Niederstetten. In der Brauereigaststätte in Riedbach fand die Hauptversammlung des Gewerbevereins Niederstetten statt. Die Versammlung war geprägt vom Rückblick auf drei Berichtsjahre. Der Vorsitzende André Beetz informierte, dass seit der letzten Hauptversammlung bis auf den Weihnachtsmarkt im Jahr 2019 das Vereinsleben nahezu stillgelegt war: Fast keine Sitzungen und gar keine Veranstaltungen. Da er ankündigte, bei der Neuwahl nicht mehr für das Amt des ersten Vorsitzenden zu kandidieren, resümierte André Beetz insgesamt sieben Jahre, davon fünf „aktive“.
Direkt nach Amtsantritt 2015 stand der „1. Niederstettener Genießermarkt“ auf dem Tableau, damals war der Verein sehr stark in die Planungen eingebunden, inzwischen ging die Federführung auf die Stadtverwaltung um Heidi Mädel über. „Wir werden sehen, was die Zukunft für den Markt noch bringt“, so André Beetz. 2016 fand die erste Ausbildungsmesse der „IGGHoT - Interessensgemeinschaft der Gewerbe- und Handelsvereine oberes Taubertal“, eine Kooperation der Gewerbevereine mit Creglingen, Röttingen und Weikersheim, statt. Ein Erfolgskonzept, das ebenfalls von der Pandemie ausgebremst wurde. Im Jahr 2017 wurde das 125-jährige Vereinsbestehen mit einer Messe und einem Festabend gefeiert. „Für mich persönlich stand der Weihnachtsmarkt in den vergangenen fünf Jahren an erster Stelle“, so der scheidende Vorsitzende. Die Anekdote über die zentrale Tassenkonzeption samt Spülsystem löste bei den anwesenden Vorstandsmitgliedern ein vieldeutiges Schmunzeln aus, galt es doch, althergebrachte Traditionen aufzubrechen, um modernen Hygienestandards zu entsprechen. Mit Erlösen und Mitgliedsbeiträgen wurden auch immer wieder Sponsorings getätigt, so unter anderem die Restaurierung von Maibaumschildern, ein Kinderkino im Kult und die Steinkette des Dr. Jürgen Rau-Kindergartens. „Insgesamt hat der Verein ordentlich gewirtschaftet und in jedem Jahr große, tolle Veranstaltungen auf die Beine gestellt“, so André Beetz, der wehmütig nachschob „und dann kam Corona“. „Das Vereinsleben wurde von jetzt auf gleich stillgelegt, Ämter werden aufgegeben, niemand will sich mehr den Veranstaltungsstress geben“, so Beetz, der auch aus seinem betrieblichen Erfahrungsschatz spricht, wenn er prophezeit: „Die Feste werden sterben“. Er selbst macht für sich da keine Ausnahme, denn auch er hat so manche Tätigkeit in Frage gestellt und möchte nun nach sieben Jahren nicht mehr für das Amt des Vorsitzenden kandidieren.
Zum Abschluss dankte Beetz den ebenfalls ausscheidenden Vorstandsmitgliedern. Monika Ramme-Böltz blickt als Beisitzerin unter drei Vorständen auf ein sehr langjähriges Engagement zurück. Marie Luise Kalski machte es trotz Familie und Selbstständigkeit möglich, sich einzubringen. Heidi Mädel werde sich aus Berufung wohl auch weiterhin an der Seite des Gewerbevereins für den Weihnachtsmarkt engagieren. Ebenfalls Dank gebührte Sabrina Beetz, die als Vereinssekretärin stets mit großem Zeitaufwand und Zuverlässigkeit das Vereinsleben mitgeprägt hat.
Thomas Jäger legte als Kassier den Bericht der letzten drei Jahre vor: Die Einnahmen generieren sich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Veranstaltungserlösen, zum Hauptausgabeposten zählt der Weihnachtsmarkt. „Die 2020 neu eingeführten Gutscheine erfreuen sich großer Beliebtheit und waren äußerst wichtig für die Betriebe, die vom Lockdown betroffen waren“, so Thomas Jäger zu den Finanzen. Günter Hammel bescheinigte als Kassenprüfer eine einwandfreie Arbeit.
Unter dem Punkt „Aussprache“ kam der Wunsch nach einer Aktualisierung der Homepage des Gewerbevereins auf, hier liegt für den neuen Vorstand eine wichtige Aufgabe. Für die Website der Stadt Niederstetten nahm Bürgermeisterstellvertreter Harald Dietz ein paar Anregungen mit, der sein Grußwort mit den Worten „Ich habe den Wink mit dem Link verstanden“, begann. Dietz überbrachte die Grüße der Stadt Niederstetten und würdigte die gute Partnerschaft bei vielen wichtigen Veranstaltungen, die angesichts der aktuellen Haushaltskonsolidierungsphase ebenfalls debattiert wurden. Harald Dietz übernahm den Tagesordnungspunkt Entlastung, die einstimmig en bloc für den gesamten Vorstand erteilt wurde.
Immer informiert sein
Unter der Leitung des Ehrenvorsitzenden Hans-Martin Kappes fand die Kandidatenvorstellung und Wahl statt. Für das Amt des Vorstandes wurde kein Bewerber gefunden, zum stellvertretenden Vorsitzenden wurde Tobias Dod gewählt. Als Kassier wurde Thomas Jäger bestätigt, Georg Keim bleibt Schriftführer. Kassenprüfer sind Günter Hammel und Marco Auler, der neu in den Vorstand aufrückt. Als Beisitzer komplettieren Heiko Meinikheim, Kerstin Finkenberger, Rainer Ziegler, Sandra Neckermann und Jonny Wiesinger das Vorstandsgremium.
Zeit zum Nachdenken
Tobias Dod: „Wir haben jetzt ein Jahr Zeit, die Position des Vorsitzenden zu besetzen, sonst müssen wir laut Satzung die Auflösung des Vereins einleiten“. Er mahnte an, dass dieses Jahr zum Nachdenken genutzt werden solle: „Vielleicht müssen wir auch über die inhaltliche Neuaufstellung des Vereins sprechen – ist es unsere Zukunft, jährlich einen Weihnachtsmarkt zu veranstalten, bei dem wir dann noch drauflegen?“ Ein gewaltiger Strukturwandel hat auch die Vorbachtalgemeinde ergriffen, die Industrie hat ein deutliches Übergewicht im Vergleich zum Handel. „Die Leute in der Industrie haben aber ja die gleichen Probleme wie wir, nur auf einem anderen Level“, so Dod, dessen Plädoyer im Aufruf „Ein ‘Weiter so´ geht selten gut“, gipfelte. Tobias Dod war es auch, der dem scheidenden Vorsitzenden André Beetz für insgesamt sieben Jahre an vorderster Stelle dankte. „Du hast viele Steine im Sinne des Vereins umgedreht und unangenehme Sachen angepackt, weshalb du manches Mal angeeckt bist“.
André Beetz war immer erreichbar und hat viele Termine im Namen des Vereins wahrgenommen. „Unsere Veranstaltungen wurden durch deine Expertise auf ein komplett neues Niveau gehoben – und dank des Tassenspülkonzeptes sind wir absolut hygienekonform und hoffen, dass wir nach Corona endlich durchstarten könnten“, so Dod, der sich nicht danach anhörte, als dass sich der Gewerbeverein Niederstetten nach über 125 Jahren bald selbst abwickeln möchte.
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