Mudau. Schon eine Stunde vor Beginn der großen Prunk- und Fremdensitzung der Karnevalsgesellschaft „Mudemer Wassersucher“ war die Stimmung im Narrentempel voll freudiger Spannung auf die erste Präsenz-Sitzung nach der Pandemie.
Mit jeder Menge Schunkelliedern und Fastnachtssongs im Gepäck sorgte die Trachtenkapelle – bekannt als beste Sitzungskapelle des Odenwalds – unter Stabführung von Jürgen Schmid und Ralph Müller für stetes Ansteigen des Stimmungsbarometers.
Pünktlich zum Einmarsch der Aktiven, traditionell angeführt von Wassersucher Norbert Münch als Gallionsfigur der Mudemer Fastnacht – vor allem in dieser Geburtstagskampagne unter dem Motto „Vor 70 Johr schoss der Mudemer Narr empor“ – hatte die Fastnachtsstimmung bestes Niveau erreicht.
In unschlagbarem Teamwork begrüßte das versierte Präsidenten-Duo Daniel Schäfer und Angelo Walter die Gastabordnungen aus Zwingenberg, Limbach, Hettigenbeuern, Hardheim, Osterburken, Kirchzell, Hainstadt, Königheim, Seckach, Hettingen, Glashofen sowie allen Mudauer Ortsteilen und stellte das amtierende Prinzenpaar vor.
Schlüssel anstandslos übergeben
Ihre Lieblichkeit Prinzessin Corina II. und seine Tollität Prinz Tobias I. (Geiger) sahen sich berechtigterweise als weitere Bereicherung im personell sowieso schon neu strukturierten Rathaus, schließlich sei sie organisatorisch unschlagbar und er würde das Geld von Bayern mitbringen. Außerdem hätte das Paar, wohnhaft am Rumpfener Buckel, eh schon den besten Überblick über Mudau. Wie gut Prinzessin Corinna delegieren kann, bewies sie mit der Überreichung von Schneidwerkzeug für Unkraut an Dr. Rippberger, der ja aktuell Zeit habe, den Unkrautwall am Rumpfener Buckel zu bekämpfen. Dieser war von der neuen Regentschaft so begeistert, dass er den Rathausschlüssel anstandslos an die Prinzessin übergab.
Auch die Geistlichkeiten zollten dem Prinzenpaar Respekt: Dekan Johannes Balbach in der Hoffnung, dass die Kirche am Sonntag ähnlich gut frequentiert werde wie der Narrentempel und Pfarrerin Rebecca Stober in dem Geständnis, endlich der Fastnacht sehr viel näher gekommen zu sein.
Den Startschuss für das Programm präsentierten mit ihrem temperamentvollen Gardetanz die 13 Mädels der KaGeMuWa-Minigarde, die sich mit ihrer perfekten Darbietung auch gleich die erste „La Ola“ verdienten, bevor es mit Peter Bienert von der FG „Hordemer Wölf“, alias „Isegrimm vom Unterschloss“, politisch wurde. Er nahm kein gereimtes Blatt vor den Mund und erntete rundum zustimmendes Nicken und Beifall.
Dann eroberte Tanzmariechen Pia Röth von der KG „Kuckuck Eberbach“ mit akrobatischer Grazie die Bühne. Hanna & Sophia vom FV Elferrat der Stadt Osterburken verliehen dann dem Ausdruck „Synchron-Tanz“ eine ganz neue Ebene.
Als „Mann vom Ordnungsamt“ machte Lokalmatador Uwe Lenz zur Freude von Bürgermeister Dr. Rippberger deutlich, dass „Was ich abkassier’, des Geld bleibt in Mudi im Oart“, eben zur Grundsanierung seines schönen Heimatdorfs. Was dringend notwendig sei, wenn er sich den klotzigen Neubau beim Tor zur Hauptstraße ansehe und ihn zur Bitte verleitete: „Verbaut Mudi net, denn kem Oart is sou scheij!“ Stromausfall sei hier ebenso wenig ein Problem wie Gendern, denn dunkle Straßen sei man gewohnt und mit „Es Madle“ kann man „er/sie“ oder „m/w“ überspielen.
