Musikschule Hohenlohe

Bläser-Erfolgsmodell wird exportiert

In Niederstetten funktioniert die Nachwuchs-Kooperation mit den „Vorbachtaler Musikanten“ hervorragend

Von 
Michael Weber-Schwarz
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Über zwei Jahrzehnte hinweg hat sich eine Erfolgsgeschichte entwickelt: Die „Vorbachtaler Musikanten“ haben dank der Bläserausbildung durch die Musikschule Hohenlohe keine Nachwuchssorgen. Das Modell soll nun ausgeweitet werden.

Niederstetten. Gute Nachrichten der Marke Niederstetten: Die Musikschule Hohenlohe mit Verbandssitz in der Vorbachtalstadt schreibt Erfolgsgeschichte. Andreas Straßer ist nicht nur Schulleiter, sondern er brennt für die Musikschule.

Die Kooperation zwischen dem örtlichen Musikverein „Vorbachtaler Musikanten“ ist schon unter seinem Vorgänger Hermann-Josef Beyer ausgebaut und intensiviert worden. Die Früchte sind ganz offensichtlich: Der Blasmusikverein hat mit über 60 Aktiven keine Nachwuchssorgen (mehr), weil sozusagen „von klein auf“ nachgesteuert wird.

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Wie funktioniert das? Es gibt eine ganze Reihe von frühen Fördermaßnahmen bei der Musikschule. „Wir machen Musik“ (WIM) heißt ein niederschwelliges Angebot für die ersten Klassen. Bläserklassen gibt es für die Klassenstufen drei bis vier – und dann können die Schüler in ein Jugendorchester übertreten.

Ab einer gewissen Instrumentenreife – in der Regel die „D1“-Prüfung des Blasmusikverbands, kann man schon ganz gut bei den „Großen“ mitspielen“. Wer nämlich die Prüfung erfolgreich ablegt, der (oder die) kann auch richtig was: Notenlehre in Theorie und Praxis, musikalisches Hören und einiges an Pflichtstücken – mindestens solistisch.

In der Stadt verwurzelt

Was soll mein Nachwuchs lernen? Klavier, Gitarre oder Geige? In Niederstetten ist klar, dass auch Blasinstrumente zum Kanon der Ausbildungsangebote für Kinder und Jugendliche dazugehören müssen, denn: Musikalische Bildung fällt nicht in einen leeren Raum, sondern muss zumindest potenziell in einer Stadt verwurzelt sein. Und wenn ein etabliertes Blasorchester existiert, dann kann man dort auch hineinwachsen. Wenn Kind und Eltern es wollen, versteht sich.

Ein Instrument lernen oder die eigene Stimme beherrschen: Das bringt einen Menschen in ganz besonderer Weise ins Leben. Man erlebt ein „Ich kann was“, sagt Andreas Straßer. Und zwar nicht als Einzelkämpfer, sondern als Teamplayer.

Plus-Faktoren sind messbar

Für eine musikalische Erziehung spricht vieles, denn sie hat messbare Folgen: Eine Verbesserung der emotionalen Befindlichkeit, eine Steigerung von Leistung und Kreativität, die Kompensation von Konzentrationsschwächen und überdurchschnittliche schulische Leistungen – trotz zeitlicher Mehrbelastung.

„Wer mit einem Instrument anfängt, kann schon nach einem halben Jahr die ersten richtigen Erfolge erleben“, weiß Straßer. „und auch wenn das Kind später nicht weitermacht, dann war der Unterricht keine verschenkte Zeit.“

Überhaupt das Wort Unterricht: Es passt nicht mehr richtig für das, was stattfindet: Es ist ein Gesamtprojekt, das am Kind ansetzt. Und das Drumherum stellt sich soweit wie möglich darauf ein. Damit sich der „Zögling“ auf etwas Größeres, Gemeinsames einstellen kann.

Andreas Straßer bringt es auf den Punkt: „Wir sind eine kommunale Bildungseinrichtung. Und als solche investieren wir in die Zukunft einer Kommune und das nachhaltig.“

Wer in einem Verein wie den Vorbachtaler Musikanten integriert ist, der kommt nach Ausbildung oder Studium viel wahrscheinlicher wieder, als jemand ohne solche Wurzeln.

„Und so stärken wir auch die ganze Stadt und ihre Attraktivität“, so Straßer. Unterstützung für die örtliche Musikschule heiße auch: „Uns sind unsere Kinder wichtig, sie sind integriert“ – und sie werden vielleicht irgendwann einmal selbst Vereinsvorstände, Stadträtinnen, Entscheidungsträger.

Ganztagesbetreuung kommt

Die Kehrseite bildet wie so oft der Bereich Finanzen. „Kreativ wollen allesein, nur mit den Geldern tut man sich oft schwer“. Die Musikschule Hohenlohe ist in Schrozberg, Blaufelden, Gerabronn, Igersheim, Niederstetten und Weikersheim aktiv. Rund 40 Prozent der Kosten übernehmen derzeit die Kommunen, dazu kommen Eigenmittel (über Beiträge) und Landesmittel. Speziell in Niederstetten hat die Musikschule ganz gute Voraussetzungen für ihre Vorhaben: Im örtlichen Bildungszentrum und in der Alten Schule gibt es adäquate Räume.

Was selbstverständlich erscheint ist es nicht, denn „Musik wird störend oft empfunden / zumal sie mit Geräusch verbunden“, weiß man seit Wilhelm Busch.

Gute räumliche Abstimmung oder separierte Unterrichtszimmer sind deshalb wichtig. Auch in Weikersheim funktioniert’s: dort ist man in allen drei örtlichen Schultypen „drin.“

Auf Augenhöhe

Das „Bläsermodell Niederstetten“ hat die Stadtgrenzen mittlerweile übersprungen. In Blaufelden gibt es bereits eine Bläserklasse, in Gerabronn und Schrozberg gibt es ähnliche Projekte. „Wir wollen es auf alle unsere Verbandsgemeinden ausweiten“, hält Straßer fest.

In nicht allzu ferner Zukunft kommt eine neue Herausforderung auf die allgemeinbildenden Schulen und ihre kommunalen Träger zu: die garantierte Ganztagesbetreuung in den Grundschule. Und weil jetzt schon über den zu erwartenden Fachkräftemangel gejammert wird, ist sich der Musikschulleiter sicher: „Ohne uns geht es nicht.“ Die Wertschätzung sei bereits deutlich gewachsen.

„Aber ein Engagement bei der Ganztagesbetreuung kann nicht nach dem ’macht-mal-Prinzip’ funktionieren, sondern nur mit Konzept und auf Augenhöhe.“

Redaktion Im Einsatz für die Lokalausgabe Bad Mergentheim

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