmoderne Hubschrauber.

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