Feuerwehrführungshäuser

Wo im Einsatzfall die Fäden zusammenlaufen

Bei einer Großschadenslage sind Feuerwehrabschnittsführungshäuser das Sprachrohr zwischen Integrierter Leitstelle und den  Einsatzkräften vor Ort. Das sind ihre Aufgaben.

Von 
Diana Seufert
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Alle Daten werden im Führungsraum gesammelt und geordnet. © Diana Seufert

Lauda-Königshofen. Seit Tagen hat es ununterbrochen geregnet. Nicht nur die Tauber ist weit über die Ufer getreten. Zahlreiche Keller müssen flussabwärts ausgepumpt werden. Hochkonzentriert sitzt Christoph Renner vor dem Bildschirm. Auf den Monitoren vor ihm kann er alles überblicken. Wie ist die Lage vor Ort, wo wird welches Fahrzeug oder Gerät gebraucht?

Im Kontrollraum im Feuerwehrhaus in Lauda ist es vergleichsweise ruhig, Hektik lässt der Leiter der Führungsgruppe erst gar nicht aufkommen – obwohl die Telefone kaum stillstehen. Ebenso wie Kommandant Christian Schulz hat Renner ein wachsames Auge. Die beiden simulieren nur ein mögliches Szenario für die Führungsgruppe des Feuerwehrabschnittsführungshauses Lauda-Königshofen. Im Ernstfall muss jeder Handgriff und jeder Mausklick sitzen.

In der Einsatzzentrale des Feuerwehrabschnittsführungshauses laufen die Informationen bei einem Ernstfall zusammen. Im Feuerwehrhaus Lauda simuliert Kommandant Christian Schulz (stehend) zusammen mit Christoph Renner, Leiter der Führungsgruppe, und Bianca Klingert den Einsatzfall bei einer Großschadenslage. © Diana Seufert

Bei Großschadenslage Feuerwehren entlasten

Lauda-Königshofen ist eines von insgesamt fünf Feuerwehrabschnittsführungshäusern im Main-Tauber-Kreis – neben Wertheim, Tauberbischofsheim, Bad Mergentheim und Niederstetten. Was sich dahinter verbirgt, erklärt Kommandant Christian Schulz: „Bei einer Großschadenslage, die mindestens zwei Kommunen betrifft, werden die Feuerwehren vor Ort entlastet. Im Führungshaus laufen die Fäden zusammen, der Einsatz wird koordiniert und die Kommunikation mit der Leitstelle übernommen.“ Für die Floriansjünger draußen bedeutet das, sie haben den Kopf für die Rettungsarbeit frei und werden neben der operativ-taktischen Arbeit nicht mit anderen Aufgaben überrollt. Etwa wenn weitere Fahrzeuge oder Helfer benötigt werden.

Informationen bündeln und weitergeben

Wie sieht eine Führungsgruppe aus? Zwölf Mitglieder umfasst die Gruppe, in der Feuerwehrleute aus allen Abteilungen von Lauda-Königshofen vertreten sind. Im Ernstfall ist das Feuerwehrhaus dann mit sechs Leuten besetzt. Sie erhalten von der Integrierten Leitstelle die Informationen, bündeln und ordnen sie und geben die relevanten Daten an die Feuerwehrhäuser oder den Einsatzleitwagen vor Ort weiter.

Schneller Überblick für alle

Schulz und Renner sehen die Führungshäuser dabei als Makler und Schnittstelle zwischen den Helfern vor Ort und dem Führungsstab in der Integrierten Leitstelle, wo auch der Kreisbrandmeister zu finden ist. Dem stellt man ebenso einen schnellen Überblick zur Verfügung. Gleichzeitig ist man das Sprachrohr und der „Verteiler von oben nach unten“. Gearbeitet wird aber nicht nur digital, sondern noch klassisch mit Papier und Karten.

