Umwelt - Stadtverwaltung untersagt auf einem Wiesenweg Radfahrern die Nutzung – Mountainbiker fühlen sich durch Pauschalierungen vorverurteilt

Verbotsschilder in Königshofen sorgen für Verwirrung

Die Stadt Lauda-Königshofen hat Schilder aufgestellt, um Radfahrern und Mountainbikern das Passieren einiger Wege zu untersagen. Die Nachfrage im Gemeinderat löste nun eine größere Welle aus.

Von 
Diana Seufert
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An einem Weg im Gewann „Am Altenberg“ und „Neuberglein“ in Königshofen untersagt die Stadt das Radfahren per Verbotsschild. © Stadtverwaltung

Lauda-Königshofen.. Die Wege rund um Königshofen und Lauda werden von vielen Spaziergängern gerne genutzt. Nicht nur in die Weinberge zieht es die Erholungssuchenden, sondern auch gerne auf den Turmberg. Dort hat man eine grandiose Sicht über das Taubertal und ins Umpfertal.

Auch viele Radler und Mountainbiker sind zu jeder Jahreszeit in der Natur anzutreffen. Als die Gruppe um Achim Hoos und Siegfried Maier vor einigen Wochen mal wieder auf den Wegen in der Flur unterwegs waren, fiel ihnen an einem Weg in den Gewannen „Am Kaltenberg“ und „Neuberglein“, unweit des Loki-Schmidt-Biotops, ein Schild auf. Aufgestellt wurde es von der Stadtverwaltung. „Liebe Mountainbiker und Radfahrer, Waldwege sind keine Rennpisten. Aus Rücksicht auf Tiere, Pflanzen und zu Ihrer eigenen Sicherheit ist dieser Weg für Fahrräder jeglicher Art gesperrt“, ist dort zu lesen.

Einiges angestaut

Die Nachfrage von Gemeinderat Reinhard Vollmer, was es mit diesen Schildern auf sich hat, beantwortete Ordnungsamtsleiter Andreas Buchmann in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Auf FN-Nachfrage macht der städtische Mitarbeiter deutlich: „Im Wald müssen die Wege mindestens zwei Meter breit sein, damit sie Radfahrer nutzen können.“ Buchmann verweist auf das Waldgesetz von Baden-Württemberg, in dem dies festgelegt ist. Feldwege in der Flur müssten entsprechend ausgebaut sein, sagt er.

„Da hat sich einiges angestaut“, macht Buchmann deutlich, warum man Anfang des Jahres schließlich die Schilder aufgestellt hat. Dabei gehe es um Rücksichtnahme, aber auch um die Sicherheit der Radler selbst: Für die Stadt stellt sich bei einem Unfall die Haftungsfrage. „Wenn ein Biker sich bei einem Sturz Verletzungen zuzieht, ist die Stadt für die Verkehrssicherungspflicht zuständig, wenn der Weg genutzt werden darf.“

Buchmann weiß, dass es bei Wanderern und Radfahrern extreme Einstellungen geben kann. „Das ist kein einfaches Thema“, erklärt er. Um Konflikte zu vermeiden, hatte man sich für die Schilder entschieden.

Raus in die Natur zieht es mit dem Rad nicht nur eine Mountainbike-Gruppe des TV Königshofen, sondern auch eine lose Vereinigung von Leuten, die sich regelmäßig zu Touren treffen. Sie fühlen sich von solchen Pauschalierungen vorverurteilt. „Wir lieben die Natur und deren Vielfalt“, betonen Siegfried Maier und Achim Hoos. Gerade deshalb sei der Respekt der Umwelt gegenüber für sie sehr groß. Man halte sich an die Regeln und wolle sich nicht darüber hinwegsetzen. Und man suche bei Meinungsverschiedenheiten das Gespräch. Die beiden berichten von vielen Begegnungen mit Wanderern, Hundebesitzern oder Reitern. „Wir fahren langsam und halten rechtzeitig an, um den Leuten den Vortritt zu lassen“, ist ihre Devise. Auch weil man die Reaktion der Hunde nicht einschätzen könne und so brenzlige Situationen vermeide.

„Gerade in Zeiten der Pandemie, wenn es viele Leute in die Natur drängt, ist gegenseitige Rücksichtnahme wichtig.“ Da sind sich alle einig. Das Schild auf dem Wiesenweg bei Königshofen hat bei den Bikern für viel Verwunderung gesorgt. Sie fragen sich, warum man nicht den Dialog gesucht, sondern Verbotsschilder aufgestellt hat. Im dünn besiedelten Taubertal sollte es ihrer Meinung nach immer eine Lösung geben.

Im Landkreis Göttingen war man genau diesen Weg gegangen. Unter dem Motto „Rücksicht macht Wege breit“ wurde dort für das gegenseitige Verständnis geworben. Auch in der Pfalz teilen sich Radler und Wanderer die Wege. Eine solch verbindende Art hatten sich auch die Mitglieder des Gemeinderats gewünscht.

Wunsch nach richtigem Trail

Den Becksteiner Parcours sehen die Biker eher nüchtern. Er ist in ihren Augen eher für Anfänger oder Gelegenheitsbiker. Einen richtigen Trail, wie er derzeit in Külsheim entsteht, würden sie sich auch für Lauda-Königshofen wünschen. „Das wäre ein attraktiver Anziehungspunkt für Touristen“, finden Hoos und Maier.

Weniger verantwortungsvoller Radfahrer hat Theodor Schad schon erlebt. Der Vorsitzende des Vogel- und Naturschutzvereins hat einige negative Erfahrungen gemacht mit Radlern, die über die Wege „brettern“. Wenn er sie dann auf ihren Fehler hingewiesen habe, sei er oft angegangen und beschimpft worden. „Die zischen mit schnellem Tempo aus dem Wald raus und kümmern sich nicht um private Grundstücke“, ist er verärgert, dass meist der Spaß im Vordergrund stehe. „Waldwege sind keine Mountainbike-Strecken.“ Vor allem wenn so etwas am Naturdenkmal an der Galgensteige passiert, ist er sauer. Schilder, die auf Privatgrundstücke hingewiesen hätten, seien mutwillig zerstört worden.

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Dass es auch Chaoten unter den Freizeitsportlern gibt, die über durch Wald und Flur „brettern“ und damit dem Ruf aller schaden, wissen die beiden Mountainbiker. Aber das sei nicht die Regel. Und sie geben zu bedenken: „Wenn auf den Straßen ein paar Autofahrer rasen, sind nicht gleich alle rücksichtslose Raser. So ist das auch bei uns.“

Bei der Stadtverwaltung will man in sich gehen und den Wortlaut der Schilder überdenken. „Vielleicht haben wir nicht den richtigen Ton getroffen“, hatte es Bürgermeister Dr. Lukas Braun bei der Gemeinderatssitzung formuliert.

Daran will man bei der Stadt arbeiten. „Die Schilder aber bleiben“, sagt Andreas Buchmann vom Ordnungsamt. „Vom Grundsatz her ist das richtig.“

Redaktion Hauptsächlich für die Lokalausgabe Tauberbischofsheim im Einsatz

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