Kommentar

Nabers Geisterfahrt

Michael Weber-Schwarz zu Strategien der Bürgermeisterin

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Kennen Sie den Witz vom Radio hörenden Geisterfahrer auf der Autobahn? „Was? Mir soll ein Falschfahrer entgegenkommen? – Nicht einer, es sind hunderte!“

„Beratungsrestistent“ wurde Heike Naber immer wieder genannt. Damals, als es vielleicht noch Möglichkeiten zu Einigungen gab. Die Bürgermeisterin erklärte nichts, verschanzte sich hinter „laufenden Verfahren“, sprach kaum mit der Presse. Warum nicht? Auf Erklärungen wartet nicht nur die Zeitung, sondern eine Bevölkerung, die Naber gewählt hat.

Nach einer Anfrage der FN-Redaktion schickt Naber Tage später eine schriftliche Mitteilung. Ohne Rufnummer – kein Dialogangebot, keine Rückfragen möglich. Naber schreibt dabei wie ihre eigene Pressesprecherin: Alles fein säuberlich vorformuliert, in direkter und indirekter Rede. Als wäre sie zwei Personen.

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Diese beiden, Bürgermeisterin Naber (die Handelnde) und Pressesprecherin Naber (die Schreibende), verbreiten ihre „Wahrheiten“. Narzisst Donald Trump hat vorgemacht, wie das geht: Einfach behaupten, was man gerade als „persönlich richtig“ im Kopf hat. Andere sind ihm egal. So wurde er in einem ARD-Faktencheck tausendfach als „Herr der Lügen“ entlarvt. An weiteren Lügen hat ihn das nicht gehindert. Und: Wer seine Behauptungen korrigieren will, der verbreitet eben „Fake News“.

Auch Heike Naber hat ihre spezielle Sicht der Dinge: Sie habe sich als eine Art gute Mutter für ihre Mitarbeiter eingesetzt (schreibt sie) und deren „Arbeitsumfeld verbessert“. Das ist aber nur die halbe Wahrheit: Die FN haben (über die darstellbaren Einzelheiten der Stellvertreter hinaus) glaubhafte Informationen, dass Mitarbeiter nach Gesprächen mit Naber weinend auf die Straße liefen. Das Geschrei der Bürgermeisterin sei sogar draußen zu hören gewesen.

Wenn man ihr Fehlverhalten vorwarf, schob sie nicht selten auf menschlich zweifelhafte Weise ihre Mitarbeiter vor: In Ratssitzungen gab es Beispiele.

Nur drüber wundern? Die Stadträte sind über diese Phase längst hinweg. Eine weitere Zusammenarbeit ist unvorstellbar geworden. Heike Naber aber ist weiter als Geisterfahrerin unterwegs.

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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