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Vor rund einem Jahr wurde der Führungsstab der Feuerwehr neu aufgestellt, wie Kreisbrandmeister Andreas Geyer erklärt. Bei einer Großschadenslage treffen sich die Mitglieder dann im Führungsstabsraum in der Integrierten Leitstelle in Bad Mergentheim. Die fünf Feuerwehrabschnittsführungshäuser im weitläufigen Landkreis sieht er dabei als wertvolle Zuarbeiter für den Führungsstab. „Das Modell ist durch die Größe des Kreises in jedem Fall sinnvoll. Die lokalen Einsatzkräfte kennen die Gefahrenschwerpunkte und haben eine detaillierte Ortskenntnis.“ So komme man im Schadensfall schneller an Informationen. „Die Mitlieder des Führungsstabs dagegen kommen aus dem kompletten Kreisgebiet.“

Landkreis laut Kreisbrandmeister gut aufgestellt

Der Landkreis ist aus dem Blickwinkel des Kreisbrandmeisters gut aufgestellt: „Führungsstab und Verwaltungsstab wurden neu aufgebaut, gleichzeitig gab es Investitionen in die Technik.“ Die Feuerwehrabschnittsführungshäuser wurden im Rahmen der Einführung des Digitalfunks mit zusätzlichen Funkgeräten ausgerüstet, wofür es eine finanzielle Unterstützung durch das Land gab.

Nicht nur ein Starkregenereignis, etwa wie im Ahrtal oder Ende 2023 in Niedersachsen, könnte einen Einsatz von Führungsstab und Feuerwehrabschnittsführungshäuser hervorrufen. „Längere Einsätze, die viel Logistik benötigen“, beschreibt Geyer die Szenarien. Auch ein entgleister Zug, eventuell mit Verletzten oder mit Gefahrgut als Ladung, ruft alle auf den Plan.

Auch bei Stromausfall abgesichert

Die Feuerwehr Lauda-Königshofen arbeitet bei einem Stromausfall autark und mit mehreren Rückfallebenen. Die Arbeitsplätze im Führungshaus sind alle doppelt vorhanden. Funk, Lagekarten und Sicherungssysteme haben nicht ausgedient. Eine Einheit sei für den Notfall auch in der Funkwerkstatt. „Wir könnten also drei Ausfälle überbrücken“, so Renner. Nur wenn der Funk ausfalle, werde es richtig schwierig, sagen die Feuerwehrleute.

Die Struktur ist derzeit noch im Aufbau. Seit Sommer wird in Lauda-Königshofen mit den neuen Computerprogrammen gearbeitet, die zur Routine werden sollen. Im Einsatzfall müssen alle einen kühlen Kopf bewahren. In Bad Mergentheim ist man schon vertrauter mit der Software, die alle Feuerwehrabschnittsführungshäuser im Kreis nutzen. Die Vernetzung ist für Schulz und Geyer ein wichtiger Faktor. Jeder hat den gleichen Informationsstand und Zugriff.

Druck raus nehmen

„Wenn es eine Führungsgruppe gibt, nimmt das einiges an Druck raus“, so Schulz. Die neue Technik erleichtere die Arbeit deutlich, brauche aber ein intensives Training, weiß Christian Schulz, der bei der Berufsfeuerwehr Heilbronn auch in der Leitstelle tätig war. Hat sich alles eingespielt, könne man auch Personal austauschen, sollte eine Gefahrenlage, wie bei einem Hochwasser, länger andauern. Damit sich alles einspielen kann, ist in den nächsten Monaten eine Großübung geplant.

„Wir bereiten uns bestmöglich auf den Ernstfall vor, der bis jetzt glücklicherweise noch nicht so oft eingetreten ist“, unterstreichen Schulz und Geyer. Allerdings sei man jederzeit und in wenigen Minuten handlungsfähig und gut aufgestellt für eine außergewöhnliche Ereignislage. Dann sitzt Christoph Renner wieder fokussiert vor dem Bildschirm und hat die Lage im Blick.

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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