Die Lachsalven erschütterten bei dieser Bütt den Saal und wurden beim anschließenden Schautanz der „KaGeMuWa“-Prinzengarde „Hisst die Flagge – uns gehört das Meer!“ nach dem Säbelrasseln der 16 charmant kämpfenden Piratinnen durch Begeisterungsböller des Publikums abgelöst.
Die „Helden in Strumpfhosen“, auch bekannt als TSV-Männerballett, haben sich mit ihren einfallsreichen und urkomischen Auftritten bereits überregional in die Herzen des Publikums getanzt. In diesem Jahr präsentierte die engagierte Truppe ein überzeugendes Revival der neonbunten Welt des Aerobic mit „Ready to rumble“, was dem Helden-Fanclub noch mehr Zuwachs brachte.
Im Zuge der letzten Online-Prunksitzung war Luca Grimm als „De klee Grimm vom große Parkplatz“ als Bütten-Nachwuchs entdeckt worden. Er bewältigte sein Debüt vor großem Publikum mit der „Luca App 2.0 – Das Update“ ebenfalls mit Bravour. Außer dem Problem mit seinen Eltern, die nicht ausziehen wollen, passiere derzeit nicht viel in Mudau. Doch im Zuge von Klimaschutz – Thema Katar und FIFA – sollte seiner Meinung nach auch Schloßau (blau-weiß) geschützt werden. – Blau-weiß in 14-facher Ausführung – zeigte die deutlich vergrößerte „Fregger-Garde“ aus Hettingen.
Als Auswanderer brachte Andreas Poser von der FG „Lustige Vögel Schweinberg“ die Mudemer Narrenschar zum Lachen, denn wenn man nach Donebach „an den A… der Welt“ auswandert, um als absolut benachteiligtes Exemplar der Gruppe „Mann“ nutzlosen Selbsthilfegruppen aus dem Weg gehen zu können, bleibt nun mal kein Auge trocken.
Vielleicht hätten das die guten „Aladin-Geister“ der Schlotfeger-Schautanzgruppe richten können, die mit „1001 Nacht“, zauberhaften Kostümen und einem gelungenen Kunstturn-Schautanz das Publikum begeisterten und dabei nicht nur drei Wünsche erfüllten. „Do guck hi, die gleiche Gsichter wie vor de Pandemie“ stellten die „Mudemer Rotzlöffel“ Yannik Mechler und Elias Noe fest, die gut informiert die Missstände im Ort unter die Lupe nahmen. Wie zum Beispiel Seniorenteller für Dreijährige im Container statt im Kindergarten, oder dass sie Hauptamtsleiter Herbert jetzt mit Bianca ansprechen sollen, oder das klobige Entree an der Hauptstraße oder die Erdaushub-Deponie Golfplatz, wo doch der schönste Mudemer Berg der Rumpfener Buckel sei. Sie sprachen aus, was viele denken, ohne unter die Gürtellinie zu zielen – dafür Chapeau!
Besonderer Jahresrückblick
In der Samstagssitzung wurden zwei Programmpunkte ausgetauscht – und es begeisterten zum einen die gemischte Schautanzgruppe der FG „Höpfemer Schnapsbrenner“ mit einer „Arabischen Nacht“ und Ralf „Zack“ Zang von der FG „Höhgöiker Glashofen“ mit seiner Art des „Jahresrückblicks“.
Mit einem hervorragend eintrainierten Gardetanz setzten die 14 Damen der „KaGeMuWa“-Wassersuchergarde dem närrischen Programm einen würdigen Schlusspunkt an beiden Prunksitzungsabenden, bevor Vorsitzender Helmut Korger jr. und die Präsidenten Florian Stuhl, Daniel Schäfer und Angelo Walter im großen Finale allen Aktiven des Abends vor, auf und hinter der Bühne zu den Klängen von „Butterfly“ dankten.
Man hatte viel gelernt während der Pandemiezeit und ein kurzweiliges und nicht künstlich in die Länge gezogenes Programm präsentiert, das für alle ein Genuss war.
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